Ab 22. Februar 2013 in den österreichischen Kinos
WARM BODIES
USA / 2013
Regie: Jonathan Levine
Mit: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, John Malkovich u.a.
Es gibt Themen, der von Zeit zu Zeit Erfolgsschübe erleiden. Die Teenager-Vampire sind mit den zahlreichen „Twilight“-Verfilmungen nun am Ende, aber das heißt nicht, dass man nicht noch Geld mit ihnen machen kann. Die „Warm Bodies“ sind ein regelrechter Klon der Vorlage – weißgesichtiger junger Vampir verliebt sich in Menschenmädchen, und nach und nach werden diese Gefühle erwidert. Um der scheinbaren Unmöglichkeit dieser Liebe Nachdruck zu verleihen, ist noch ein starkes Element der „X-Men“ eingebracht – wie dort die Mutanten, werden hier die Vampire gnadenlos von denen gejagt, die noch Menschen sind. Und wenn der Oberjäger des Mädchens Papa ist, der nicht unbedingt ein Bleichgesicht zum Schwiegersohn haben will…
Was an diesem Film am meisten erstaunt, ist der Riesenerfolg, den er an den amerikanischen Kinokassen erntete. Oder finden Teenie-Girls diesen „R“, wie Nicholas Hoult ihn spielen muss, wirklich attraktiv? Er muss torkeln und herumstammeln, dass man eigentlich meint, sich in einer Parodie zu befinden. Auf wen wirkt ein sprech- und bewegungsgestörter Trottel? Dabei ist das Mädchen Julie – Teresa Palmer erscheint als ein angenehm-sympathisch-normaler Typ, etwa eine junge Robin Wright – doch ganz normal und vernünftig. Aber wir befinden uns in einer Endzeit-Trümmerwelt, die marodierenden, blutrünstigen Vampirhorden ziehen auf Menschenjagd herum, und wenn R, von plötzlicher Liebe erfasst, Julie zur Rettung in ein Flugzeugwrack schleppt, muss sie dankbar sein, und die beiden haben Gelegenheit, sich kennen zu lernen…
Ja, was man jugendlichen Zusehern heutzutage alles vorsetzen kann: R frisst nämlich das Hirn von Julies Boyfriend, aber offenbar mindert das seine Chancen nicht. Der tote junge Mann (Dave Franco, er heißt nicht von ungefähr so, er ist der Bruder des schon berühmten James Franco) hat solcherart Gelegenheit, in Rückblicken aufzutauchen. Denn die Erinnerungen aus seinem Gehirn gehören jetzt R, folglich auch die Liebe zu Julie…
Seltsam, wie große Motive auch in die triviale Popkultur Eingang finden: Nicht nur bei Richard Wagner erhofft der Mann die Erlösung durch die Frau – also warum nicht auch im Kino? Wenn im Märchen ein Kuss aus dem Frosch den Prinzen macht, dann funktioniert das auch anders: Die Blondine küsst den schmachtenden, stotternden, schwächelnden Bleichling – und er wird Mensch…
Da muss auch Papa, der mit John Malkovich „böse“ genug besetzt ist, letztlich nachgeben, und der Durchschnittstreifen von Regisseur Jonathan Levine, der sich zu seinem – von der US-Kritik durchaus gelobten! – Schmarrn auch das Drehbuch geschrieben hat, kommt zum Happyend. Wenn man sich der Vampire küssend entledigen könnte – aber wir glauben es nicht, wissen es doch spätestens seit Polanski besser: Der Weg führt nur in eine Richtung. Im Kino aber ist es offenbar egal, wie man das Thema dreht und wendet und wie schlicht man es (siehe die „Warm Bodies“) aufbereitet: In der Kinokasse klingelt es.
Renate Wagner