Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LA FORZA DEL DESTINO

01.10.2021 | Oper international
la forza münchen 29.9.21

Das Ensemble beim Schlussapplaus. Alle Fotos: Karlheinz Schöberl

MÜNCHEN: Bayerische Staatsoper: LA FORZA DEL DESTINO

29. September 2021

3. Vorstellung in dieser Serie

Die Inszenierung von Martin Kusej stammt aus dem Verdi-Jahr 2013 von und ist schon bei derPremiere mehr als umstritten gewesen. Es ist heute sicher eines der am schwierigsten zu inszenierenden Opernwerke, woran auch einerfahrener Regisseur scheitern kann. Forza del destino ist eines der Werke, die man ideal so belässt, wie Verdi und sein Librettist es sich erdacht haben. Die Inszenierung hat natürlich auch über die Jahre viele Details verloren. Anja Harteros stammt ja noch aus  der Originalbesetzung, Jonas Kaufmann hat die Vorstellung leider abgesagt.

Die Aufführung beginnt ganz normal im Wohnzimmer einer Patrizier-Familie und endet in der üblichen Eremitenklause,die mit vielen herumliegenden Kreuzen seltsam gefüllt ist. Dazwischen meint man Schlachtfelder,Folterkammern,Lazarette und Klosterhöfe zu erkennen. Die eigentlich einfache Handlung wid verkompliziert und lässt das Stück befremdlichwirken. Einzig die von Verdi so gut in Musik gepackte Situation von Alvaro und Carlo hat der Regisseur mit vielen Details bedacht, denn die beiden, die sich nicht treffen sollten, aber doch immer wieder begegnen, sind längst auch Freunde geworden. Das Gesetz der Blutrache verlangt es aber von Carlo di Vargas, seinen Freund zu töten. Dargestellt werden zwei Männer, die nicht mehr ohne einander, aber auch nicht miteinander können, und durch die Macht des Schicksals für immer verbunden sind.

Musikalisch ist es ein großer Abend der herausragenden Stimmen. Anja Harteros singt die Rolle der Leonora di Vargas. Sie hat seit ihrer Isolde noch eine Dimension des dramatischen Gesanges dazubekommen. Auch die stimmliche Schönheit für den Verdi-Gesang hat sie sich bewahrt. Sie weiß genau, wie bei Verdi Rezitativ und Arie zu gestalten sind und setzt die Akzente der italienischen Sprache perfekt. An diesem Abend kommt die Sängerin der großen Maria Callas sehr, sehr nahe.

la forza münchen 29.09.21

Anja Harteros als Leonora die Vargas

Für den erkrankten Jonas Kaufmann singt Stefano La Colla mit schöner Stimme, aber ohne ausreichende Gesangstechnik. Viele Probleme scheinen an der unsicheren Atemtechnik zu liegen, die einen offenen schönen Klang der hohen Töne behindert. Vor allem die große Tenorarie leidet darunter. Als Don Carlos hat dafür George Petean einen großen Abend. Mit seiner Arie trägt er entscheidend zu den Höhepunkten des Abends bei.

Vor einem Monat noch in Wagners Tristan und Isolde als König Marke im Einsatz,  kann Mika Kares nunmehr als Pater Guardiano überzeugen und auch im italienischen Fach sein Können zeigen. Zusätzlich übernimmt er in dieser Inszenierung auch den Part des Marchese. Ekaterina Semenchuk zeigt als Preziosilla  viel Spielfreude und punktet mit ihrer  frischen Stimme.

Bleibt die musikalische Leitung, die an diesem Abend Andrea Battistoni übernimmt. Es wechseln sehr intensiv gestaltete Szenen mit den Längen des ungestrichenen Stückes. Spieldauer an diesem Abend sind vier Stunden, doch der Dirigent schafft es doch, den langen Abend musikalisch in Bewegung zu halten und gibt den Sängern auch die Möglichkeit zu persönlicher Interpretation. Ein Lob gebührt dem Bayerischen Staatsorchester.

Das Publikum dankt mit euphorischem Applaus für die Hauptdarsteller.   

 

 

Diese Seite drucken