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ZÜRICH/Opernhaus: DAS RHEINGOLD. 2. Ring-Zyklus gestartet

19.05.2024 | Oper international

Richard Wagner: Das Rheingold • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 18.05.2024

 (2. Ring-Zyklus der Saison 2023-2024 • Premiere von «Das Rheingold» am 30.04.2022)

 Video-on-Demand: https://www.opernhaus.ch/2324/rheingold/

 Der Ring, der Zweite # 1

Am Pfingstwochenende beginnt der zweite Zyklus des Zürcher Rings. Dieser Zyklus wird nun gestreamt und ist so für einen Monat weltweit verfügbar.

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Intendant Andreas Homoki (Inszenierung) stellt seine Arbeit unter die Prämisse «Zurück zum Ursprung»: «Der entscheidende Punkt ist, dass unsere Arbeit nicht die Deutung der Vorgänge bringen will, sondern die Vorgänge selbst. […] Aber noch erheblich wichtiger ist es, die Beziehungen zwischen den Figuren so deutlich wie möglich zu zeigen». Der grosse Vorteil von Homokis Arbeit ist, dass sein Zugang Annäherung an den Gegenstand «also eher naiv als intellektuell», unbelastet von der Tradition, erfolgt. Christian Schmidt (Ausstattung) hat dazu ein Einheitsbühnenbild entworfen, das an allen vier Abenden entsprechend mit Versatzstücken angepasst wird. Ort der Handlung ist das Innere einer grossbürgerlichen Villa, ganz so, wie es sich in der Villa Wesendonck in Zürich oder einer Villa aus der Zeit als grosse Teile des Rings in Zürich entstanden, befinden könnte. In der ersten Szene kommt ein grosses Bett dazu, von dem aus die Rheintöchter, sie erinnern in ihrer Erscheinung an Marilyn Monroe. Im weiteren sind es dann ein «Herrenzimmer» in Eiche dunkel, für Walhall ein Bild im Stile C.F. Friedrichs oder realistische Gold-Nuggets (die in ihrer gleichmässigen Grösse an «Backed Potatoes» erinnern). Die Schlange und die Kröte, in die Wotan und Loge Alberich sich verwandeln lassen, sind realistisch nachgebildet. Die Schlange faucht und die Kröte macht durch ihr Hüpfen auf sich aufmerksam. Die Lichtgestaltung von Franck Evin trägt zur grossartigen Szene bei. Mit dem frischen, unbelasteten Zugang finden «Neulinge» leicht Zugang zu Wagners Opus summum und die Wagnerianer können ungestört ihren Gedanken folgen.

Die Philharmonia Zürich und GMD Gianandrea Noseda zeigen sich vom ersten Zyklus gut erholt. Das Spiel ist wieder, von pianissimo bis fortissimo, perfekt austariert, es stehen alle Farben zu Verfügung und die Sänger bleiben immer hörbar. Es gelingt vorbildlich, was GMD Noseda sich vorgenommen hat: «Ich möchte einen klaren, transparenten Orchesterklang erreichen, in dem alle wichtigen musikalischen Linien gut hörbar sind. Die Partitur ist so reich an Details, und diese Details müssen auch wahrnehmbar sein».

Auch die Solisten zeigen sich vom Live-Stream beflügelt. Tomasz Konieczny hat als Wotan seine Stimme leicht zurückgenommen. Die Stimme strömt frei und füllt noch immer das ganze Haus. Bühnenpräsenz und Textverständlichkeit sind überragend. Xiaomeng Zhang (Donner) und Omer Kobiljak (Froh) begeistern mit ihren prächtig geführten Stimmen als Brüderpaar der Götter. David Soar (Fasolt) und Brent Michael Smith (Fafner) agieren als Riesen auf absoluter Augenhöhe. Christopher Purves steigert sich als Alberich deutlich und gibt einen Alberich, wie er nahe an die Vorstellung Wagners kommen dürfte. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke in der Rolle von Alberichs Bruder Mime ist von Gesang wie Bühnenpräsenz her der ideale Partner. Auf gleich hohem Niveau agiert Matthias Klink als verschlagener Loge. Claudia Mahnke ist mit intensiver Bühnenpräsenz der Stachel im Fleische Wotans. Kiandra Howarth und Anna Danik überzeugen als Freia und Erda. Uliana Alexyuk (Woglinde), Niamh O’Sullivan (Wellgunde) und Siena Licht Miller (Flosshilde) sind die quicklebendigen Rheintöchter.

Man darf sich auf die weiteren Abende freuen.

«Wagner und Filmmusik: Video‐Installation» vom 3. bis 26. Mai 2024 im Wagner‐Foyer im Opernhaus

Live Online‐Streaming des 2. Ring‐Zyklus: https://www.opernhaus.ch/2324/ring‐fuer‐alle/

 

19.05.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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