CD/OC490 ANDREAS BAUER KANABAS
„LOVE AND DESPAIR“
Es war mir seit einigen Jahren ein besonderes Vergnügen den großartigen Bassbariton Andreas Bauer Kanabas an der Oper Frankfurt sowie während diverser Gastspiele live zu erleben. Gleich ob im deutschen, italienischen, französischen oder slawischen Fach der vielseitige Künstler scheint sich in allen Bereichen wohl zu fühlen und nun erschien sein erstes Recital auf Oehms Classics mit Werken in sechs Sprachen gesungen. Als Verdi-Interpret par excellence empfahl sich Andreas Bauer Kanabas insbesondere mit vier vortrefflichen Exempels bereits zu Beginn mit der Arie und Cabaletta des de Silva aus „Ernani“ mit hinreißend klangvoll-flexiblem Bass interpretiert. Als virtuoser Vokal-Inszenator erwies sich der Sänger zur gefühlvoll tief erfüllten Szene des Philipp Elle ne m´aime pas aus „Don Carlos“, in wirkungsvollem Kontrast erklangen die Zaccaria-Arie Vieni, o Levita! aus „Nabucco“ sowie Bancos bange Ahnungen aus „Macbeth“. Faszinierend dem kultivierten Legato, dem samtig bruchlosen Timbre in Verbindung der dynamischen Schattierungen dieser exzellenten Stimme zu lauschen.
Ob live oder auf Tonträger König Markes erschütternde Klage aus Richard Wagners „Tristan und Isolde“ wird in seiner bedingungslosen Konstellation bei Bauer Kanabas zum intellektuellen Erlebnis. Vortrefflich in differenziertem Wohllaut gestaltet folgten die Szenen des „Aleko“ (Rachmaninow) und Vodnis Mahnung aus „Rusalka“ (Dvorak).
Das krönende CD-Finale bildete die dramaturgisch grandiose, szenisch-akustische Öffnung der Siebten Tür aus „Herzog Blaubarts Burg“ (Bartók), markant kräftig, prächtig akzentuiert geleitet Blaubart die neugierige Judith in verbotene Gefilde, von Tanja Ariane Baumgartners erotisch-dunklem Mezzoklang vortrefflich assistiert. Sehnlichst wünschte sich der Rezensent diese Traumbesetzung auf die Frankfurter Opernbühne ….?
Harmonisch, farbenreich, temperamentvoll, technisch brillant, geprägt von hoher Musikalität präsentierte sich das Latvian Festival Orchestra Riga unter der sensibel-umsichtigen Stabführung von Karsten Januschke und bettete die absolut grandiosen Solisten in differenziert-individuelle Klangwogen.
Zu gerne hätte ich diesem musikalischen Erlebnis mehr gelauscht, jedoch wurden leider knapp wertvolle 20 Minuten der CD-Kapazität unnütz verschenkt. Dennoch bleibt diese Silberscheibe ein empfehlenswertes „muss“ für jeden Musikfreund und absolute Bereicherung einer Klassik-Diskothek.
Gerhard Hoffmann