Ab 22. Mai 2014 in den österreichischen Kinos
X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT
X-Men: Days of Future Past / USA / 2014
Regie: Bryan Singer
Mit: Jennifer Lawrence, Hugh Jackman, Michael Fassbender, James McAvoy, Ian McKellen, Patrick Stewart, Halle Berry u.a.
Wenn man nicht ein ausgewiesener X-Men-Fan ist, hat man den Überblick über die Filme und ihre Spin-Offs längst verloren: Ja, war da nicht im Vorjahr Wolverine solo unterwegs? Nun geht es wieder um die gesamte Mannschaft, zumindest die wichtigsten von ihnen sind alle wieder da in der siebenten Verfilmung dieser Marvel-Helden, die als „Mutanten“ über außergewöhnliche Kräfte verfügen (jeder von ihnen über irgendwelche ganz speziellen) und von den verängstigten Menschen gejagt werden.
Bereits zum dritten Mal inszeniert Bryan Singer einen X-Men-Film, und er hat ein feines Händchen dafür. Man gab ihm auch ein Riesenbudget von 250 Millionen Dollar, aber niemand braucht zu befürchten, dass da rote Zahlen übrig bleiben – dazu ist der Film nicht zuletzt zu witzig. Und es ist wohltuend, wenn die Mythen nicht allzu ernst genommen werden…
Offenbar ist schon manchen Leuten klar, dass Filme, die in der Zukunft spielen, meist hoffnungslos düster und deprimierend sind. Auch die X-Men sind dort gelandet, und der Kampf zwischen Menschen und Mutanten hat so gut wie alles zertrümmert, da die Menschen nun Sentinels (schon wieder riesige Blech-Roboter) eingesetzt haben. Man findet die alten Herren Xavier und Magneto (wie gut, dass Patrick Stewart und Ian McKellen ihrer Rollen nicht müde werden) in grauer Zukunft in irgendwelchen Resten chinesischer Tempel. Trüb und hoffnungslos ist es hier. Bekannte Gesichter wie die unverändert hübsche „Storm“ alias Halle Berry huschen vorbei (sie könnte sich hier wirklich wegen Unterbeschäftigung beschweren!). Und während sich die Herrschaften über die Weltlage den Kopf zerbrechen, kommen sie auf die nicht neue Idee, dass man früher alles hätte anders machen sollen. Wenn, ja wenn…
Was in der realen Welt ein unerfüllbarer Wunsch bleibt, hier ist es möglich, und von da an bekommt der Film auch optischen (und bunten) Reiz: Wolverine wird „Back in the Seventies“ geschickt, was für uns ja in Autos, Mode und keine Handys! keine Computer! von unbeschreiblichem Nostalgie-Reiz ist. Nicht fragen, warum Wolverine in Vergangenheit und Zukunft (die ja eigentlich die Gegenwart des Films ist) immer gleich aussieht (Hugh Jackman mit seiner unschlagbaren Mischung von Body, Intelligenz und Charisma), während die beiden mächtigen alten Herren damals, 1973, als ihr jüngeres Selbst vorgeführt werden: Es ist halt so in der Sci-Fi-Welt.
Also sendet Kitty Pryde (Ellen Page) den unter ihren Händen zuckenden Wolverine „geistig“ und körperlich in die Vergangenheit, und da sind die beiden Herren der Führungsriege wieder, zwar schon mit ihren Kräften ausgestattet, aber weit entfernt von der Weisheit des Alters: James McAvoy (als junger Patrick Stewart) ist sogar in recht schlechtem Zustand, und Michael Fassbender (als junger Ian McKellen) sitzt gar im Gefängnis. So richtig leiden können sie sich auch nicht, aber sie müssen sich zusammen schließen.
Denn der Wissenschaftler Bollivar Trask (der fernsehbekannte, zwergenhafte Peter Dinklage) arbeitet fest daran, die Mutanten-Seuche endgültig zu beenden, indem er der amerikanischen Regierung die Sentinels einzureden sucht. Grund genug für „Mystique“, die sich in alle und jeden verwandeln kann (und nur selten in ihrer originalen Erscheinung als Jennifer Lawrence zu erkennen ist), Trask unbedingt umbringen zu wollen. Aber tatsächlich hat sein Tod dazu geführt, dass die Sentinels losgelassen wurden – und darum müssen Xavier und Magneto die Tat verhindern.
Kurz, sie zischen nur so schwer beschäftigt durch die siebziger Jahre – und die Rückblenden bzw. Vorblenden in die Zukunft (Gegenwart) sind so geschickt in die Handlung geschnitten, dass trotz der verschiedenen Zeitebenen immer die Übersicht gewahrt bleibt.
Es ist natürlich die Besetzung, die diesen Film so großartig macht. Wobei der hochinteressante Michael Fassbender und der nicht minder faszinierende James McAvoy – beide bekannt dafür, komplizierteste Charakterrollen mit links zu spielen – für einen Blockbuster wie diesen natürlich einen ungeheuren Gewinn darstellen (sie haben diese Rollen ja 2011 schon einmal verkörpert). Die beiden kämpfen nicht nur mit den üblichen Mutanten-Späßchen, die immer für Schaueffekte gut sind, sondern mit der Macht ihrer Persönlichkeiten (wobei Wolverine natürlich auch immer dazwischenfunkt).
Und das funktioniert! So wie der ganze Film, in dem die Vergangenheit locker über die Zukunft siegt. Auf diesem Niveau können die X-Men noch lange weitermachen…
Renate Wagner