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ALICANTE/ Teatro Prinzipal: DIE ZAUBERFLÖTE

01.11.2018 | Oper


Thomas Weinhappel vor dem Theater. Foto: privat

ALICANTE/ Teatro Prinzipal: DIE ZAUBERFLÖTE

Obwohl mehr als 2000 km zwischen der spanischen Hafenstadt an der Costa Blanca und Salzburg liegen, versteht man es im Teatro Principal de Alicante dem Salzburger genius loci und seiner Zauberflöte mehr als gerecht zu werden. Im Gegensatz zur sommerlichen Festspielpremiere dieses Jahres von Lydia Steier in Salzburg kommt die herbstliche spanische Inszenierung ganz ohne bühnenbildnerische Kapriolen und Regieeskapaden aus.

Der künstlerische Direktor Luis Miguel Lainz vertraut Mozart – der genügt.  Und das zu Recht begeisterte Publikum in Alicante dankt es ihm, weil es Mozart pur erleben darf.

Durch die ausgewogene Mischung aus stimmungsvollem Bühnenbild (Alfredo Troisi), das einige wenige Male bei moderner Bühnentechnik Anleihen nimmt, und romantischer Regie (Roberta Matelli), die  Mozarts Opernfiguren gerecht wird, wird der Zuhörer von ausgezeichneten Stimmen durch die Reiche der Königin der Nacht (Marie-Pierre Roy) und des stimmgewaltigen Sarastro (Ivail Dschurow) geführt.

Martin Mázik am Pult lenkt gleichwohl behutsam wie konsequent Orchester, Chor und die weiteren Hauptrollen:

Die spielfreudige Papagena (Pauline Rouillard), die mit einem strahlenden Sopran gesegnete Pamina (Francesca Bruni), den edlen Prinzen Tamino (Santiago Sanchez), der „froh den kühnen Lauf (und sicher jeden hohen Ton) wagt“ und Papageno (Thomas Weinhappel), den Landsmann Mozarts.


Francesca Bruni (Pamina) und Thomas Weinhappel (Papageno). Photo © Marie-Ange Lainz

Seinem Können verdankt es das spanisch sprechende Publikum, dass es sogar – trotz der Sprachbarriere – Schikaneders Witz genießen konnte. Der Wiener Bariton sorgte aber nicht nur schauspielerisch, sondern dank seinem samtenem Timbre und seiner prächtigen Stimme auch sängerisch für die exzellentesten Momente des Abends.

Neben vielen Bravo-Rufen spendete das Publikum auch den „stillen Beifall“, der Mozart selbst bei der Uraufführung „am meisten freute“ (Wolfgang A. Mozart in einem Brief an seine Frau Constanze, 7. Oktober 1791).

Dass dieser Abend vom spanischen Publikum bejubelt wurde, ist – neben den sängerischen Leistungen – aber zum einen auch dem Bühnenbild und zum anderen einer in sich schlüssigen Regieidee zu verdanken, mit der sich die Protagonisten offensichtlich identifizieren und dieser zur Wirkung verhelfen konnten. 

Die spanische Produktion der 1791 in Wien entstandenen Zauberflöte (KV 620) verknüpft geschickt die Zauberposse mit den nach Schikaneders und Mozarts Willen darin verborgenen freimaurerischen Symbolen: Durch ein zentrales, bühnenfüllendes „Auge der Vorsehung“ treten wechselweise Sarastro, die Priester, aber auch die Königin und letztlich Tamino und Pamina, um den Weg ihrer Prüfungen zu beginnen. Es wird so nicht nur zu einem für die bühnenwirksamen Auftritte der Protagonisten äußerst praktischen Tor, sondern auch auf metaphysischer Ebene zum Zentrum der Bühne.

Ganz bewusst zeigen nicht nur Säulen und Sphingen, sondern auch die Kostüme der Angehörigen Sarastros, dass diese Zauberflöte ägyptische Züge trägt – den Anweisungen im Libretto wird hier vollkommen gefolgt: „An beyden Seiten stehen practicable hohe altägyptische Thüren, welche mehr Seitengebäude vorstellen“.

Wenn man Mozarts letzte Oper mit untadeligen Sängern als Märchen mit einem Hauch von Reminiszenz an die Uraufführung erleben möchte, ist man in Alicante an der richtigen Adresse.

 

Teatro Prinzipal de Alicante, Tatjana Wiesbauer

Photo © Marie-Ange Lainz;  Francesca Bruni (Pamina) und Thomas Weinhappel (Papageno)

 

 

 

 

 

 

 

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