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2-Hybrid-SACD-Edition RICHARD WAGNER „DAS RHEINGOLD“; DECCA. Erster Teil des Solti-Rings in sensationellem 24BIT/192KHZ Stereo Transfer

14.12.2022 | cd

2-Hybrid-SACD-Edition RICHARD WAGNER „DAS RHEINGOLD“; DECCA

Ring-Resounding: Erster Teil des Solti-Rings in sensationellem 24BIT/192KHZ Stereo Transfer, Deluxe-Ausgabe in LP-Format

soldec

Ein Meilenstein der Schallplattengeschichte wurde entsprechend der aktuell optimalen tontechnischen Möglichkeiten einer neuerlichen Klangkur unterzogen. Nach den Transfers der Original-Bänder der Jahre 1984, 1997 und 2012 haben sich Produzent Dominic Fyfe und Philip Siney 2022 daran gemacht, das Maximum an dynamischer Bandbreite und Auflösung von Wagners „Rheingold“ Aufnahme aus dem Jahr 1958 herauszuholen. So obertonreich und brillant waren die Wiener Philharmoniker in Georg Soltis Vision von Wagners „Ring des Nibelungen“ noch nie zu hören.

Bekanntlich ist diese erste und wahrlich maßstabsetzende Stereo-Aufnahme des „Rings“ relativ orchesterbetont. In der neuen Abmischung konnten nicht nur jegliches Bandrauschen und andere störende Geräusche zur Gänze ohne Verluste an anderer Stelle beseitigt werden, sondern auch die Stimmen kommen jetzt natürlicher und präsenter zur Geltung. Wir wissen, was der wohl berühmteste Produzent und Chefingenieur der Schallplattengeschichte, John Calshaw und Gordon Parry, an klanglicher Exzellenz und musiktheatergerechter Dramaturgie erreicht haben. Sie wollten mit dem innovativen „Decca Dreieck“ – je ein Mikro links und rechts und eines über dem Dirigenten plus je einem linken und rechten Auslegemikrofon – nichts weniger, als den Intentionen Wagners alleine mit dem Medium LP gerecht zu werden. Deren Hang zur Perfektion, der sich mit demjenigen des Dirigenten deckte, bewirkte, dass Kunst und (Ton-)Technik eine untrennbare Einheit bildeten. Und damit beispielhaft über die Aufnahme-Experimente Herbert von Karajans bis in die Gegenwart wirken.

Als Glücksfall erwies sich der Aufnahmeort der Wiener Sofiensäle. 1826 wurde das Gebäude als Sofienbad in der Marxergasse eröffnet. Namenspatronin war die Erzherzogin Sofie von Bayern, die Mutter von Kaiser Franz Joseph I. Da sich Dampfbaden in Wien damals offenbar nicht großer Beliebtheit erfreute, wurde 23 Jahre später aus dem Bad ein Konzert- und Tanzsaal. Akustisch halfen neben dem hohen Gewölbe vor allem der Hohlraum unter dem abgedeckten Becken, was für räumliche Tiefe und „glutvolle Resonanz“ sorgte. Bis Mitte der 80-er Jahre sollten die Sofiensäle als DECCAs Wiener Exklusivstudios dienen.

Spannend ist, dass einige der originalen zweispurigen Bänder, um u.a. von Schichtabrieb repariert werden zu können und damit auf die vorliegende High Definition 24 bit/192 khz gebracht zu werden, vorerst zehn Stunden lang bei 55 Grad „gebacken“ wurden. Das Ergebnis ist frappant. Die akustische Welt der Götter, Zwergen und Riesen, von Wasser und Donner, der Schauplätze vom Grund eines Flussbettes über Nibelheim in der Tiefe der Erde bis zu lichten Bergeshöhen der Götterburg Walhalla wurde in diesem „Rheingold“ ungemein differenziert und plastisch eingefangen. Natürlich kann je nach musikalischer Vorliebe etwa die kammermusikalischere Version von Herbert von Karajan bevorzugt werden, aber der theatralischen Wirkung von Alberichs Fluch oder Donners Hammer auf dem Felsen mit zauberhaft sich spannender Regenbogenbrücke kann sich niemand entziehen. Dasselbe gilt für die berühmten 18 Ambosse, die Alberichs Reich klopfend markieren.

Künstlerisch und sängerisch ist dieses „Rheingold“ des Solti „Rings“ sowieso der faszinierendste aller Ringteile. George London als Wotan, Set Svanholm als Loge, Gustav Neidlinger als Alberich, Kirsten Flagstad als Fricka, Gustav Neidlinger als Alberich und Jean Madeira als Erda lassen jedes Wagner-Herz höherschlagen. Aber auch Waldemar Kmentt als Froh, Eberhard Wächter als Donner, Walter Kreppel als Fasolt und Kurt Böhme als Fafner tragen charaktervoll und stimmmächtig zu Wagner’schen Champagnerlaune bei.

Nicht zu vergessen die exquisiten Wiener Philharmoniker, denen Sir Georg Solti und DECCA mit diesem Ring ein klingendes Denkmal gesetzt haben. Die Finessen der Instrumentierung, die teils abrupten atmosphärischen Wechsel, die gewaltige dynamische Bandbreite können fast 65 Jahre nach der Einspielung in diesem Transfer als epochales state of the art gelten.

Das Booklet enthält einen Text über das neue HD-Remastering von Decca Classics Label Director und Executive Producer Dominic Fyfe. eine Einführung von John Culshaw, das Libretto auf Deutsch und Englisch sowie Fotos von Aufnahmesitzungen, Faksimiles von Soltis und Culshaws Partituren.

Wer die berühmte Aufnahme schon hat, sei es als LP, CD oder Audio-Blu-ray, ist sicher gut bedient. Die vorliegende Luxus-Edition bietet neben einem hocheleganten Design wesentlich mehr an Brillanz und tontechnischer Vollkommenheit. Legen Sie die SACD in ihren Player, schließen Sie die Augen und treten sei die Opern-Zeitreise zurück ins Jahr 1958 an….

Anmerkung: Audiophile Hybrid-SACDs können mit jedem CD-Spieler abgespielt werden. Sie enthalten eine höhere digitale Auflösung als normale Audio-CDs. Als erste Veröffentlichung des Solti-Rings erscheint das „Rheingold“ als limitierte 2-HYBRID-SACD-Edition, im 12″-Format. Die Walküre, Siegfried und die Götterdämmerung erscheinen in den kommenden Monaten. Ich persönlich kann es kaum erwarten.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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