Zum 50.Todestag Robert Stolz – der Komponist der Weltschlager schrieb (25.August 1880 – 27.Juni 1975)
„Wenn meine Melodien in den Herzen der Menschen einen Platz gefunden haben,
dann weiß ich, daß ich meine Aufgabe erfüllt und nicht umsonst gelebt habe.“
Robert Stolz
Robert Stolz gehörte zu den Musikern, der mit seinen Melodien, den Einfallsreichtum und durch seine unermüdliche Schaffenskraft, ein Füllhorn an schmeichelnden, zündenden Weisen, wie „Im Prater blüh’n wieder die Bäume“, „Vor meinem Vaterhaus steht einen Linde“, „Servus Du“, „Wenn die kleinen Veilchen blühen“, „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“, „Ungeküsst sollst Du nicht schlafen gehen“, „Adieu Du kleiner Gardeoffizier“, die Herzen der Menschen eroberte. Seine Lieder waren eine singende, klingende Liebeserklärung, an die damals während des ersten Weltkrieges, bedrohte, hungernde und frierende Stadt an der Donau. Sein Patriotismus, der sich gerade dann, wenn es der Heimat schlecht ging, manifestierte und bewährte, gehörte zu seinen positiven Eigenschaften.
Unvergessen, und doch vergessen im Johann Strauß Jahr dessen 200.Geburtstag wir heuer gedenken. Wo man den Straußchen Klängen momentan mehr Beachtung schenkt als der Musik Robert Stolz. Doch dürfen wir Stolz keineswegs in den Schatten von Johann Strauß stellen, denn letztendlich war es Strauß, der den jungen Musiker und Kapellmeister Stolz, der zu der Zeit sein erstes Engagement in Marburg antrat, seine ganze Aufmerksamkeit schenkte und von dessen ersteren Melodien sehr angetan war. Mit den Worten: Die hatten einen hübschen Rhythmus (…) Sie können da sicher etwas Neues schaffen, etwas, das wirklich aus ihrem innersten kommt und Erfolg haben könnte. Und Stolz hatte wahrlich Erfolg wo ihn der spätere Weg bis nach New York führte.
Robert Stolz das musikalische Universalgenie, wurde sozusagen schon in der Wiege von der Muse geküsst. Wurde er doch als Sohn des Musik-Direktors Jakob Stolz am 25.August 1880 als zwölftes Kind von dreizehn Kindern in Graz geboren. Sein Vater war am Grazer Stadttheater beschäftigt, und die Mutter Ida Stolz geb. Bondy war als Pianistin neben der Haushaltsführung und Kindererziehung als Musiklehrerin tätig. Wo durch den musikalischen Einfluss neben dem Vater der junge Stolz von der Mutter die ersten Klavierstunden erhielt.
In diesem musikalischen Hause, indem der kleine Robert aufwuchs, verkehrten neben vielen anerkannten Künstlerpersönlichkeiten unter anderem Johannes Brahms und Anton Bruckner. Beide waren wie Eis und Feuer, laut Aussage von Robert Stolz. Beide Rivalen standen sich nicht gerade freundschaftlich gegenüber, zu verschieden waren ihre Meinungen, wenn es um das Thema Musik und um die kompositorische Rechtfertigung eigener Werke ging. Stolz sah in Brahms eher den väterlichen Freund der bereits die Begabung des jungen Robert erkannte und ihn musikalisch beriet. Obwohl des musikalischen Talents, so erwies sich Stolz andererseits als schlechtester Schüler der Steiermark zum Leidwesen des Vaters und dessen Volksschullehrers in Graz. Selbst in einem Artikel der „Neuen Kronen – Zeitung“ hieß es: Ein junger Mann, der noch dazu Sohn eines Lehrers war, sei, als er vor Jahrzehnten in Fürth zur Schule ging, der schlechteste Schüler seiner Klasse gewesen. Welch Häme für den Vater jedoch weniger für die Mutter die die Meinung vertrat; „Robertl hat seine Wurzeln, sie sind in der Musik„. Und so widmete sich der junge Robert mehr der Musik, nicht nur weil es ihm mehr Spaß machte, als seinen schulischen Leistungen nachzukommen, sondern auch um den Glauben den seine Mutter in ihn setzte, und ihrer Aussage wegen zu rechtfertigen. Und mit der lapidaren Aussage auch der damaligen Schwester Mizzi: „Er wird eh nur ein Musiker, und nicht ein Studierter“ konzentrierte sich der siebenjährige Stolz fortan immer mehr auf das Klavierspielen und wo ihm das Erlernen der allgemeinen Musiktheorie offenbar leichter fiel als Algebra und Latein zu lernen.
Nach seiner musikalischen Ausbildung in Graz, Wien und Berlin, und der Staatsprüfung 1896, begann der junge Robert Stolz, auf Empfehlung seines Vaters, am Grazer Stadttheater als Korrepetitor. Wo er für die Opern – und Ballettproben zuständig war. Danach begannen seine allgemeinen Wanderjahre, wo er als Kapellmeister sein erstes Engagement in Marburg antrat. Danach führten ihn seine Wege 1902 an das Salzburger Stadttheater. Bei einer Begegnung mit Johann Strauß in der Wiener Hofburg, stand der Entschluss für den damals neunzehnjährigen Robert Stolz fest, dem Walzerkönig auf seiner Bahn zufolgen, und Operettenkomponist zu werden. Doch zunächst wurde Stolz als tauglich in die österreichische Armee berufen, aber Monate darauf aufgrund einer Typhuserkrankung aus dem militärischen Dienst entlassen. Somit konnte er seinen Beruf als Musiker wieder aufnehmen.
Derselbe Agent, dem Stolz damals die Stellung in Salzburg zu verdanken hatte, bot ihm 1903 eine Operettentournee in Russland an. Mit einem Wiener Operettenensemble, unter anderem mit der damaligen bekannten Starsängerin Betty Stojan bereiste Stolz die Städte Moskau, Petersburg, Kiew und Odessa, und feierte als Dirigent mit seinem Ensemble wahre Triumphe. Für Robert Stolz war Russland zu der Zeit das musikalische Mekka, wo neben den Komponisten wie Schostakowitsch, Prokofjew, Khachaturian und viele andere Komponisten und Musiker die musikalische Welt Russlands prägten. Russland war die Hochburg allen kulturellen Geschehens schlechthin, wo neben dem Bolschoi – Theater auch an zahlreichen anderen Stätten Moskaus, neben Opern – und Ballettaufführungen, beinahe ein Überangebot an Veranstaltungen stattfanden, die nicht nur das kulturelle Weltbild Russland prägten, sondern wo auch viele Künstler aus Europa, speziell aus Frankreich, Deutschland und Österreich immer wieder auftraten. Für den jungen Stolz, besonders auch das aufregende Nachtleben in Moskau, wo sich Künstler, Gelehrte und die High – Society traf hinterließen einen bedeutsamen Eindruck bei dem jungen Dirigenten, der auch in seinen Aufzeichnungen den damaligen Aufenthalt in Russlands Städte als überaus positive bewertet.
Nach der so erfolgreichen Russlandtournee geht Robert Stolz als Kapellmeister nach Brünn und lernt dort am Deutschen Theater die Sängerin Grete Holm kennen, die er ehelicht und später für sie seinen Chanson „Servus, Du“ schreibt. Nach Dirigentenpositionen an Provinztheatern führte der gerade Weg nach Wien. Wo unter Stolz Stabführung die Operette „Die lustige Witwe“ von dem damals 35.jährigen Franz Lehar zu einem Welterfolg wurde. Robert Stolz dirigierte infolge darauf die Uraufführungen weiterer Lehar-, Oskar Straus – und Kalman – Operetten. 1910 gelangt seine Operette „Das Glückmädel“ am Wiener Raimundtheater mit Alexander Girardi zu Uraufführung. 1913 komponierte Stolz seine erste Stummfilm – Begleitmusik „Der Millionenonkel“ ebenso in der Besetzung von Alexander Girardi. 1915 ein Singspiel „Die Varietédiva“ mit Hans Moser in der Hauptrolle. 1916 gelangt ein weiteres Werk die Operette „Der Favorit“ an der Berliner komischen Oper zur Aufführung. Daraus bekannt: „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ das ich selbst als damalige Operettensängerin oft und gern in meinen Robert Stolz Konzerten und im ORF interpretiert habe. In diesem Jahr entstehen auch weitere Lieder von Stolz die zu absoluten Weltschlagern wurden, wie „Im Prater blüh’n wieder die Bäume“, „das ist der Frühling in Wien„, „Wien wird bei Nacht erst schön“ und es entstehen außerdem 30 neue Kabarettlieder. Während dieser Zeit bis 1930 komponierte Robert Stolz wie am Fließband wobei seine Musik zu dem ersten europäischen Tonfilm „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ in der Besetzung mit Willy Forst, Oskar Karlweis und Paul Hörbiger zu eines seiner größten Erfolge zählt. Allein in seiner deutschsprachigen Fassung wurde „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ 50 Wochen am New Yorker Broadway aufgeführt das Robert Stolz zum internationalen Erfolg verhalf.
New York entdeckte Stolz als einen der größten Dirigenten der Wiener Musik. Robert Stolz an der Spitze seines Erfolges bereits angelangt, trat als Botschafter seiner Heimat in großen symphonischen Konzerten für Johann Strauß und anderen Meistern der Wiener Operette auf. Mit der Eroberung Amerikas komponierte Stolz von Hollywood aus mehrere Filmmusiken, und gewann am 11. Januar 1941 den Oskar (Amerikas höchsten Filmpreis) für sein Lied „Waltzing in the Clouds“. Zahlreiche Konzerttourneen quer durch Amerika folgten wo der Komponist und Dirigent wahre Triumphe feierte.
1946 heiratet Robert Stolz „Einzi“ (Yvonne Louise Ulrich) die er bereits 1939 in Paris kennengelernt hatte. Dies war zu einer Zeit noch vor Amerika, wo Stolz 1938 aufgrund der politischen Lage über die Schweiz nach Paris emigrierte und dann 1940, natürlich schon in Begleitung von Einzi, sich auf der Überfahrt in die Vereinigten Staaten befand. Warum der inzwischen so bekannte Dirigent und Komponist erst sieben Jahre später seine so große Liebe heiratete, lag nicht nur an den Wirren des Krieges, wo sozusagen jeder, auch seine Nochehefrau Lilly, über die Schweiz in die USA emigrierte. Dadurch auch der allgemeine Scheidungsprozess sich um einige Jahre verzögerte. Während des Amerika Aufenthalts von Einzi und Robert Stolz entstanden neben der Filmmusik auch das Musical „Mr. Strauss goes to Boston“ das 1945 am Century-Theatre am Broadway aufgeführt wurde.
Trotz der großen Erfolge in den USA vergaß Robert Stolz nie sein geliebtes Wien, die Stadt die er mit jeder Faser seines Herzens liebte. Denn fast alle Kompositionen waren dieser Stadt gewidmet.
Endlich nach dem Krieg kehren Einzi und Robert Stolz nach Wien zurück, wo 1946 das Musical „Schicksal mit Musik“ am Apollo-Theater in Wien aufgeführt wird. Obwohl 1942 Stolz durch die Naziherrschaft aus dem deutschen Reich ausgebürgert und man sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt hatte, so ernannte Wien Stolz nun nach seiner Rückkehr 1947 zu ihren Bürger wo ihm durch den österreichischen Bundespräsidenten der Titel „Professor“ verliehen wurde. Im selbigen Jahr fand auch die Uraufführung des Singspiels „Drei von der Donau“ am Wiener Stadttheater statt. Unermüdlich komponierte Stolz von 1947 bis zu seinem Tod 1975 weitere Singspiele, Operetten, Musicals und Filmmusik, Werke die nicht nur in Wien, sondern auch in Berlin, und anderen deutschen und österreichischen Städten aufgeführt wurden und wo viele seiner Kompositionen zu absoluten Weltschlagern wurden. Robert Stolz erhielt schon zu Lebzeiten zahlreiche Auszeichnungen und zählte zu einen der letzten großen Meister des „Silbernen Zeitalters der Wiener Operette und des Wienerliedes“
Beinahe ein ganzes Jahrhundert prägten Robert Stolz Leben, das neben seinen triumphalen Erfolg als Komponist, ebenso aber auch von Ängsten, Niederlagen und Tragödien begleitet war. Interessant ist daher auch seine Biografie „Die ganze Welt ist himmelblau“ (Bastei Lübbe) zu lesen. Wo Robert und Einzi Stolz zu erzählen wissen das in diesen 95 Jahren auf dieser Weltbühne auch nicht gerade alles „himmelblau“ war, sondern doch eher grau in grau, wo doch insbesondere Robert noch den 1. – und 2.Weltkrieg miterlebt hatte.
Theaterkollegen, Komponisten, Schriftsteller, Regisseure und Theaterintendanten hielten für einen Augenblick den Atem an, als sie vom Tod des letzten Meisters der Wiener Operette erfuhren. Wo Robert Stolz wegen Schallplattenaufnahmen sich in Berlin aufhielt, und unerwartet am 27.Juni 1975 dort noch vor Ort verstarb. Sein Leichnam wurde nach Wien überführt und in der Staatsoper aufgebahrt und am 4.Juli in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Wo er Sarg von Einzi Stolz, der Tochter Clarissa, von Trauernden aus dem engsten Familienkreis, und von hunderten von Wegbegleitern und Theaterkollegen begleitet war.
Einzi Stolz, die auch als Managerin tätig und alle künstlerischen Interessen ihres Mannes vertrat, verwaltete nach seinem Tod den gesamten Nachlass, und sah es als Lebensaufgabe das Werk des Komponisten weiter präsent zu halten. Durch vielfältige Auftritte in Unterhaltung – und Musikshows, in denen sie über ihren Mann berichtete, wurde sie schließlich selbst zu einer Medienfigur und erreichte eine hohe Popularität.
Ich selbst lernte sie Anfang der neunziger Jahre im Rahmen eines meiner Robert Stolz Konzerte kennen, wo ich als Sängerin auftrat und von diesem Zeitpunkt an wir auch immer in Kontakt standen. Ich habe Einzi aber auch ihre Tochter Clarissa immer noch in bester Erinnerung, beide strahlten eine herzliche Wärme, Freundlichkeit und Fröhlichkeit aus, wie sie heutzutage kaum noch zufinden ist. Einzi war eine Persönlichkeit, die es verstand alle Aufmerksamkeit auf sich zulenken, eine Frau voller Energien, deren Lächeln eher mütterlich auf mich wirkte, und deren Komplimente für mich als Sängerin wie Balsam für meine Seele waren. Ich muss gestehen, ich habe Robert Stolz, obwohl ich nicht die Ehre hatte ihn persönlich kennenzulernen, aber seine musikalischen Werke immer geliebt. Umsomehr war es für mich eine Ehre Einzi Stolz gekannt zuhaben, die am 18.Januar in Wien verstarb, und nun an der Seite ihres Mannes Robert Stolz in dessen Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof ruht.
Einzi Stolz die getreue Gattin, an der Seite einer der letzten musikalischen Genies des silbernen Operettenzeitalters, auch sie wird, für Kollegen die sie gekannt haben, unvergessen bleiben.
Manuela Miebach
Manuela Miebach mit Einzi Stolz und Hrn Müller von der Volksoper