22.Juli 2025 – Dienstag
In eigener Sache:
Liebe Leserinnen, liebe Leser und alle Anderen.
So lange Anton Cupak im Spital ist, gibt es einen Überbrückungsdienst mit aktuellen Kultur-News. Niemand kann die Arbeit, die er für diese Seite leistet, auch nur annähernd erbringen. Trotzdem: Der Online Merker läuft weiter, bis der Chef wieder zurück ist.
Bitte senden Sie bis auf Widerruf Ihre Berichte und Informationen für die Redaktion an die Adresse
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Danke, R.W.
Aktuelle Meldung:
Anton Cupak klingt sehr lebendig am Telefon und hat mir aufgetragen, die Leser schön grüßen zu lassen!
KULTUR-NEWS,
kurz & bündig
Salzburg: Noch ein „Vorspiel“ mit „Kassandra“
Die Salzburger Festspiele haben durch eine „Vorspiel-Zeit“, die man „Ouverture Spirituelle“ nennt, die Dauer des Festivals geschickt verlängert. Dabei bringt man in konzertanter Form Raritäten, wie man sie nicht jeden Tag hört. Der Schweizer Komponist Michael Jarrell hat sich der trojanischen Königstochter Kassandra, der düsteren Seherin, angenommen, der schon Christa Wolf in einer Erzählung ihre Stimme gegeben hat. Die Salzburger Aufführung im Mozarteum mit Dagmar Manzel in der zentralen Sprechrolle und dem Ensemble Modern fand viel Anerkennung.
Pina Bausch: Tot und sehr lebendig mit „Nelken“
Seit Jahren füllen Tanz-Fans jeden Sommer beglückt das ImPulsTanz-Festival, das in Wien mit verschiedenen internationalen Truppen verschiedene Bühnen bespielt. Nicht alle Namen sind so legendär (geblieben) wie jener von Pina Bausch (1940 – 2009), deren Tanztheater Wuppertal sich über ihren Tod hinaus gehalten hat. Nun hat man eine ihrer berühmten Choreographien, „Nelken“ aus dem Jahr 1982, revitalisiert und damit im Wiener Burgtheater gastiert. Tausende von rosa Kunstnelken auf der Bühne täuschen nicht darüber hinweg, dass es dabei um die Darstellung von Gewalt geht.
Für den Online Merker berichtet Rando Hannemann
https://onlinemerker.com/wien-impulstanz-tanztheater-wuppertal-nelken/
Mit des Wetters Mächten… Bregenzer „Freischütz“ fiel ins Wasser
Immer wieder wird zu gegebenem Anlass der Satz von Max Reinhardt zitiert, nördlich von Verona sollte man keine Freilichtspiele veranstalten. Je größer das Unternehmen, umso riskanter – und die Bregenzer Seebühne, die 6.659 Zuschauer fasst und damit die größte Seebühne der Welt ist, leidet im Ernstfall besonders. Rein die logistische Herausforderung, jenen Teil des Publikums, der Karten auch für das Festspielhaus besitzt, umzusiedeln, ist enorm – und zutiefst stimmungsmordend. Außerdem finden im Haus gerade 1700 Besucher Platz – fünftausend Menschen mußten sich also von dem Starkregen, der am Sonntag die Aufführung nach etwas mehr als einer Stunde aus dem Freien vertrieb, frustriert nach Hause schicken lassen. Das psychologische Pech ist größer als der tatsächliche Schaden, der vermutlich weitgehend von der Regenversicherung getragen wird.
https://vorarlberg.orf.at/stories/3314381/
operklosterneuburg meldet Sensationserfolg mit „Tosca“ für Kinder und Familien
Das hätte man sich ja nicht unbedingt gedacht, dass „Tosca“ eine Geschichte für Kinder ist (auch wenn Grimms Märchen sie mit Hexen und Wölfen ja durchaus in die dunklen Seiten des Lebens einführen). Aber das Unternehmen operklosterneuburg, wo Peter Edelmann als Intendant seine Wunden lecken kann, wie man in Mörbisch mit ihm umgegangen ist, scheint da etwas geschafft zu haben. Der Schilderung nach dürfte vom Original nicht viel übrig geblieben sein, wenn man vor allem auf Witz, Humor und ein Happyend gesetzt hat, aber Erfolg ist ein unwiderstehliches Argument.
Lesen Sie mehr in unseren Infos des Tages.
» INFOS DES TAGES (DIENSTAG, 22. JULI 2025)Online Merker
Gergejew-Konzert in Caserta abgesagt
Die Proteste haben funktioniert. Italien wollte den „Putin-Freund“ Valery Gergejew nun einmal nicht als Dirigenten in Schloß Caserta (übrigens eine überwältigend schöne Anlage…) einfach nicht haben. Der italienische Kulturminister Alessandro Giuli wand sich zwischen „Freiheit der Kunst“ und „politischer Propaganda“, aber es waren wohl die angekündigten Protestaktionen, die zur Absage des Konzerts führten. Schließlich hatten ukrainische Organisationen die ersten Reihen aufgekauft – und was sie bei seinem Auftreten aufgeführt hätten, wollte sich Gergejew wohl nicht antun.
https://orf.at/#/stories/3400280/
Bitte schmunzeln: Sind Bananen zum Essen da?
Natürlich könnte man hier die Diskussion „Was ist Kunst?“ neu beleben, mit der etwa Yasmina Reza in ihrem Stück „Kunst“ so viel Erfolg hatte. Wenn es dort um eine weiße Leinwand als teures Kunstwerk geht, stellt sich die Frage, ob „Kunst“ oft nicht nur eine Behauptung ist. Etwa, wenn im Centre Pompidou Metz als Teil eines Kunstwerks des Italieners Maurizio Cattelan eine Banane unter einem Klebeband an der Wand hing. Nun, der Besucher, der das Stück Obst grapschte und verzehrte, war nicht naiv. Angeblich hat er erklärt, er wollte „einfach mal probieren, wie eine Banane schmeckt, die sechs Millionen Dollar wert ist“. Mit ähnlichem Humor reagierte die Museumsleitung, die auf eine Anzeige verzichtete und die Banane einfach ersetzte. Was die Frage offen lässt – ist jede Banane sechs Millionen Dollar wert – oder nur jene, die man an die Wand klebt?
https://www.tt.com/artikel/30913229/beruehmtes-kunstwerk-besucher-verputzte-millionenschwere-banane
Ein Film der Woche: THE LIFE OF CHUCK
Es ist eine seltsame Geschichte, die Regisseur Mike Flanagan hier nach einer Geschichte von Stephen King (diesmal kein Horror, nur Lebensphilosophie!) erzählt. Man verfolgt– allerdings von hinten nach vorne, vom Tod bis zur Kindheit zurück – das Leben eines Mannes, der von einem klugen, traurigen Jungen zu einer lebensbejahenden Persönlichkeit wird, die gelegentlich buchstäblich zu tanzen beginnt… Mit Tom Hiddleston, dem unvergeßlichen „Loki“ der „Thor“-Filme.
Ein Bericht von Renate Wagner
https://onlinemerker.com/film-the-life-of-chuck/
Ich wünsche einen schönen Sommertag ohne Regenkatastrophen!
R.W.