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THE AMAZING SPIDER-MAN 2: RISE OF ELECTRO

14.04.2014 | FILM/TV

Spiderman riesig breit

Ab 17. April 2014 in den österreichischen Kinos
THE AMAZING SPIDER-MAN 2: RISE OF ELECTRO
The Amazing Spider-Man 2 / USA / 2014
Mit: Andrew Garfield, Emma Stone, Jamie Foxx, Dane DeHaan, Sally Field u.a.

„Marvel“ bedeutet so viel wie etwas „Wunderbares“, und die Comics beschwören das auf ihrer eigenen Ebene. Die Firma, die sich „Marvel“ nennt, schickt ihre Helden (die in gezeichneter Form schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben) längst ununterbrochen im Kino aus. „Spiderman“ gab es schon mehrfach, aber man hat mit einem neuen Hauptdarsteller einen zweiten Anlauf genommen. Und nachdem sich „Captain America“ kürzlich wacker geschlagen hat, darf nun auch Spiderman in Gestalt Andrew Garfield seinen zweiten Auftritt hinlegen. Schließlich hat der erste Teil vor zwei Jahren, wie verlautet, weltweit 750 Millionen Dollar eingespielt. Ein besseres Argument, den Stoff weiter und weiter auszupressen, gibt es gar nicht.

Um gleich etwas Positives zu sagen: Überzeugender als Vorgänger Tobey Maguire in den Filmen von Sam Raimi ist Andrew Garfield allemale. Nicht zuletzt, weil er jung genug wirkt, um den College-Boy glaubhaft zu machen. Wenn Superhelden zu „reif“ sind, ist das wie ein Romeo, den man mit einem gediegenem Kammerschauspieler besetzt. Das passiert hier nicht.

Und noch etwas durchaus Positives: Es ergibt ja selten Sinn, wenn man die 3 D-Brille auf die Nase gedrückt bekommt, meist macht sie nur das Bild dunkler, rutscht und ärgert. Aber hier, wo immer wieder Luftbilder zeigen, wie Spiderman durch die Straßenschluchten von New York fliegt – da bekommt man das „Raum-Feeling“ schon sehr gut mit. Und das passiert gleich ziemlich am Anfang, damit man nicht zu lange darauf warten muss: Das ist noch besser als im Cockpit eines Formel 1-Rennwagens…

Danach ist es wiederum die Action, die Mischung aus Computer-generierter „Marvels“ mit echt hineingeschnittenen Menschen, die in dem Film von Regisseur Marc Webb am meisten überzeugt. Denn an sich ist die Geschichte von Peter Parker – schon wieder! – langsam langweilig. Wie oft muss die Welt noch vor den Super-Konzernen gerettet werden, die so ruchlose Menschenversuche unternehmen?

Schon wieder wird zu Beginn also in Rückblenden die Story seiner verschwundenen Eltern (wacker Campbell Scott und Embeth Davidtz) erzählt, weil der Wissenschaftler-Papa doch für die bösen„Oscorp“-Leute jenes Spinnen-Serum entwickelte, das aus dem Sohn später unbeabsichtigt den halben Spinnenmenschen, sprich Spider-Man gemacht hat. Dann erlebt man Jungblut Peter (wieder Andrew Garfield mit dem netten, unsicheren Lächeln) mit der lieben Tante (Sally Field) und Freundin Gwen Stacy (als die Emma Stone erneut viel zu alt wirkt, aber als Persönlichkeit ihren Platz hält).

spider über New York x Fox Spider Man

Und anschließend kann es ja nur darum gehen, ihn mit neuen Bösewichten zu konfrontieren. Diesmal sind es zwei, und der deutsche Titel „Rise of Electro“ führt ihn sogar im Titel ein. Und das ist eine komische Geschichte. Zuerst verkörpert Jamie Foxx – der Mann hat doch einen „Oscar“ und Hauptrollen bei Spielberg, das sollte ihn davor bewahren, dergleichen zu spielen! – einen tragisch einsamen Elektriker, der sich selbst zum Geburtstag gratulieren muss, weil niemand sonst es tut, der allein durch die Straßen von New York irrt und bei seiner Firma „Oscorp“ so der letzte in der Nahrungskette ist, dass man ihn mit den Problemen der Elektrizität allein lässt. Wenn er aber dann „aufgeladen“ wird, wui! Dann sieht er nicht nur wie ein Zombie aus (Schwarze, auf Weiß geschminkt, sind da noch viel erschreckender als Weiße als Zombies!), dann wird dieser „Electro“ auch ein Geschöpf mit schauerlichen Kräften, die er natürlich nicht zum Guten einsetzt. Und Jamie Foxx wird wenig mehr abverlangt als raubtierhaftes Grunzen und Zucken, obwohl da noch der menschliche Hintergrund schlummern soll. Nun, Gegner Nr. 1 ist also fix.

Gegner Nr. 2 war so ähnlich schon so oft da – war das nicht James Franco in der vorigen „Spiderman“-Serie von Raimi? Harry Osborn ist der Sohn des sterbenden Besitzers von „Oscorp“ (Chris Cooper verendet eindrucksvoll) und ein einstiger Schulkollege von Peter Parker. Ist er eine arme Haut oder ein mieser Kerl? Dane DeHaan (der nächstens seine große Filmchance bekommt, wenn er James Dean spielt, was man sich gut vorstellen kann) zieht die absolut vorhersehbare Masche „undurchsichtig und exzentrisch“ durch, ist hier also mäßig interessant und auch nicht wirklich vielschichtig. Außerdem trägt er die Haare so schräg ins Gesicht gepappt wie einst Gröfaz Adolf, und da kann er ja kein “Guter” sein. Ist er auch nicht, und am Ende erfährt auch er noch eine Verwandlung in ein Monster mit Superkräften, genannt Green Goblin (sorry, als nicht Comic-Leser ist man vielleicht nicht ganz firm in deren Personal, beim Ring der Nibelungen oder bei griechischen Göttern täte man sich leichter). Peter Parker hat also zu tun, denn man hat beinahe auch noch das tätowierte Scheusal namens Rhino vergessen, in dem man Paul Giamatti nur bei dreifachem Hinschauen erkennt, wenn man weiß, wer er ist…

Ein bisschen überladen und eigentlich trotzdem schal: Sie alle spielen brav ihre Rollen, gar keine Frage, es geht viel vor, wenn auch alles einigermaßen zerflattert, doch die Fans lassen sich vielleicht wieder einfangen. Aber was machen die Nicht-Fans – und das auf über zweieinviertel Stunden ausgewälzt??? Die lachen ein bisschen gequält darüber, dass ein superböser Wissenschaftler „Dr. Kafka“ heißt und seine Arbeit zu den Klängen des Donauwalzers vollbringt…

Dass Fortsetzung folgt und folgt und folgt, immer mit anderen Schurken, daran ist wohl nicht zu rütteln.

Renate Wagner

 

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