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MÜNCHENSTEIN /bei Basel/Hofmattsaal: “Charleys Tante RE-LOADED” – Schemeli Bühne Reinach

12.05.2025 | Theater

Münchenstein (bei Basel): Hofmattsaal – “Charleys Tante RE-LOADED” – Schemeli Bühne Reinach

Besuchte Aufführung: 11.05.2025 (Muttertag)

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Ensemble und Regieteam – glücklich über die geglückte Aufführung! (Foto: Uwe Zinke)

Witzig und peppig aufgefrischt

Charley, geschieden, und Jack, nicht ganz so glücklicher Junggeselle, leben als Wohngemeinschaft zusammen – und geben sich dabei gehörig auf die Nerven. Während Jack mit Messband und Kamm bewaffnet Wohnung – wenigstens seinen «Wohnbereich» – und Frisur in Ordnung hält, vertreibt sich Jack seine Zeit Chips mampfend vor dem Computer, hackt sich beim verhassten querulantischen Nachbarn ein und erschwert diesem das Leben. So richtig Schwung in die Bude kommt, als die neue Nachbarin zusammen mit ihrer Schwester in der Männer-WG vorstellig wird – und dabei bei den bei-den Wohngenossen – passend zur Jahreszeit – Frühlingsgefühle auslöst. Die beiden Damen lassen sich jedoch nur auf die Einladung zum Essen ein, weil sich Charleys prominente Tante aus Amerika zum Überraschungsbesuch angekündigt hat. So richtig brenzlig wird es dann aber, als der nervige Nachbar mit der Polizei aufkreuzt, Jack sich in vorübergehender Ermangelung der echten Tante in Frauenklei-der flüchten und Charleys Tante «vertreten» muss, bis diese, natürlich zum ungünstigsten Zeitpunkt, doch noch überraschend auftaucht. Tja, und dann bleibt zum Ende Jack nichts anderes übrig, als sich zu outen, um den Heiratsabsichten des nervigen Nachbarn doch noch entgehen zu können …

Das Stück «Charleys Tante» ist nicht zuletzt durch einige mehr oder weniger gelungene Verfilmungen äusserst populär. Die Schemeli Bühne Reinach zeigt eine aufgepeppte, aktualisierte Version des Ko-mödien-Klassikers, in welcher die aktuellen Themen wie Gendersprache, Social Media und Transiden-tität aufgegriffen und variiert werden. Dabei werden die Klippen der Peinlichkeit äusserst geschickt umschifft. Auch bei Jacks «Striptease» am Schluss bleibt dem Darsteller und dem Publikum der An-blick eines Darstellers in lächerlicher Unterwäsche erspart.

Carolin Pfäffli hat das Stück von Winnie Abel auf die Schemeli Bühne zugeschnitten und führt zu-dem auch Regie. Dabei gelingt es ihr, den Darstellenden – (fast) allesamt Laienspielerinnen und -spie-ler – die Rolle auf den «Leib zu schneidern». Sämtliche Aufführenden zeigen grosse Spielfreude und ebensolche Textsicherheit. Jean Schär spielt den Computer-Nerd Jack Klöti mit all seinen für seinen Mitbewohner kaum zu ertragenden «Junggesellen-Eigenschaften» witzig aus. Auch als «Charleys Tante» gefällt der Darsteller, ist witzig, aber nie überdreht. Er spielt den «Tanten-Part» mit einem ge-hörigen Schuss (Selbst)Ironie und wirkt dadurch weder plump noch peinlich. Kostüm und Perücke sind sehr geglückt gewählt. Philipp Kunz bildet als Charley Brändli einen herrlichen Gegenpol zu

seinem chaotischen Mitbewohner Jack. Gerade, wenn es um seine (bislang) unerfüllte Liebe zu einer der beiden neuen Mieterinnen geht, gefällt Philipp Kunz mit sensiblem Spiel. Herrlich trocken pflegt er pedantisch das Wohnzimmer und seine Frisur. Reta Meier als neue Nachbarin Rebecca Haller und Nicole Kim als Rebeccas Schwester Alissa agieren mit Pfiff und Charme. Jacks Tochter Jara Klöti ist bei Corinne Lienhard in sehr guten Händen. Sie gibt die junge Göre, welche sich als Veganerin (einzige Ausnahme: Döner) und nervende Influencerin «tussilike» durchs Leben schlägt, herrlich spitz und spielt dabei die Klischees der heutigen iphone-Jugend mit einem Augenzwinkern gekonnt aus. Wo eine Tochter ist, da ist auch die Mutter nicht weit – so kommt auch Jacks geschiedene Frau Bettina zu ihren Auftritten im Chaos. Bettina, mit ihrer Tochter – und später auch mit ihrem Exmann – heillos überfordert, bewegt sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Hysterische Anfälle sind bei ihr an der Tages- bzw. Stundenordnung. Eine Paraderolle für Sabin Birrer! Einen gekonnten Auftritt à la «Grand Dame américaine» legt Pia Meister als Charleys echte Tante Liz Forster auf die Bühne und wirbelt mit witzigem amerikanischem Akzent die ohnehin schon aufgewühlte Story nochmals kräftig auf.

Knapp eine Woche vor der Première musste der Darsteller des Nachbarn Erich Ramseier forfait geben. Eine grosse Herausforderung für die Schemeli Bühne, innert kürzester Zeit einen entsprechenden Er-satz zu suchen. Der Suche war Erfolg beschieden und so konnte die Rolle mit dem erfahrenen Schauspieler und Entertainer Marc André Flück besetzt werden. Der Profi fand sichtlich Spass und Freude an der Produktion und liefert einen urkomischen Nachbarn Ramseier – ohne dabei seine Mitspielerin-nen und Mitspieler an die Wand zu spielen.

Die vergnügliche Aufführung wird vom Publikum mit langanhaltendem Applaus belohnt.

Weitere Aufführungen: 15. – 17. und 20. – 24. Mai, jeweils 20.00 Uhr

www.schemeli.ch

Michael Hug, Basel

 

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