Stuttgart „Der Widerspenstigen Zähmung“ – DVD mit wertvollem Bonus

Rechtzeitig vor Weihnachten ist eines der erfolgreichsten Ballette John Crankos, „Der Widerspenstigen Zähmung“, auf DVD und Blu-Ray erschienen.

Nach „Romeo und Julia“ und „Onegin“ ist damit die Aufzeichnung der Trilogie der Handlungsballette von John Cranko, gleichzeitig drei der wichtigsten Ballette im Repertoire des Stuttgarter Balletts, abgeschlossen und für die Nachwelt festgehalten. Möglich wurde das durch die Zusammenarbeit des Stuttgarter Balletts mit SWR, arte, NHK und der Produktionsfirma Unitel.

Die Hauptrollen tanzen Elisa Badenes als Katharina und Jason Reilly als Petrucchio. Veronika Verterich ist als Bianca, Martí Fernándes Paixà als Lucentio, Alessandro Giaquinto als Gremio und Fabio Adorisio als Hortensio dabei. In weiteren Rollen sind Angelina Zuccarini und Daiana Ruiz als Freudenmädchen, Rolando D’Alesio als Baptista und Matteo Crockard-Villa als Wirt / Priester zu sehen. Das Staatsorchesters Stuttgart leitete Wolfgang Heinz.

Liebhaber dieses Balletts nach dem Stück von William Shakespeare werden im Vergleich zur Live-Vorstellung mit Nahaufnahmen belohnt, spielen doch Gestik und Mimik gerade bei dieser getanzten Komödie eine besondere Rolle und so wird das schauspielerische Talent aller Solisten noch deutlicher sichtbar. Die ausgezeichneten Tonaufnahmen machen das Stück ebenfalls lebhafter, so klingen z. B. die Ohrfeigen, die Katharina in ihrer Wut verteilt, so echt, dass man mitleidet.

Die Regie hat sich etwas Besonderes überlegt und so sind in den Pausen zwischen den Szenen die wichtigsten Symbole der jeweiligen Szenen zu sehen: nach den Anfangsszenen die Rose, die die Freier Bianca schenken, der Nachttopf, den Katharina auf deren Köpfe leert, sowie die Musikinstrumente, mit denen die Freier Bianca umwerben. Nach der Szene in der Taverne werden die von Petruchio verlorene Uhr und das Geld gezeigt, ebenso wie die Strumpfbänder der Freudenmädchen, nach der Karneval-Szene Handschuhe, Fächer und Masken u. n. v. m. Zusätzlich werden entscheidende Ausschnitte, darunter auch faszinierende Fußarbeit der Tänzer in Nahaufnahme und Zeitlupe gezeigt. All‘ das sorgt für ein besonderes Balletterlebnis.

Die Ballettaufzeichnung wurde noch mit einer zweiten DVD ergänzt, auf der ein über 90minütiges Ballettgespräch zum Stück gezeigt wird: der ehem. und der aktuelle Intendant des Stuttgarter Balletts, Reid Anderson und Tamas Detrich sowie Dirigent Wolfgang Heinz erzählen von teils bisher vermutlich unveröffentlichten Geschichten und Details zur Entstehung des Balletts sowie zur Musik; moderiert wird von Vivien Arnold, der Leiterin für Kommunikation und Dramaturgie. Auf dieser zweiten DVD ist auch eine Videobotschaft von Marcia Haydée zu sehen – sie war die Katharina der Uraufführung. Der Zuseher erfährt, warum sie die Rolle ursprünglich gar nicht tanzen wollte und durch welchen Schlüsselmoment diese dann doch zur wichtigsten Rolle ihres Lebens wurde. Reid Anderson berichtet von der Entstehung und Wirkung des Stückes bei der Uraufführung in Stuttgart sowie der Premiere in New York und warum Cranko dort die Choreographie in die heute getanzten Fassung änderte.   

Wolfgang Heinz erläutert nicht nur die Intensität der Musik für das Orchester, sondern spielt auch Teile davon am Klavier, im Vergleich dazu auch die Originalstücke von Domenico Scarlatti, so dass der Unterschied zur Bearbeitung von Kurt-Heinz Stolze deutlich wird.

Erhältlich ist die DVD im Theatershop im Schauspielhaus Stuttgart zum Preis von 25 Euro, die Blu-Ray kostet 20 Euro.

Mit dieser DVD bewahrt man sich eine lebendige Erinnerung an ein Ballett für die Ewigkeit: die Ausschnitte eignen sich gut, an schlechten Tagen die Stimmung aufzuhellen, so unterhaltsam und komisch sind diese. Ergänzend dazu gibt es das Ballettgespräch, das man sich am besten vor live Vorstellungen anschaut, um sich die Geschichte und Handlung dieses besonderen Balletts wieder ins Gedächtnis zu rufen.

„Der Widerspenstigen Zähmung“ wird zum Glück weiterhin auf der ganzen Welt getanzt, in Stuttgart erneut in dieser Spielzeit ab Mai 2023.                                                          

Dana Marta