CD: Johann SIMON MAYR: Messa di Gloria in E minor • Messa di Gloria in F minor – Concerto de Bassus, Franz Hauk
WORLD PREMIERE RECORDINGS
«In der Lombardei sind feierliche Messen nichts anderes als eine Art Akademie»
Das Label Naxos und der Dirigent und Musikwissenschaftler Franz Hauk führen ihren verdienstvollen Einsatz für den Komponisten Giovanni Simone Mayr (das Schaffen Mayrs hat im deutschen Sprachraum noch immer unter starken Vorurteilen bis hin zu blanker Unwissenheit zu leiden: https://onlinemerker.com/giovanni-simone-mayr-der-vater-der-italienischen-oper-des-19-jahrhunderts/) mit der Weltersteinspielung zweier Messen weiter. Die vorliegende Aufnahmen entstanden vom 23. bis 27. Juni 2019 in der St.-Maria-de-Victoria-Kirche in Ingolstadt.
Mit den Messe di Gloria in e-Moll und f-Moll haben sich die Verantwortlichen zwei Raritäten im doppelten Sinn ausgesucht: Johann Simon Mayr ist immer noch weitgehend unbekannt, ebenso die italienische Tradition der Messa concertata. Bei Mayr enthält die Messa di Gloria jeweils das Kyrie und das Gloria als fixe Eck-Sätze. Das Kyrie wie das Gloria gestaltet er dann individuell, das heisst für die entsprechende Messfeier aus. Die übrigen Verse komponiert er nach Bedarf und entsprechend der zu Verfügung stehenden Musiker. Die italienische Aufführungspraxis jener Zeit bringt es mit sich, dass für den Aufbau von Mayrs Messen kein fixer Ablauf besteht und Mayr selbst einzelne Sätze durchaus mehrfach verwandte. Charakteristisch für die italienischen Messen jener Zeit und entsprechend Mayrs Stil ist die Gestaltung der Arien im konzertierenden Stil, als Dialog von Singstimme und solistischem Instrument in der Form eines kleinen Konzerts. Mayr selbst schrieb über die Aufführungspraxis: «In der Lombardei sind feierliche Messen nichts anderes als eine Art Akademie».
Seine letzte Oper, «Demetrio», komponierte Mayr für die Karnevalssaison 1824 am Teatro Regio in Turin. Kirchenmusik komponierte er bis kurz vor seinem Tod 1845 in Bergamo: der erfolgreiche Opern-Komponist blieb immer hörbar. So begeistert die e-Moll-Messe mit ihrem reichhaltigen «Gloria» mit herrlich melodischen Versetten: so konzertiert im «Domine Deus» der Bass mit dem Solo-Horn, im «Qui tollis» der Sopran mit Flöte und Fagott oder im «Qui sedes» der Tenor mit einer Violine. Beide Messen zeigen Mayr auf der Höhe seiner Fähigkeiten der Instrumentation und melodischen Erfindungsgabe.
Mit den Dorota Szczepańska und Anna Feith (jeweils Sopran), Freya Apffelstaedt und Maria Grazia Insam (jeweils Alto), Markus Schäfer und Fang Zhi (jeweils Tenor) und Thomas Stimmel und Elia Merguet (jeweils Bass) hat Franz Hauk ein Solisten-Ensemble versammelt, das die Messen überzeugend im Sinne des Komponisten zu Gehör bringt. Der Simon Mayr Chorus und das Ensemble Concerto de Bassus unter musikalischer Leitung von Franz Hauk machen die Aufnahme zum puren Genuss.
Grossartige Kirchenmusik wundervoll zu Gehör gebracht!
23.04.2021, Jan Krobot/Zürich