Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Aleksandra KURZAK – ein wenig Glück gehört dazu

20.05.2018 | Sänger

ALEKSANDRA KURZAK IN DER GALERIE DES ONLINE-MERKER


Aleksandra Kurzak zu Besuch beim Online-Merker. Copyright: Barbara Zeininger

Ein schöner Nachmittag mit der Künstlerin Aleksandra Kurzak fand in der Merker-Online Galerie statt.

Die international tätige Sopranistin erzählte kurzweilig und sehr nett von den Anfängen in ihrer polnischen Heimat, bis zu den großen Erfolgen von der Met über die Scala Milano und natürlich auch an der Wiener Staatsoper.

Es ist immer wieder schön zu hören, wenn sich Künstler in Wien wohl fühlen, gerne hier sind und besonders die Arbeit an der Staatsoper als sehr angenehm empfinden. Dieses Gefühl zu haben, dass in diesem Betrieb alle Menschen ihre Arbeit lieben und gerne machen, vom Bühnenarbeiter bis zur Garderobiere, ist für Bühnenkünstler ebenso wichtig wie die Kostüm- und Maskenbetreuung.

Nebenbei findet die gebürtige Polin auch die Menschen unserer Stadt im Allgemeinen sehr nett. Sie kommt aus einer Musikerfamilie, die Mutter war Sopranistin und der Vater spielte im Orchester Horn. Schon sehr früh begann sie Geige zu spielen und sang schon als kleines Kind ihrer Mutter alles nach. Später fand sie, dass die Geige immer ständiges Üben fordert, was sie als etwas zu anstrengend fand. Sie entschied sich also für das ebenso anstrengende Singen. Ihre Lehrerin war ihre Mutter. In
Breslau (Wroclaw), wo die Familie lebt und beide Elternteile am Theater engagiert waren kam es auch zum Debüt der ganz jungen Aleksandra Kurzak.
Sie sang die Susanna in „le nozze di Figaro“ mit ihrer Mutter als Gräfin Almaviva. Der Graf war ihr damaliger Verlobter. Die besorgte Mama war so nervös, dass sie fast nicht singen konnte. Das war der 26. Mai, der polnische Muttertag des Jahres 1999.

Bereits 2001 ging es nach Hamburg ins Studio der Oper. Dort sang sie anfangs Rollen wie den Pagen in Rigoletto. Das machte sie doch etwas traurig, wäre sie natürlich viel lieber die Gilda gewesen., die sie ja mitproben durfte /musste. Und, ein wenig Glück gehört dazu!, erkrankte die Sängerin der Gilda und Franz Grundheber (Rigoletto) setzte sich für die junge Kollegin ein, so dass es zum Rollendebüt mit der Gilda in Hamburg kam. Im Hamburger Ensemble blieb sie weitere Jahre, bis 2007. In dieser Zeit nahm sie an vielen Wettbewerben, auch Operalia, teil. Die Wettbewerbe waren alle vor Operalia, der letzte Bewerb war eben Operalia im Jahr 2000.

In Hamburg gab es nach der Papagena sehr bald die „Königin der Nacht“ auf ähnliche Weise wie die Gilda. Eine Kollegin wurde durch ihr krankes Kind so angesteckt, dass sie diese Rolle kurzfristig an die junge Aleksandra abgeben musste. Es wurde ein sehr großer Erfolg und viele weitere Königinnen folgten nach. Beim Operalia Wettbewerb wurden viele „Spione“ diverser großer Opernhäuser wie RHO London, Metropolitan, und andere auf diese hochtalentierte junge Künstlerin aufmerksam. Daraus
ergaben sich viele Vorsingen. Es folgten dann Gastengagrments nach London zu Antonio Pappano für die Aspasia in „Mitridate“. In der Saison 2004/5 kam dann die Met mit der Olympia, der viele weitere Rollen ihres Faches folgten.

2008 war das Debüt in Wien mit der Rosina, nach einigen Jahren kamen dann dazu die Marie in „Fille de regimente“, Adina, Violetta, Susanna und Gilda.
In dieser Spielzeit konnte man sie dann mit einer schönen Facherweiterung an der Seite ihre Ehemannes Roberto Alagna als Desdemona und Liù erleben.

Derzeit bezeichnet sie „L’elisir d’amore“ als ihre Schicksalsoper: Sie lernte Ihren jetzigen Mann kennen, nach der Hochzeit wieder als erster gemeinsamer Auftritt diese Oper, so wie auch nach der Babypause. Einmal mussten sie sogar beide gemeinsam eine Vorstellung dieser Oper wegen Erkrankung, beide zum ersten Mal in ihren Karrieren, absagen.


Aleksandra Kurzak zu Besuch beim Online-Merker. Copyright: Barbara Zeininger

Die näheren Ziele sind die beiden neuen Rollen in Hamburg und Paris zu singen. Viel Freude macht ihr auch die Partie der Rachel in „La Juive“, in der sie an der Seite ihres Mannes als Eleazar ein Rollendebüt hatte. Angedacht und in Vorbereitung sind Rollen wie Luisa Miller, Amalia in Masnadieri, Verdis Requiem undElisabetta (Don Carlo). Die Nedda machte ihr viel Freude, und natürlich
ist sie auch an der polnischen Oper „König Roger“ von Szymanowski an der Scala Milano sehr interessiert..

Eine Traumrolle ist für die Butterfly, weil sie nicht nur musikalisch wunderbar ist, sondern auch voll der großen Emotionen.. Sie ist davon überzeugt, dass man nie emotionslos an eine Rolle herangehen soll. Entweder komplett darin sein oder es besser lassen. Eine zu lange Probenzeit findet sie eigentlich nie so gut, weil leicht der Zustand des „Überprobt“-Seins eintritt und das ein unangenehmer und für die Premiere ungünstiger Zustand ist. Sie schätzt an allen Theatern auch sehr die alten traditionellen Inszenierungen. Man sollte viele davon nie aufgeben.

Einmal gab es auch eine sehr unschöne Erfahrung, aber auch diese sind wichtig. Sie studierte alle drei Frauenrollen in Hoffmann. Wegen einer 1/8 Pause in der Olympiaarie kam es zum Streit. Trotz Aussprache und Versöhnung wolle sie es nicht mehr machen, denn wenn einmal dicke Luft im Team ist, ist es besser so.

An Richard Wagner ist das Interesse derzeit eher gering. Sie hat nur Blumenmädchen von ihm gesungen. Von Richard Strauss sang sie schon die 5. Magd, die Sophie hat sie in der Zeit in Hamburg studiert. Zerbinetta kann sie und die Ägyptische Helena, das war
an der Met geplant, aber die Produktion wurde doch gestrichen. Im deutschen Fach sang sie auch noch die Marzelline im „Fidelio”, Blonde, Marie aus Zar und Zimmermann oder Ännchen. Das französische Fach hat neben der Rachel natürlich noch die Michaela, die Juliette und die Margerite zu bieten.

Nur die komischen Rollen will sie nun langsam ad acta legen. Sie meint 20 Jahre Komödie wären genug.!

Andererseits liebt sie die klassische Operette sehr und würde sehr gerne einmal eine Divenrolle singen. In Breslau war sie noch die Adele neben der Mama als Rosalinde. Sie hat sie auch in Hamburg und München gesungen. Jedenfalls steht die klassische Operette
auf der Wunschliste weit oben.

Als sie sich in der Anfangszeit nach anderen Lehrern neben Mama umsah, war die Erfahrung nicht immer so positiv. Man wollte die Natur umstellen. Plötzlich während des Unterrichts hat sie 1,5 Oktaven verloren. Da war die Trennung von der Lehrerin unerlässlich. Man soll sich nie anstrengen, alles muss leicht kommen und der Hals darf nie schmerzen.

Das Paar Alagna – Kurzak ist immer versucht, mit der kleinen Tochter zu reisen und die entzückende Kleine geht auch schon zu Vorstellungen, meist ist sie auch begeistert. Einzig bei Otello hat sie bei der Schlussszene Angst gehabt. Dann sagte sie: „Papa, Du darfst die Rolle nicht mehr singen. Bitte alle Auftritte absagen“.

Ein Wiedersehen in Wien ist jedenfalls schon in Planung.

Das Gespräch führte Elena Habermann in der Online-Merker-Galerie am 14.5.2018

 

Diese Seite drucken