VIOLA GALANTE: PAULINE SACHSE, ANDREAS HECKER – “ CAvi-music CD
Vergessene Sonaten für Viola und Cembalo von C.P.E. Bach, Flackton, Antoniotto, Benda und Binder
Seien Sie unter den ersten, die diese wahrscheinlich seit 250 Jahren nicht mehr aufgeführten Sonaten hören. Pauline Sachse, begnadete Bratschistin, Schülerin der Legenden Tabea Zimmermann und Wilfried Strehle, und ihr Partner Andreas Hecker (Cembalo) legen mit dem neuen Album rare Kammermusik für ihre Instrumente vor. Der 1610 von Paolo Maggini in Brescia erbauten und mit Darmsaiten bespannten Viola Madame Butterfly entlockt Frau Sachse einen dunklen, erdig anmutenden Klang, bisweilen rauchig wie Whisky und ungeschliffen wie rohes Holz, bisweilen sirenenhaft lockend wie Carmen in der Seguidilla.
Die auf der neuen CD vorgestellten Sonaten aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhundert sind mit ihrem galanten bzw. empfindsamen Stil allesamt Balsam für die Seele, wobei die Interaktion zwischen der schnurrenden Viola und den leichtfüßigen, wie ein Wirbelwind um deren Spiel umherschwirrenden Cembaloarabesken besonders reizvoll ist. Andreas Hecker trägt denn auch einen gehörigen Anteil an der großartigen Interpretation der von Temperament und Ausdruck her so unterschiedlichen Kompositionen. Für alle, die abschalten wollen oder einen klanglichen Tapetenwechsel zur Weihnachtsmusikberieslung in den Shopping-Malls dringend nötig haben, die ideale akustische Zeitreise.
Das ausgesprochene Raritätenprogramm des Albums reicht von der Triosonate in G-Moll von C.P.E. Bach, die Triosonate in D-Dur für Viola und obligates Cembalo des am kurfürstlich-sächsischen Hof wirkenden Komponisten Christlieb Siegmund Binder über die Sonate in C-Moll des Londoner Komponisten, Organisten und Buchhändlers William Flackton, die Sonate in Es-Dur für Bratsche und Basso continuo des Mailänders Giorgio Antoniotto bis hin zum einzig mit zwei Stücken vertretenen böhmischen Tonsetzer Franz Benda (der in Diensten der preußischen Hofkapelle Friedrichs II stand), und zwar seinen Sonaten in C-Moll und F-Dur. Bei letzteren sowie den Sonaten von Antoniotto und Binder handelt es sich um Weltersteinspielungen
Dr. Ingobert Waltenberger