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Antonín Dvořák: Quintette Op. 81 & 97 – PAVEL HAAS QUARTETT, Boris GILTBURG, Pavel NIKL, Supraphon CD – ULTIMATIVE EINSPIELUNG

01.11.2017 | cd

Antonín Dvořák: Quintette Op. 81 & 97 – PAVEL HAAS QUARTETT, Boris GILTBURG, Pavel NIKL, Supraphon CD – ULTIMATIVE EINSPIELUNG

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Das tschechische Pavel Haas Quartett hat in den zwölf Jahren seit Gründung durch die Primgeigerin Veronika Jarůšková eine wahre Erfolgsgeschichte, nicht zuletzt auf Tonträgern, geschrieben. Mit ihrer neuen CD widmen sie sich zwei absoluten Höhepunkten abendländischer Kammermusik, dem Klavierquintett Nr. 2 in A-Dur, Op. 81 und dem Streichquintett in Es-Dur, Op. 97 von Antonín Dvořák.

Wieder legen die in Fachkreisen äußerst renommierten Musiker eine maßstabsetzende Einspielung vor. Auch wenn Sie, werter Leser, glauben, mit S. Richter und dem Borodin Quartett schon die ultimative Einspielung zu besitzen, werden Sie feststellen, dass die neue CD diesen Mythos noch einmal übertrifft. In welch spielerischen Rausch, welch weite dynamische Fahrwasser von sanft säuselnden Wellen bis zu zischenden Sturmfluten die vier Musiker dieses musikalische Universum tauchen, ist atemberaubend. Kaum je hat mich eine Kammermusik-CD von der ersten Note an so gefangen genommen. Schon das Allegro des Klavierquintetts lässt nach den sanft-magischen Einleitungstakten keine Minute falsche Gemütlichkeit zu, der Hörer ist vom ersten Takt an gefordert mitzumachen, sein Ohr zu spitzen. Da haben sich die vier Musiker vorher fest die Hände mit böhmischer Erde eingerieben, bevor sie sich mit Rasanz, unbändiger Energie und fast schon besessener Spielwut in die harmonischen Abenteuer der Durchführung dieses gigantischen Sonatensatzes stürzen. Feen- und geisterhaft zieht das wehmütige Seitenthema akustische Schwaden übers Land.

Die Einzigartigkeit der Interpretation liegt auch daran, dass das Pavel Haas Quartett hier mit dem genialen russisch-israelischen Pianist Boris Giltburg einen Partner auf Augenhöhe gefunden hat. Für das Adagio hat Dvorak eine Dumka ( das ist ein ukrainischer Volkstanz mit Wechsel zwischen Iangsamen, melancholischen und schnellen Abschnitten) mit einem berückend schönen Thema gewählt. Giltburg gibt hier die schwärmerische Leitplanke vor, die den spätromantischen Ton mit tänzerischer Volkstümlichkeit verschmilzt. Ein Furiant, der diesen Namen verdient, und eine Polka am Ende des finalen Allegros evozieren die Dorfbretter, auf denen Lieb und Leid, Leidenschaft und Eifersucht ihr tänzerisches Zueinander fanden.

Beim Streichquintett Op. 97 werden die vier Musiker des Pavel Haas Quartetts (neben Veronika Jarůšková sind das Marek Zwiebel zweite Violine, Radim Sedmidubský Viola und Peter Jarůšek Cello) durch Pavel Nikl, einem ehemaligen Mitglied des Quartetts, an der Viola verstärkt. Auch hier begeistern die Frische des Spiels, die Lust am thematischen Hakenschlagen, das Spannen der klanglichen Regenbögen, die Spontanität, das mit Elektrizität geladene musikalische Wetterleuchten dieser Musik. Nicht schwer vorherzusagen, dass diese Einspielung mit Preisen nur so überhäuft werden wird.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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