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25 Jahre an der Wr. Staatsoper: Portrait Igor Zapravdin: Mein Leben für die Musik und den Tanz

21.10.2017 | Tänzer

25 Jahre an der Wr. Staatsoper: Portrait Igor Zapravdin: Mein Leben für die Musik und den Tanz (2017)

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Igor Zapravdin. Copyright: Jack Devantin

Er widmet sein Leben seit 25 Jahren dem Ballett und der Musik an der Wiener Staatsoper, ist er doch Ballettkorrepetitor mit Herz und großer russischer Seele. Daher feiert Igor Zapravdin sein Jubiläum mit einer Gala im Volkstheater.

Mit 7 Jahren schickte ihn seine Mutter sowohl zum Klavier- als auch zum Ballettunterricht, da sie beides liebte. Der in Sewastopol aufgewachsene Igor entschied sich später allerdings für Klavier und setzte seine Ausbildung in Moskau am Tschaikowski-Konservatorium fort. Wenn er dort unterrichtsfrei hatte, besuchte er das Bolshoi Theater und sah fasziniert den Vorstellungen zu. Ballett hatte es ihm immer noch angetan. Wie konnte er also diese beiden Leidenschaften künstlerisch wie beruflich verbinden? Nach seinem Diplom in Klavier und Komposition ergab es sich, dass er am Stanislavski-Theater und am Nemirovich-Danchenko-Theater, dann am Moskauer Classical Ballet als Korrepetitor engagiert wurde, um die Tänzer beim Training und den Proben zu begleiten. Das war am Anfang keine leichte Aufgabe, verlangt es doch vom Pianisten, sich musikalisch den Wünschen und Bedürfnissen der Tänzer bzw. der Ballettmeister unterzuordnen und die Musik den Tempi der Tänzer anzupassen.

Nach Absolvierung seines Militärdienstes kehrte Igor nach Moskau zurück und kam ans Russische Staatsballett (Leitung: Wjatcheslaw Gordejew). Hier traf er auch auf Vladimir Malakhov, mit dem ihn seit damals eine künstlerische Freundschaft verbindet. Im Herbst 1992 begleitete er diese Compagnie zu einem Gastspiel nach Wien – und spielte der damaligen Ballettchefin Elena Tschernischova vor. Er erhielt sogleich einen Vertrag als Korrepetitor an der Staatsoper. Seither kann er seine beiden Lieblingsbereiche in der Kunst beruflich miteinander verbinden: in einer goldenen Balance, wie er es nennt, teilt er seine Liebe zwischen Musik und Ballett.

Sehr stolz ist er auf seine Zusammenarbeit mit Mstislav Rostropowitsch, für den er 1996 ein Konzert für Klavier und Cello spielen durfte. Er hat auch berühmte Sänger wie Evgeny Nesterenko, Stella Grigorian oder Evgeny Dmitriev begleitet. Bei internationalen Ballettwettbewerben ist er als Pianist im Einsatz – so u.a. in Budapest, Paris, Japan, Korea, Brasilien, Luxembourg, Moskau und St. Petersburg. Fixpunkte in seinem Kalender sind die alljährliche Ballettgala im Mai in Luxembourg. Weiters war er für das musikalische Arrangement von Vladimir Malakhovs Version der „Bajadere“ sowohl in Wien als auch in Berlin zuständig. Bei den der berühmten österreichischen romantischen Tänzerin Fanny Elßler gewidmeten Galaabenden in Eisenstadt und Wien lag die musikalische Betreuung in seinen Händen.

In seinem Bestreben das bestmögliche für den klassischen Tanz zu geben, hat er bereits mehrere CDs mit Ballettmusik als Begleitung für Trainingssequenzen herausgebracht.. Auch in den  Theaterferien hat er sich in all den Jahren dem Tanz verschrieben. Er ist ein gefragter Pianist bei verschiedenen Ballett-Trainingskursen im Ausland – in diesem Jahr war er erstmals in Arles, wo Irina Tsymbal einen Workshop leitete. Weiters stand Florenz und wie immer Ende August Grado mit Carlos Gacio auf dem Programm. Dazwischen verbrachte er einige Tage mit seiner Schwester in Wien und besuchte seine Mutter.

Mittlerweile lebt er seit 25 Jahren in Wien und hat als Ballettkorrepetitor Maßstäbe gesetzt. Er ist aus den Ballettsälen der Staatsoper nicht mehr wegzudenken, spielt tagtäglich für seine Tänzer. Von seiner Position am Flügel aus beobachtet er die Tänzer und sieht so in welchen Entwicklungsprozessen die jeweiligen Choreografien entstehen und Schritt für Schritt Gestalt annehmen. Er ist sich bewusst, dass er mit seinem Spiel die Atmung und die Bewegungsfolgen unterstützt. Daher ist er immer lange vor Trainingsbeginn im Ballettsaal, um sich selbst optimal einzustimmen, sich auf das geforderte Programm vorzubereiten und sich so auf den jeweiligen Tag einzustellen. Er ist aber oftmals auch selbst in den  Aufführungen am Klavier eingesetzt. Beim dreiteiligen Ballettabend Balanchine – Neumeier – Robbins spielt er bei „The Concert“, nicht nur auf der Bühne Klavier, sondern  ist stückbestimmend komödiantisch im Einsatz. Derzeit laufen die Proben für die Premiere des dreiteiligen Ballettabends am 31. Oktober. Zu „Concerto“ von Kenneth MacMillan begleitet er mit dem Klavierkonzert Nr. 2 in F-Dur, op. 102 von Dimitri Schostakowitsch

Nach diesen 25 reichen Berufsjahren an der Wiener Staatsoper ist es ihm ein großes Herzensanliegen, dieses Jubiläum mit Freunden – Sängern, Tänzern und Musikern – gemeinsam zu feiern. Organisiert wird dieser außergewöhnliche Abend von Kirill Kourlaev. Das Programm ist noch ein wohlgehütetes Geheimnis, aber es tritt nicht nur das Wiener Staatsballett auf, auch internationale Gaststars reisen extra für diese Veranstaltung nach Wien um bei diesem besonderen Anlass dabei zu sein. Igor Zapravdin wird dabei fast durchgehend auf der Bühne sein und spielen. Diese Weltstar-Gala findet am 29. Oktober (Beginn 19 Uhr) im Volkstheater statt. Hingehen, anschauen! Dann kann man Igor Zapravdin in seinem Element erleben: sein Leben für die Musik und das Ballett.
Ira Werbowsky

 

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