Foto: Kerzenlicht-Konzerte
STIFT ZWETTL/ KERZENLICHT-KONZERTE: Liszts „Harmonies poetiques et religieuses” sowie Ausstellung “Kreuze” im Stift Zwettl (12. Mai 2018)
Die ständige Erkundung neuer Säle führte die waldviertler „Kerzenlicht-Konzerte“ erstmals ins Stift Zwettl. Am 12. Mai gab die Serie mit einem Klavierabend des Pianisten Robert Pobitschka ihr Debut im Festsaal des Zisterzienserstiftes Zwettl. Das Programm war dem Austragungsort angemessen, der Pianist spielte eingangs Johann Sebastian Bachs Partita I in B-Dur BWV 825 und anschließend geistlich orientierte Klavierwerke von Franz Liszt.
Bachs transparent vorgetragene Partita I entfaltete im fast voll besetzten Festsaal einiges an Wirkungen, erschien mitunter virtuos, insbesondere in der langsamen Sarabande sehr stimmungsvoll und poetisch. Die folgende Legende Nr. 2 „Der heilige Franz von Paula über die Wogen schreitend“ gehört zu Franz Liszts beliebtesten Klavierstücken. Wie Robert Pobitschka darlegte, thematisiert sie die Geschichte des heiligen Franz, der von Italien zu seiner Gemeinde nach Sizilien mußte, wegen eines Sturmes aber keinen Schiffer fand. Darauf entschied der Heilige, gleich wie Jesus, über das Wasser zu schreiten. Liszts Tongemälde schildert unter Aufbietung aller Register des Klavieres den Kampf des Heiligen mit dem Element Wasser, den der Pianist eindrucksvoll wiedergab. Als er nach der Pause mit drei Stücken aus Liszts Klavierzyklus „Harmonies poetiques et religieuses“ fortsetzte, hatte er das Publikum bereits auf seiner Seite. In „Bénédiction de Dieu dans la solitude“, „Ave Maria“ und „Invocation“ spiegelt sich Liszts Begeisterung für Spiritualität und für die Lehren von Saint-Simon und Lamennaise – Kultfiguren der religiösen und sozialen Erneuerung seiner Zeit – wieder. In zauberhafter Weise entrücken diese Werke den Hörer dem Alltäglichen, hinein in eine Welt der Ideale. Mit viel Feingefühl und technischer Brillanz meistere Robert Pobitschka diese nicht leichte Aufgabe und vermittelte den Zuhörern einiges an subtilen, sphärischen Stimmungen.
Schlussapplaus für Robert Pobitschka. Foto: Kerzenlicht-Konzerte
Für den begeisterten Applaus bedankte er sich mit einer Zugabe, dem Walzer in a-Moll von Chopin – dem vielleicht berühmtesten Landsmann des Zwettler Abtes Johannes Maria Szypulski, dem die Zugabe vom Pianisten auch gewidmet wurde.
Ausstellungseröffnung: Robert Pobitschka, Francesca Gräfin Pilati, Abt Johannes M. Szypulski, Barbara M. Neuhäuser. Foto: Kerzenlicht-Konzerte
Im Untergeschoß des Stiftes fand vor dem Konzert ein gleichermaßen bedeutendes Ereignis statt, die Eröffnung der Ausstellung „Kreuze“ mit Bildern von Helga Pasch (Wien) und Skulpturen und Fotos von Barbara Magdalena Neuhäuser (Thüringen). Hausherr Abt Szypulski begrüßte die Künstlerinnen und Gäste. Ebenso wie er unterstrichen auch die Kuratoren der Ausstellung – Francesca Gräfin Pilati und Robert Pobitschka – die Bedeutung des Symboles Kreuz und ergingen sich in kurzen Auslegungen. Bei beiden Künstlerinnen überwiegt innerer Ausdruck rein handwerkliches Können. Spürbare Begeisterung für das Thema mag die Ursache dafür gewesen sein, daß sich die Arbeiten der beiden unterschiedlichen Künstlerinnen zu einer harmonisch als Ganzes wirkenden, beeindruckenden Ausstellung fügten. Die Besichtigung ist bis 26. Oktober im Rahmen der Audio-Guide-Führungen durch das Stift möglich.
Anton Cupak