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ABGESANG: RAVEL, SHOSTAKOVICH – Junge Deutsche Philharmonie CD. Live aus der Berliner Digital Concert Hall 12. März 2017

22.11.2017 | cd

ABGESANG: RAVEL, SHOSTAKOVICH – Junge Deutsche Philharmonie CD

Live aus der Berliner Digital Concert Hall 12. März 2017

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Die 15. und damit letzte Symphonie von Dmitri Shostakovich und die „Valses nobles et sentimentales„ von Maurice Ravel standen bei diesem von Jonathan Nott so umsichtig dirigierten Konzert in der Berliner Philharmonie auf dem Programm. Es war, wie jetzt auf CD nachzuhören ist, ein großartiges, sensibel und höchst präsent, quasi auf der Stuhlkante musiziertes Konzert. Die jungen Musikerinnen und Musiker des Orchesters sind allesamt Studierende an deutschsprachigen Musikhochschulen. Aus diesem Nachwuchsorchester Deutschlands sind zudem viele renommierte Ensembles, wie das Ensemble Modern, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen oder das Freiburger Barockorchester hervorgegangen.  Derzeit gehören dem Orchester Instrumentalisten aus rund 30 Nationen an, sie treffen sich jährlich zu intensiven Probenphasen mit anschließenden internationalen Konzerttourneen. Seit 2014 ist Jonathan Nott Erster Dirigent und Künstlerischer Berater.

Mit welcher technischen Perfektion und absolutem Ausdruckswillen das Orchester ihrem Chef folgt, ist stupend. Jeder weiß, wie anspruchsvoll Ravels Lob des goldenen Zeitalters des Wiener Walzers zu spielen ist. Zwischen vordergründigem Krachenlassen und verschleierten Passagen oszilliert das achtteilige kurze, manchmal wie besoffen daherkommende Stück in exzentrischem Dreivierteltakt. Demgegenüber hält die letzte Symphonie von Shostakovich ganz andere, wesentlich asketischere Töne bereit. Von likörgeschwängerter Nostalgie wie bei Ravel findet man hier keine Spur. Dafür bietet dieser symphonische Schwanengesang eine Collage an Zitaten aus der Musikliteratur von Beethoven über Rossini bis hin zu Wagner (Tristan, Walküre). Der erste Satz wurde vom Komponisten selbst als „Spielwarenladen“ bezeichnet. Welch exzellente Wahl  für ein Junges Orchester, das diesen rätselhaften, fröhlich bis tragischen Abgesang in all seinen Facetten ausleuchtet und in adäquate Töne stülpt. Dieser brillanten und bis in die kleinsten Soli hinein akkuraten Orchesterleistung nach ist es um den Nachwuchs in Deutschland ganz vorzüglich bestellt. Das nun veröffentlichte Album ist damit mehr als eine Talentprobe, es ist schlichtweg in jeder Hinsicht meisterlich!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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