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ZÜRICH/Opernhaus: MANON LESCAUT. Derniere. Gereifte Groteske

23.03.2025 | Oper international

Giacomo Puccini: Manon Lescaut • Opernhaus Zürich • Dernière: 22.03.2025
(10. Vorstellung • Premiere am 09.02.2025)

Gereifte Groteske

Die Zürcher «Manon Lescaut» überzeugt in «gereifter» Form in erster Linie durch die musikalische Gestaltung. Das Staunen über die Szene bleibt vordergründig.

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Foto © Monika Rittershaus

Dem Vorsatz gängigen Klischees aus dem Weg zu gehen, wird Barrie Kosky (Inszenierung) nur bedingt gerecht. Sein Einheitsbühnenbild einer Sichtbeton‐Theaterbühne (mit grossem Stahltor zur Auf- und Abfahrt der Kutschen) würde durchaus die Konzentration auf die Vorgänge und Beziehungen zwischen den Figuren erlauben. Es scheint aber eine gewisse Angst vor einer leeren, «ruhigen» Bühne zu geben, denn selbst das «Intermezzo sinfonico» ist inszeniert. Der Chor der Oper Zürich und der Statistenverein am Opernhaus Zürich, höchst auffällig als Grotesken-Orchester maskiert, sind permanent in Bewegung, die Solisten outrieren permanent und für manchen Zuschauer wohl übertrieben penetrant. Anlass zu Staunen bieten die fünf Kutschen und vor allem die Gestaltung der Pferde (Gestaltung der Pferde: Jan Vágner; Bühnenbild: Rufus Didwiszus). Längst nicht jeder Zuschauer kommt in den Genuss des Schattenspiels auf der weit hinten liegende Rückwand (Lichtgestaltung: Franck Evin).

Marco Armiliato erweist sich einmal mehr als begnadeter Sänger‐Dirigent und trägt die Solisten wie gewohnt auf Händen durch den Abend. Die Philharmonia Zürich folgt ihm hoch konzentriert und schwelgt genussvoll mit grossem Farbenreichtum und perfektem Rhythmus in Puccinis Klangwelten. Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) überzeugt mit homogenem, sattem Klang und erfüllt die «Bewegungs-Choreographie» wie gefordert.

Elena Stikhina gibt die Manon Lescaut perfekt geführtem, dramatisch-voluminösem Sopran. Konstantin Shushakov bleibt stimmlich und szenisch als Lescaut erstaunlich blass (mit Ausnahme der Szene, als Stikhina und er, um dem Vortrag des Musico zu lauschen, ihre Füsse auf den zierlichen Tischchen ablegen. Saimir Pirgu gibt als Cavaliere Des Grieux Vollgas. Seiner Stimme bekommt das nur mässig, denn ab dem Ende des zweiten Akts wird sich phasenweise brüchig und im dritten Akt setzt ein Vibrato ein. Piani haben die Tendenz «stimmschonend», wie Markieren zu wirken. Shavleg Armasi gibt den Geronte di Ravoir mit herrlich kernigem, wunderbar flexiblem Bass. Daniel Norman glänzt mit guter Bühnenpräsenz in der Rolle des Edmondo. Kelsey Lauritano springt mit farbenreichem, tadellos fokussierten Mezzo als Musico ein. Samson Setu gibt mit kernig-dunklem Bariton einen autoritären comandante. Valeriy Murga als L’oste, Álvaro Diana Sanchez als Il maestro di ballo und Tomislav Jukic als Ninetta.

Keine weiteren Aufführungen in dieser Saison

23.05.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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