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ALTENBURG/ Stift: PIRAMO E TISBE von Johann Adolf Hasse

10.07.2016 | Oper

Barockopern-Juwel im Stift Altenburg: „Piramo e Tisbe von Johann Adolf Hasse (Vorstellung: 9. 7. 2016)

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Tisbes Vater (Peter Widholz) blieb unbeeindruckt vom Flehen seiner Tochter (Megan Kahts) Foto: Barbara Pálffy

 Zum fünften Mal bringt heuer das TEATRO BAROCCO im Stift Altenburg bei Horn eine selten gespielte Barockoper in der Stiftsbibliothek zur Aufführung. In diesem Jahr fiel die Wahl auf das „Intermezzo tragico a tre vocigenannte Werk „Piramo e Tisbevon Johann Adolf Hasse, das im Jahr 1768 in Wien uraufgeführt und 1770 einige Male am kaiserlichen Hoftheater im Schloss Laxenburg gezeigt wurde.

 Johann Adolf Hasse (1699 – 1783) zählte zwischen 1730 und 1760 zu den bedeutendsten Vertretern der Opera seria in Italien und in Deutschland. Er studierte in Hamburg, wo er an der Oper auch als Tenor im Einsatz war. Ab 1722 hielt er sich in Neapel auf, wo er bei Alessandro Scarlatti und Porpora studierte. 1730 heiratete er die berühmte Sängerin Faustina Bordoni, mit der er einer Einladung an den Dresdner Hof folgte, wo er bis 1763 als Kapellmeister an der italienischen Oper tätig war. Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit Metastasio, dessen Texte er nahezu alle vertonte. Nach dem Tod von Friedrich August II. ging Hasse zunächst nach Wien, 1773 übersiedelte er nach Venedig, wo er zehn Jahre später starb. Insgesamt komponierte er 56 Opern, die ihm den Ruf eines herausragenden Repräsentanten der höfisch-aristokratischen Opera seria eintrugen.

 Nachdem Hasse längere Zeit in Vergessenheit geraten war, wurde er in den letzten Jahren erfreulicherweise wiederentdeckt. Beginnend 2009 an der Dresdner Semperoper mit Cleofide,  wurden Opern von ihm unter anderem in München, Wien, Schwetzingen, Krumau und Salzburg aufgeführt, wo 2010 auch Piramo e Tisbe bei den Pfingstfestspielen konzertant dargeboten wurde.

 Die Handlung dieses Werks, dessen Libretto von Marco Coltellini stammt, in Kurzfassung: Tisbe liebt Piramo, doch ihr Vater will sie aus Hass gegenüber der Familie Piramos zu einer unfreiwilligen Heirat mit einem Fremden zwingen. Doch Tisbe widersetzt sich der ihr aufgezwungenen Ehe und schmiedet mit Piramo den Plan zur baldigen Flucht. Die beiden verabreden sich zu später Stunde im nahen Wald, in dem es schließlich zu einem fatalen Irrtum kommt: Piramo glaubt, dass Tisbe von einem wilden Tier getötet wurde und ersticht sich. Als Tisbe ihren Geliebten sterbend vorfindet, folgt sie ihm in den Tod. Tisbes Vater entdeckt die beiden Sterbenden, erkennt die Folgen seines Starrsinns und richtet sich auch.

 Bernd Roger Bienert, der Gründer und Intendant des TEATRO BAROCCO, führte nicht nur Regie, sondern war – wie immer – bestrebt, dem Publikum eine historisch authentische Aufführung der Oper zu bieten, was sich auch bei den Kulissen und den Kostümen widerspiegelt, für die er gleichfalls verantwortlich zeichnet. Da darüber hinaus das Ensemble TEATRO BAROCCO auf historischen Instrumenten spielt und bei der Produktion auch auf die barocke „Gebärdensprache“ der Darsteller geachtet wird, kann man von einem barocken Gesamtkunstwerk sprechen, das in dieser Art und Weise am ehesten noch in Paris bei den Aufführungen der Barockopern an der Opéra Royal in Versailles und im Schlosstheater von Krumau, wo sogar das Orchester bei Kerzenlicht spielt, zu erleben ist.      

 Dazu ein Zitat aus dem im informativ gestalteten Programmheft abgedruckten Vorwort von Landeshauptmann Erwin Pröll: „Die Produktionen der vergangenen Jahre haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welchen Zauber diese Werke auch heute noch verbreiten, wenn man sie nur im Stil der Zeit rekonstruiert und auf historischen Instrumenten im originalen Rahmen präsentiert.

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Die tragische Rolle der Tisbe verkörperte eindrucksvoll die südafrikanische Sopranistin Megan Kahts (Foto: Barbara Pálffy)

 Dass die Hasse-Oper auch ein musikalischer Kunstgenuss wurde, war dem kleinen Sängerensemble und dem Orchester zu verdanken, die mit exzellenten Leistungen aufwarteten. Die tragische Rolle der Tisbe wurde von der südafrikanischen Sopranistin Megan Kahts sowohl stimmlich wie auch darstellerisch eindrucksvoll gespielt und ausdrucksstark gesungen. Ihr ebenbürtig war die slowakische Sopranistin Maria Taytakova als Piramo in weiblichen Kostümen, wie es in der Barockzeit üblich war. Auch sie glänzte durch den wandlungsfähigen Ausdruck ihres Soprans. Mit stimmlich wundervollem Einklang waren ihre drei Duette gesungen.

 Als Tisbes Vater überzeugte der aus Wien gebürtige Tenor Peter Widholz, der vor der Vorstellung einen halbstündigen, sehr launig gehaltenen Einführungsvortrag über das Werk und den Komponisten, aber auch über die Musikszene dieser Zeit hielt, mit seiner kräftigen, oft leidenschaftlich klingenden Stimme. Den humorvollen Auftritt des Löwen besorgte der aus München stammende Tänzer Gabriel Wanka.

 Das neunköpfige Orchester Ensemble TEATRO BAROCCO, das die phantasievolle Partitur des Komponisten klangvoll wiedergab, wurde vom Cembalo aus von dem aus einer steirischen Musikerfamilie stammenden Emanuel Schmelzer-Ziringer geleitet, der auch für die exakten Einsätze des Sängerensembles mit sichtlicher Routine sorgte.

 Das begeisterte Publikum belohnte am Schluss alle Mitwirkenden  für ihre eindrucksvollen Leistungen mit frenetischem, nicht enden wollendem Beifall, unter den sich auch einige „Brava-Rufe für die beiden Sopranistinnen mischten.

 Udo Pacolt

 PS: Weitere Aufführungen von Piramo e Tisbe finden am 16., 23. und 30. Juli 2016 um 19 Uhr im Stift Altenburg bei Horn statt. In Bad Aussee wird am 20. August 2016 im Kur- & Congresshaus um 19:30 Uhr ein Gastspiel gegeben.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

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