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10 CD-Box „LES BALLETS RUSSES“ – Werke von Stravinsky, Debussy, Dukas, Ravel, Poulenc, Schmitt, Tchaikovsky, de Falla, Prokofiev, Strauss, Auric, Rimsky-Korsakov, Milhaud; Tommasini und Sauget; SWR Classic

30.09.2022 | cd

10 CD-Box „LES BALLETS RUSSES“ – Werke von Stravinsky, Debussy, Dukas, Ravel, Poulenc, Schmitt, Tchaikovsky, de Falla, Prokofiev, Strauss, Auric, Rimsky-Korsakov, Milhaud; Tommasini und Sauget; SWR Classic

Aufnahmen mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern des SWR 1972-2012

0747313943180

Im März dieses Jahres erst hat Warner eine 22 CD-Box mit Aufnahmen aus dem unerschöpflichen Fundus des Labels mit Musik für die legendäre Firma „Les Ballets russes“ veröffentlicht. Hinter dem Signum stecken Kompositionen, die mit dem Namen Serge Diaghilev und der von ihm gegründeten Ballettkompanie aufs engste verbunden sind. Der Galerist und russische Immigrant aus einem wohlhabenden russischen Haus von Wodka-Brennern mutierte zu einem umtriebigen Pariser Zampano und künstlerischen Hansdampf in allen Gassen. Eigentlich wollte Diaghilev Komponist werden, verwarf seinen Plan aber endgültig, als ihm Rimsky-Korsakov 1894 zurief, er habe kein Talent. Als Kulturmanager und – jetzt würde man sagen – begnadeter Networker sollte er in Sachen innovativer Bühnengesamtkunstwerke aus Musik, Tanz, Szenerie/bildender Kunst und fantasievollen Kostümen wie kein zweiter vor und nach ihm wirken.

Das zusammengewürfelte Projektensemble „Les Ballets Russes“ war verstetigt als wandernde Ballettkompanie mit Sitz in Paris in ganz Europa (außer in Russland, wo die Revolution Auftritte verhinderte) und mit Tourneen in Nord- und Südamerika von 1909 bis 1929 unterwegs. Diaghilev brachte junge Choreographen, Komponisten, Malerstars als Bühnenbildner, weltberühmte Modedesigner als Kostümbildner sowie Tänzer zusammen, um seine spektakulären Theaterideen zu realisieren. Größen wie Igor Stravinsky, Claude Debussy, Sergej Prokofiev, Vasily Kandinsky, Alexandre Benois, Pablo Picasso, Henri Matisse, Léon Bakst, Coco Chanel und viele mehr folgten seinem Ruf. Eine Ära erblühte, von der vor allem unsterbliche Musik, Legenden über Skandale (Uraufführung des „Sacre du printemps“) und Berichte über tänzerische Höchstleistungen (Anna Pavlova, Michel Fokine, Serge Lifar, Léonide Massine, George Balanchine, Valentin Zeglovsky, Theodore Kosloff und Vaslav Nijinsky) bis heute überdauerten.

Auf der nunmehr veröffentlichten SWR-Anthologie, die die bisherigen Einzel-Vollpreis-CDs ersetzt und nun für etwas über 3 Euro pro CD anbietet, sind knapp 30 Werke zu hören. Ich finde, der helle, transparente und brillante Klang der beiden fantastischen Rundfunkorchester des SWR passt besonders gut zu den impressionistisch farbenprächtigen, exotisch bis avantgardistisch angehauchten Kompositionen. Der erzählerische Drive der teils skurril-realistisch lautmalerischen Programme („Der Narr“ und „Ala und Jolly“ von Prokofiev, „Die Plagegeister“ von Auric oder „Der blaue Zug“ von Milhaud) kommt in den überdies klanglich exzellenten Aufnahmen dieser Box besonders gut zum Tragen. Die Dirigenten Kirill Karabits, Sylvain Cambreling, Michael Gielen, Marcello Viotti, Yuri Ahronovitch, Hiroshi Wakasugi, Ernest Bour, Fabrice Bollon, Christopher Hogwood, Christoph Poppen, Alejo Perez, Robert Reimer, Zoltan Pesko und Gerard Korsten führen vor, auf welch hohem technischen Niveau und wie eminent stilkundig die beiden Klangkörper diese meisterlichen Partituren von der Hoch- und Spätromantik über den Impressionismus bis zu den expressionistischen Würfen eines Stravinsky umzusetzen vermögen. Welch Hörvergnügen und musikalische Entdeckerfahrt in eine der fruchtbarsten und bis heute wundersam nachhallenden Epochen der Musikgeschichte.

Inhalt der Box:

  • Igor Stravinsky: Le Sacre du printemps; Petrouchka; Le Chant du Rossignol; Pulcinella; Feu d’artifice; L’oiseau de feu; Apollon musagete
  • Claude Debussy: Jeux; Prélude a l’après-midi d’un faune
  • Paul Dukas: La Peri; Fanfare pour preceder „La Peri“
  • Maurice Ravel: Daphnis & Chloe; La Valse
  • Francis Poulenc: Les Biches
  • Florent Schmitt: La Tragedie de Salome
  • Peter Iljitsch Tchaikovsky: Schwanensee op. 20; Dornröschen op. 66
  • Manuel de Falla: Der Dreispitz
  • Serge Prokofiev: Der Narr (Suite); Skythische Suite op. 20 „Ala et Lolly“
  • Richard Strauss: Till Eulenspiegel
  • Georges Auric: Les Facheux; La Pastorale
  • Nikolai Rimsky-Korsakov: Scheherazade
  • Darius Milhaud: Le Train bleu
  • Domenico Scarlatti / Vincenzo Tommasini: Les femmes de bonne humeur
  • Henri Sauguet: La chatte

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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