Kirchheim: „SONJA SARIC“ – 14.07.2018
Kirchheimer Liedersommer 2018
„Im vollen Strom der Zeit“ …
Sonja Saric, Barbara Braun. Copyright: W. Spriestersbach
… unter diesem Slogan fand der diesjährige Kirchheimer Liedersommer (Kurartor Bariton Olaf Bär) statt und wurde mit einem hervorragenden Liederabend der Sopranistin Sonja Saric eröffnet.
Als Leonora in „Il Trovatore“ gab die 28-Jährige Sängerin im Oktober 2017 an der Oper Graz kurzfristig ihr umjubeltes Debut, ebenso sang sie hier erfolgreich die Figaro-Contessa, die Madame Cortese in „Il viaggio a Reims“ und debutierte als „Maria Stuarda“ in Ostrava. Die junge vielseitige Sängerin entspross der Talentschmiede von Frau Prof. Snezana Stamenkovic an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, aus derer Gesangsklasse bereits mehrere junge Sänger ihren Weg an diverse Opernhäuser im In- und Ausland fanden. Sonja Saric heimste bereits an zwölf Wettbewerben Preise ein und letztlich ging sie als Siegerin beim Maria Callas Wettbewerb in Athen 2018 hervor.
Den Liederabend in der voll besetzten und akustisch idealen Evangelischen Kirche eröffnete die Sängerin mit drei Liedern von Franz Schubert: Du bist die Ruh weich strömend intoniert, Nacht und Träume ohne Lamento auf den Flügeln des Gesangs schwebend, Gretchen am Spinnrad erklang ungestüm beschwörend vorgetragen.
Freudvoll und leidvoll – Der du vom Himmel bist – Die drei Zigeuner (Franz Liszt) folgten.
Gleich eines kontrolliert brennenden Feuers erhob sich das herrliche Timbre mit dem farbenreichen Mittelregister, zum attraktiven Espressivo ihres tragfähigen Soprans. In jedem Moment wurde die tiefe Verbundenheit der jungen Künstlerin zum Sentiment von Musik und Text, die ausdrucksstarke Auslotung der jeweiligen Gefühlsschwankungen, die Artikulation in Verbindung dezenter Mimik und dem strahlenden Glanz der Augen kund.
Stets aufmerksam und hochkonzentriert wurde die Solistin von Barbara Baun begleitet, einer renommierten Pianistin aus kammermusikalischen und solistischen Bereichen und geschätzter Begleiterin internationaler Liedinterpreten. Ausdrucksvoll, nie vordergründig verstand es Baun die Nuancen der jeweiligen Klaviertexturen zu beleuchten, herrliche flexible emphatische Momente instrumental zu bearbeiten, melodisch auszukosten und pianistisch prächtig zu präsentieren.
Ein breites Kaleidoskop an Ausdruckskraft und Gestaltungskunst offerierte Sonja Saric während der „Fünf Rückert-Lieder“ (Gustav Mahler) in geradezu exemplarischer Vortragsweise. Feinsinnig, melancholisch wob die Stimme Liebst du um Schönheit, ihr Sopran verlor selbst in der hohen Tessitura nicht an Farben und atemberaubend erklang Um Mitternacht. Traumhaft phrasiert, in hoffnungsvollem Optimismus vokal prächtig durchleuchtet der Ausklang Ich bin der Welt abhanden gekommen. Fürwahr der Rezensent wähnte sich ebenso! So und nicht anders sollte es sein, dass Künstler berühren, zu Tränen rühren!
Den offiziellen Abschluss des wahrhaft beglückenden Vortrags bildeten vier Pretiosen aus der Feder von Sergej Rachmaninows in Originalsprache gesungen. Hier wurden wiederum deklamatorisches Sentiment offenbar u.a. bei Zdes´khorosho oder umflort von sehnsuchtsvoller Melancholie bei Ne poy, krasavitsa – O sing, du Schöne, sing mir nicht Georgiens wehmutsvolle Lieder. Dramatische wie edel betörend-lyrische Töne schenkte Saric dem finalen emotionsreichen Lied Davno l´, moy drug.
Das aufmerksame Publikum auf teils knarrenden Kirchenbänken spendete den beiden Künstlerinnen euphorisch Beifall und lautstarke Bravos und wurde mit einer Rachmaninow-Wiederholung sowie Es muss ein Wunderbares sein (Liszt) in die laue Sommernacht der pfälzischen Toskana entlassen.
Gerhard Hoffmann