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ERL/ Tioler Festspiele: Liederabend Camilla Nylund (Sopran)/ Helmut Deutsch (Klavier)-

17.07.2025 | Konzert/Liederabende

16.7.2025- Liederabend Camilla Nylund (Sopran)/ Helmut Deutsch (Klavier)- Festspielhaus Erl- Tiroler Festspiele Erl Sommer 2025.

„Das Innerste zum Leuchten gebracht!“

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Helmut Deutsch, Camilla Nylund. Foto: Scheffold-Media

Die finnische Sopranistin Camilla Nylund, eine der international begehrtesten Sängerinnen ihres Fachs, deren Repertoire die großen Partien des klassisch-romantischen Repertoires umfasst und sie in diesem Fach Maßstäbe gesetzt hat, gab im Festspielhaus Erl einen fulminanten Liederabend. Hochkarätigst begleitet von Helmut Deutsch, einem der gefragtesten und erfolgreichsten Liedbegleiter der Welt. Nylund bewies, dass es auch mit einer mächtigen Wagnerstimme, die u.a. Isolde und Brünnhilde zu singen gewohnt ist, höchst überzeugend und eindrucksvoll möglich ist, Lieder zu singen. Mit enormer Weichheit, überragender Textverständlichkeit, kunstvoller, pointierter, sowie akzentuierter, fesselnder Stimmführung, stets im Dienste des jeweiligen Liedes, brillierte die weltberühmte Richard Wagner und Richard Strauss Heroine, ausdrucksstark, einfühlsam und souverän im Genre des Kunstliedes!

Helmut Deutsch war ihr ein höchst einfühlsamer, aufmerksamer, überragend kunstvoller Begleiter am Klavier. Seine Hände schwebten weich und souverän wie kostbare Perlen über das Klavier und erzeugten eine künstlerisch ungemein wertvolle Klangatmosphäre!

Das phänomenale Duo begann den Abend mit Liedern von Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) aus „ Einfache Lieder für eine Singstimme und Klavier“ op.9. „Schneeglöckchen“ (Nr.1), „Das Ständchen“ (Nr.3), „Liebesbriefchen“ (Nr.4) und „Sommer“ (Nr.6). Korngold, der Schöpfer des Welterfolges „Die tote Stadt“ vermochte auch feinnervige, intime Lieder zu komponieren. Camilla Nylund gestaltete sie einfühlsam, facettenreich mit genauester Differenzierung des emotionalen Ausdrucks und wohldosierter stimmlicher Prägnanz und Kompetenz, durchgetragen von Helmut Deutsch am Klavier mit immenser Intensität, sowie überragender Musikalität. Als Hommage an ihre finnische Heimat präsentierte Nylund Lieder in ihrer Muttersprache von dem finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957). „Illalle“ (An den Abend) op.17/6, „På verandan vid havet“ (Auf dem Balkon am Meer) op.38/2, „Soluppgång“ (Sonnenaufgang) op.37/3, „Demanten på marssnön“ (Der Diamant im Märzschnee) op.36/6, „Säf, säf, susa“ (Schilfrohr, säusle) op.36/4, „Flickan kom ifrån sin älsklings möte“ (Das Stelldichein) op.37/5. Die umfangreiche Fülle und Ausdruckskraft ihres mächtigen Soprans mit der, dem Abend entsprechenden, liedhaften Feinheit, kam in diesen Liedern besonders gut zur Geltung. Intensität gepaart mit natürlicher Authentizität bewirkten einen exzeptionellen Eindruck des finnischen Liedguts, sensationell begleitet am Klavier von Helmut Deutsch. Mit den „Sieben frühen Liedern“ von Alban Berg (1885-1935), „Nacht“, „Schilflied“, „Die Nachtigall“, „Traumgekrönt“, „Im Zimmer“, „Liebesode“ und „Sommertage“ kulminierte der erste Teil dieses exzellenten Liederabends. Alban Berg, der mit seinem ergreifenden Liederzyklus in das weite „Wunderland“ seiner kompositorischen Schöpfung entführt, in dem sich die Stimme mit grenzenloser Freiheit in großen Intervallsprüngen bewegen kann, wurde von Camilla Nylund zutiefst berührend, feinfühlig, spannungsreich, auf höchstem Niveau der Liedkunst, durchlebt. Ebenso wie von Helmut Deutsch am Klavier, der einen glänzenden, qualitätsvollen Klangteppich ausbreitete und das Alban Berg‘sche Oeuvre, gemeinsam mit der Sängerin, sensibelst und akribisch auskostete. Im zweiten Teil dieses außergewöhnlichen Abends beeindruckten zunächst die berühmten „Rückert-Lieder“ von Gustav Mahler (1860-1911), „Ich atmet‘ einen  linden Duft“, „Liebst du um Schönheit“, „Blicke mir nicht in die Lieder!“, „Um Mitternacht“, „Ich bin der Welt abhanden gekommen“. Camilla Nylund breitete ihr großes künstlerisches, interpretatorisches und stimmliches Können enorm eindrucksvoll aus und überwältigte erneut mit Liedkunst vom Feinsten. Helmut Deutsch bereitete ihr einen gefühlvollen Klangteppich von überragender Differenziertheit und Raffinesse. Nach dem letzten Lied „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ herrschte sekundenlange Totenstille im Erler Festspielhaus. „Vier Lieder für Singstimme und Klavier“ op.27, „Heimliche Aufforderung“ (Nr.3), „Ruhe, meine Seele“ (Nr.1), „Morgen!“ (Nr.4), „Cäcilie“ (Nr.2) von Richard Strauss (1864-1949) bildeten den aufwühlenden Abschluß dieses fantastischen Liederabends. Erfüllt von fesselnder Intensität, Ausdrucksstärke und Musikalität mit Herzblut, wie zum Beispiel u.a. in dem Lied „Ruhe, meine Seele!“ (Nr.1) durchlebte Camilla Nylund jede Phase der musikalischen und emotionalen Vorgaben mit stets eigener, überragender Profilierung. Helmut Deutsch brillierte am Klavier mit fabelhafter Exzellenz und sagenhafter, musikalischer Hingabe.

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Helmut Deutsch, Camilla Nylund. Foto: Scheffold-Media

Der wohlverdiente, frenetische Applaus und die stehenden Ovationen des jubelnden Publikums führten zu drei hinreißenden Zugaben. „Schwarze Rosen“ von Jean Sibelius, „Auch kleine Dinge können uns entzücken“ von Hugo Wolf (Italienisches Liederbuch Nr.1) und „Zueignung“ von Richard Strauss.

Ein grandioser Liederabend zweier weltbekannter Ausnahmekünstler, die mit diesem denkwürdigen Abend den Tiroler Festspielen Erl einen unvergesslichen Besuch abstatteten! Habet Dank!

 

Marisa Altmann-Althausen

 

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