Amsterdam, Concertgebouw, Brahms: Ein deutsches Requiem am 24. Februar 2018 :
Bernhard Haitink mit seinem Radio Philharmonischen Orchester, das er in den 50er- Jahren aufbaute, bescherte eine unvergessliche Sternstunde. So milde, versöhnlich und herzlich hat man dieses Bramhms´sche Requiem selten erleben dürfen. Haitink, fast 89 Jahre alt gibt mit miminalem Aufwand Impulse und lässt so viele sensible Kleinigkeiten entstehen. Da schwingt die Weisheit eines großen Musikers im Raum und bringt diesen herrlichen, bis auf den letzten Platz besetzten Saal des Concertgebouw zum Klingen.
Die Außen- Chorsätze „Selig sind“, vom Groot Omroepkoor filigran gesungen, bilden eine zarte Klammer christlicher Geborgenheit. Auch „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ ist hier kein massiges Auftrumpfen, sondern ein samtenes Anschwellen innerer Kraft.
Großen Anteil daran hatten auch die beiden außergewöhnlichen Solisten: Camilla Tilling mit ihrem klang- und glutvollen Sopran schillert im so tröstlichen „Ihr habt nun Traurigkeit“ über dem Chor, und Johannes Martin Kränzle singt mit einer berührenden Interpretation im dritten Teil „Herr, lehre doch mich“ und warm- leuchtenden Baritonfarben im prophetischen „ Wir werden nicht alle verwandelt“…
Das Radio Philharmonische Orchester folgte dem Maestro bis in die kleinste Nuance. Der vollmundige Oboenklang, die blitzsauberen Posaunen seien hier stellvertretend erwähnt.
Bernhard Haitink hat Amsterdam ein großes Geschenk bereitet und die Zuhörerschaft sprach ihm mit Jubelstürmen ihren Dank aus.
Dieses Konzert wird lange und tief nachschwingen.
Damian Kern