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WIEN/ Krypta in der Peterskirche: LIEDERABEND VIOLETTA KOWAL – „Ins Licht“.

18.05.2022 | Konzert/Liederabende

Krypta in der Wiener Peterskirche: Liederabend Violetta Kowal – „Ins Licht“  ( 17. 5. 2022)

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Die österreichisch-polnische Sopranistin Violetta Kowal (Foto: Adam K.)

Nach vielen Terminverschiebungen und Absagen wegen der Corona-Pandemie fand am 17.5.2022 in der Krypta der Wiener Peterskirche wieder ein Liederabend der Sopranistin Violetta Kowal unter dem Titel „Ins Licht“ statt. Einer der Schwerpunkte ihres Liederabends war der österreichische Komponist Alexander Zemlinsky (1871 – 1942), der während des Zweiten Weltkriegs in die Vereinigten Staaten emigrieren musste, wo er im Jahr 1942 in New York starb. Er verfasste viele Opern, die durch ihre farbenreiche Tonsprache bekannt wurden. Nun brachte die Sopranistin auch seine Lieder ins Licht der Öffentlichkeit.

Zu Beginn ihres Konzerts sang Violetta Kowal sechs spätromantische Lieder von Alexander Zemlinsky, der nicht nur der Lehrer von Arnold Schönberg war, sondern auch der Klavierlehrer von Alma Mahler-Werfel: „Geflüster der Nacht“ (Text von Theodor Storm), „Um Mitternacht“ (Julius Rodenberg), „Der Traum“ (Victor Blüthgen), „Frühlingstag“ (Karl Siebel), „Das verlassene Mädchen“ (Otto Leixner von Grünberg) und „Empfängnis“ (Paul Wertheimer). Alle sechs Lieder brachte die österreichisch-polnische Sopranistin mit großem Einfühlungsvermögen und brillanter Stimme zum Besten.

Begleitet wurde sie wieder sehr einfühlsam von der britischen Pianistin Carol Morgan, die danach die „Ballade in h-Moll op.10, Nr.3“ von Johannes Brahms (1833 – 1897)  intonierte.

Ein weiterer Schwerpunkt des Liederabends galt der deutsch-slowakischen Komponistin Viera Janárčeková (geb. 1941), von der die Sopranistin „Drei Chansons für Mascha“ sang. Die sehr provokanten Texte der Chansons wurden im Musikkalender 1988 abgedruckt, der von Elke Mascha Blankenburg herausgegeben wurde.  Sie stammten von Hans von Bülow (Chanson „Der Kultivierte“), Richard Strauss („Der Tüchtige“) und Johannes Brahms („Der Liebenswürdige“).

 Texte der Chansons: _________________________________________________________________________

Der Kultivierte von Hans von Bülow

„Reproduktives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden,
wie ein produktives ihm unbedingt abzuerkennen ist…
Eine Komponistin wird es niemals geben, nur etwas eine verdruckte Kopistin…
Ich glaube nicht an das Feminimum des Begriffes ‚Schöpfer‘… 
In den Tod verhasst ist mir ferner alles, was nach Frauenemanzipation schmeckt.“

 Der Tüchtige von Richard Strauss

„Komponieren ist nun einmal Männersache und daran ist nicht zu rütteln.
Komponierende Weiber sind entweder mit Damenbart behaftet oder
sie haben einen Suffragetten-Komplex.“

Der Liebenswürdige von Johannes Brahms

„Es wird erst dann eine große Komponistin geben, wenn der erste Mann
ein Kind zur Welt gebracht hat.“

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Nach diesem sehr humorvollen Teil des Liederabends war neuerlich die britische Pianistin Carol Morgan mit dem Klaviersolo „Piano-Rag-Music“ von Igor Strawinsky (1882 – 1971) an der Reihe. Sie spielte das Solo auf virtuose Art und Weise, wenngleich die Lautstärke für die Krypta ein wenig zu kräftig ausfiel.

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Die britische Pianistin Carol Morgan und die Sopranistin Violetta Kowal. Foto: Adam K.

Den Schlusspunkt des sehr abwechslungsreichen Liederabends setzte wieder Violetta Kowal  mit vier ausgewählten Liedern zu Gedichten der irisch-französischen Komponistin Augusta Holmès (1847 – 1903), die zu ihrer Zeit in Paris unter dem Pseudonym Hermann Zenta auch Opern komponierte, was damals für Frauen eine große Rarität war. „La princesse sans cœur“, „En Chemin“, „L’éternelle idole“ und „Le fil des cœurs“. Die Sopranistin brachte die französisch gesungenen Lieder mit großem Charme und Gefühl dem Publikum nahe, wobei sie sowohl stimmlich wie auch durch ihre Mimik und Gestik zu begeistern wusste. Violetta Kowal erntete lang anhaltenden Applaus, der sie zu zwei Zugaben von Johannes Brahms animierte: „Vergebliches Ständchen“ (Niederrheinisches Volkslied) und „Wiegenlied“ (aus „Des Knaben Wunderhorn“, Georg Scherer).

Aus Gesprächen mit einigen Besucherinnen und Besuchern des Liederabends beim abschließenden Sekt-Empfang konnte man entnehmen, dass viele schon jetzt auf den nächsten Liederabend „Ins Licht“ mit Spannung warten. Ein tolles Kompliment für die österreichisch-polnische Sopranistin Violetta Kowal.

Udo Pacolt

 

 

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