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THE DROP – BARGELD

02.12.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Drop x~1

Ab 5. Dezember 2014 in den österreichischen Kinos
THE DROP – BARGELD
The Drop / USA / 2014
Regie: Michaël R. Roskam
Mit: Tom Hardy, Noomi Rapace, James Gandolfini u.a.

Dennis Lehane ist ein hoch geschätzter amerikanischer Krimi-Autor irischer Abstammung, dessen Meisterstories immer Regisseuren (Eastwood, Affleck, Scorsese) zu deren höherem Ruhm verholfen haben. Diesmal hat Regisseur

Michaël R. Roskam eine von Lehanes Kurzgeschichten in dichte Bilder und unglaubliche Atmosphäre umgesetzt. Stellenweise ist einem beim Zusehen fast unheimlich, so stark kommt Bedrohung von der Leinwand…

Die Geschichte an sich ist Krimispannung schlechthin. Eine schäbige Bar in Brooklyn, in der Bob im Dienste seines Cousins Marv die ganze Arbeit tut. Das Problem in dieser unguten Welt: Die tschetschenische Mafia, der man lieber nicht über den Weg läuft, benützt die Bars der Stadt für Geldtransfer, täglich eine andere, wo man das gesamte Bargeld des Tages sammelt, ganz unregelmäßig, so dass kein Muster abzulesen ist und Außenstehende keine Informationen haben, hier eventuell zuzuschlagen. Und wenn es ein Insider, ein Barbesitzer, täte… der wäre ja wohl ein Selbstmörder.

Dennoch, die Spannung brodelt, am ehesten beim Zuschauer: Wann ist man dran, wird alles gut gehen? Bob allerdings versieht seine Arbeit mit geradezu dumpfer Gelassenheit. Einer, der sich aus der Verbrecherwelt tunlichst raushalten will. Und sonntags geht er in die Kirche und plaudert dort mit dem Detective vom nächsten Polizeirevier – er hat ja nichts zu verbergen.

Man möchte diesen Bob wirklich für gutmütig halten, und das findet sich scheinbar bestätigt, als er ein halb tot geschlagenes Hundebaby aus einer Mülltonne fischt und dabei die mysteriöse Nadia kennen lernt. Dass der Beste nicht in Frieden leben kann, erweist sich in Kürze – sowohl das Geld wird Gegenstand einer Attacke wie auch Bob mit seinem Hund, und die Auseinandersetzung mit den soziopathischen Tschetschenen nimmt blutige Formen an. Dass nicht alle so sind, wie sie eigentlich scheinen… das überrascht gelegentlich sogar den versierten, abgebrühten Kinobesucher, aber ein wirklich gescheiter Drehbuchautor ist seinem Zuschauer zumindest eine Nasenspitze voraus. Ein Superprofi wie Dennis Lehane noch um einiges mehr…

Aber es sind die Schauspieler, die hier für die atemlose Spannung sorgen – die so gefährlichen Gangster, dass man sich ganz tief in seinem Kinosessel vergräbt, der Cousin Marv, der in Gestalt von James Gandolfini (der ja mittlerweile verstorben ist) nur scheinbar sympathisch, aber doch auch spürbar tückisch ist, die immer undurchschaubare Noomi Rapace (die Lisbeth Salander in der dreiteiligen schwedischen Originalverfilmung der Stieg Larsson-Romane) – und vor allem Tom Hardy, auf dessen Schultern die ganze Geschichte ruht, ihre Stärke, ihre Spannung, ihre unglaubliche Schlusswendung. Und selbst dann glaubt man ihm noch alles – und atmet tief durch. Damit ist Hardy unzweifelhaft in die darstellerische Oberliga aufgestiegen.

Also, das ist schon die Hohe Schule des Krimis…

Renate Wagner

 

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