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WHITE HOUSE DOWN

02.09.2013 | FILM/TV

FilmPlakat White House Down

Ab 6. September 2013 in den österreichischen Kinos
WHITE HOUSE DOWN
USA / 2013
Regie: Roland Emmerich
Mit: Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal, Richard Jenkins, James Woods, Joey King u.a.

Irgendwann muss man wahrscheinlich aufhören, sich über immer dasselbe zu wundern. Etwa, was in den Köpfen der Amerikaner vorgeht, die den realen Terror erlebt haben (auch wenn es schon ein Dutzend Jahre her ist) und sich dennoch auf der Leinwand über die mögliche Zerstörung ihrer Nation zu unterhalten bereit sind.

Na, offenbar doch nicht so ganz. Denn die Katastrophe, die ihnen mit „White House Down“ ein „Gastarbeiter“, der Deutsche Roland Emmerich, beschert hat, scheint an den Kassen nicht so gut anzukommen. Es ist ja auch nicht gescheit, genau demselben Thema nachzuhinken, das gerade erst da war – wir hatten ja schon „Olympus Has Fallen“ im Kino, und auch das war nicht gut. Jedenfalls rettet immer irgendein braver Held am Ende den Präsidenten. Wie langweilig ist das? Selbst Emmerich ist – im „Spiegel“-Interview nachzulesen – drauf gekommen, dass man Alien-Blödsinn leichter verkaufen kann als scheinbare Realität. Jetzt arbeitet er gleich an zwei Fortsetzungen von „Independence Day“….

Immerhin ist Emmerich ein einigermaßen souveräner Filmemacher, der auch mit allem Geschick den amerikanischen Geschmack, dort, wo er ganz tief ist, bedient. Von Anfang an spielt ein sehr pfiffiges kleines Mädchen eine große Rolle, und sie ist wieder einmal Repräsentantin einer Jugend, die sich nichts vormachen lässt und auch vor nichts fürchtet. Zumindest im Kino. Diese Emily Gale, furchterregend souverän gespielt von der bei den Dreharbeiten wohl 13jährigen Joey King, hängt ihrem Papa John Cale am Rockzipfel, als er ins Weiße Haus geht, um sich um einen Job als Bodyguard des Präsidenten zu bewerben: Mit Channing Tatum hat wieder einer der absolut gesichtslosen neuen jungen Männer Hollywoods eine Hauptrolle ergattert für die er nichts mitbringt außer kräftigen Wuchs. Kein Wunder, dass die Secret Service-Chefin Maggie Gyllenhaal, die wirklich auf der Höhe ihres Jobs zu sein scheint, ihn dankend ablehnt. Um bei der Tochter nicht allzu sehr abzustinken, beschließt John Cale, rasch noch eine Tour durchs Weiße Haus zu machen.

Praktischerweise erfolgt der Überfall der Terroristen (nein, nicht die Al-Quaida diesmal) zu diesem Zeitpunkt, da kann der Mann doch zeigen, was er kann. Der Präsident ist übrigens, da ist Emmerich näher an der Wirklichkeit als der Konkurrenzfilm, ein Farbiger: Jamie Foxx, wunderbar mild und doch wortgewandt, als wahrer Liberaler – man glaubt ihm sofort, dass er sein Leben für ein kleines Mädchen geben würde. Vor allem würde er nicht erwägen, Syrien zu bombardieren, der möchte (im Gegensatz zu seinem realen Vorbild) sich am liebsten ganz aus dem Nahen Osten heraushalten. Später kommt heraus, dass hinter dem Angriff die eigenen Leute stecken, die Scharfmacher, die so viel Friedfertigkeit nicht ertragen können. Wie immer man sie nennt, man verdächtigt sie ja stets, hinter allem zu stehen, was den USA Böses passiert – vom Kennedy-Mord bis zu 9/11…

Also nun wächst John Cale zu seinem Heldenformat auf, wie es das Drehbuch befiehlt, und weil es nicht reicht, den Präsidenten zu schützen (dabei fegt man geradezu durchs Weiße Haus), muss er dann noch seine als Geisel genommene Tochter befreien. So viel Happyend nach so viel Geballere ist kaum auszuhalten, und der Böse wird abgeführt. Wir sagen nicht, wer es ist, aber einer der interessanten Nebenrollen-Darsteller, die in kleiner Dosis mehr bringen als die Stars, James Woods etwa oder Richard Jenkins oder ein anderer.

Aber Emmerich versteht sein Handwerk, er setzt die verbalen Pointen des Drehbuchs ebenso um wie die harte Action, am Ende landen dramatisch Kampfhubschrauber, und wenn das Ganze mit mehr als zwei Stunden auch ein bisschen lang wird – es hätte schlimmer kommen können.

Dennoch: Wer braucht es? Was ist daran besonders, was ist daran sehenswert? Unter den abgestürzten „programmierten Blockbustern“ dieses an Enttäuschungen so reichen Kinosommers findet sich auch dieser Film…

Renate Wagner

 

 

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