Wiener Festwochen: Ein nobler Abschiedsgesang für Slagmuylder
Auch der nächste nun ebenfalls frühzeitig scheidende Intendant der Wiener Festwochen bekommt offensichtlich keine gute Nachrede im Haus. Die Stadt Wien hat ebenso wie die Österreichischen Bundestheater ihre Probleme in diesen Jahren des Kulturwandels auf solche Personen zurückzugreifen, welche wieder zu einer eigenen harmonischen Geistespflege zu führen vermögen. Wiens Politik spart nicht mit Eigenlob, doch Altwiener Stadtpolitiker wie H & K treffen wir bei den fidelen Tschaunern und nicht in der Importzone Museumsquartier an.
Der sich nun wieder sich zurückziehende belgische Intendant Christophe Slagmuylder hat für die jeweils so zwei-, dreitägigen und dann schon wieder verschwundenen/vergessenen Gastspiele immerhin sein positiv aufnehmendes Publikum gefunden. Obwohl die Festwochen in den letzten Jahren von traditionellen Wiener Kulturkreisen …. nun ja, ignoriert werden. Doch durchaus positiv sind die Kurzgastspiel, jetzt nur auf Musik, Performance, Tanz, Visual Arts bezogen, vom jeweils aufnahmebereit gekommenen Publikum aufgenommen worden. Die Möglichkeit zum Kennenlernen kleinerer interessanter Kunstprojekte von da und dort und irgendwo war gegeben.
Nobel ist jedenfalls der Abschiedsgesang für Slagmuylder ausgefallen. Der geschätzte südafrikanische Schwarzweiß-Zeichner William Kentridge – nun, durchaus ein feiner Allroundkünstler als sensitiver Gestalter von Gesamtkunstwerken – hat seine römische „Sybil“-Produktion aus dem Jahr 2019 jetzt für die Wiener für drei Vorstellungen aufpoliert. Die antike Prophetin Sybille und ihre undurchschaubaren Menetekel als Aufhänger für neun in den Sprachen Zulu, Sesotho, Ndeble singende Performer. Eine ästhetisch wechselnde Bildfolge, sich nicht klar öffnend, mit berührendem Finale. Und somit …. mit der Hoffnung, dass ein stimmiges Orakel darunter gewesen sein könnte.
Meinhard Rüdenauer