Ab 18. Oktober 2013 in den österreichischen Kinos
RUNNER, RUNNER
USA / 2013
Regie: Brad Furman
Mit: Justin Timberlake, Ben Affleck, Gemma Arterton u.a.
Wo kämen wir hin, wenn wir jeder Aufforderung unseres Computers, doch ein Pokerspielchen zu wagen, folgten? Zweifellos in die Schuldenfalle. Dabei scheint es so einfach, am Bildschirm zu zocken. Gelegentlich gewinnt man vielleicht sogar. Richie Furst, kluger Junge und als Mathematik-Student auch mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen vertraut, muss sich wie jeder Student mit den hohen Studiengebühren herumraufen. Darum zieht er in Princeton mit seinen Kommilitonen diesbezüglich ein größeres Geschäft auf, spielt für sie auf Kommissionsbasis im Netz. Bis er – wer wundert sich eigentlich außer ihm?!?! – entdeckt, dass er gar nicht gewinnen kann, weil das Spiel auf dieser Online-Poker-Website getürkt ist…
An der Uni hat er ohnedies schon Schwierigkeiten, also beschließt er, in die Höhle des Löwen zu gehen. Ivan Block, der geheimnisvolle Guru, der das große Glücksspielgeschäft lenkt, sitzt in Costa Rica. Ritchie hofft auf eine kleine Erpressung. Und gerät in ein großes Spiel.
Wer keinen Kopf für Zahlen hat, wird die rechnerischen Details des großen Betrugs nicht begreifen, aber die Sache an sich ergibt einen köstlichen konventionellen Krimi-Hintergrund. Da stehen sich zwei Männer gegenüber, die einander ununterbrochen austricksen wollen, und erst am Ende zeigt sich definitiv, wem es gelungen ist: Entweder Justin Timberlake (der langsam durchaus als Schauspieler betrachtet wird, ohne Seitenblick auf seine Pop-Karriere), der sich als Ritchie auf die große Glitzerwelt des Kasinos und auf deren überaus schmutzige Kehrseite einlässt (wobei er noch Voice Over als Erzähler der Geschichte fungiert, damit auch jeder mitkommt). Oder Ben Affleck als Ivan Block, der den großen Gangster mit jener Unbeweglichkeit spielt, die als alte Masche „elegant und hintergründig“ anbietet, distanziert und eigentlich gelangweilt wirkend (mit der Rolle?). Wenn er besonders gern seine privaten Krokodile füttert, traut man ihm als „stilles Wasser“ allerdings alles zu… Die tiefe Weisheit, dass man sich besser kein Gewissen macht in dieser Welt, plaudert er wie nebenbei daher.
Natürlich muss es zwischen ihnen eine schöne Frau geben, wobei die Britin Gemma Arterton eigentlich kein sonderlich spektakulärer Typ ist und hier auch nicht ihr Bestes geben kann (wie sie es etwa in „Song for Marion“ als ambitionierte englische Lehrerin am Land zeigen konnte). Das FBI (Anthony Mackie als sehr unangenehmer Agent Shavers) spielt auch mit, und die Behörden sind ja nicht zimperlich, wenn es darum geht, Verbrecher zu jagen, die die US-Steuerbehörden um ihr Geld prellen: Da erpresst man schon mit brutalen Methoden diesen und jene. Ja, und da ist dann noch eine Phalanx gieriger und bestechlicher einheimischer Polizisten. Außerdem hat Ritchie einen Vater, der selbst ein hoffnungsloser, verschuldeter Spieler ist (John Heard), der den Sohn erpressbar macht…
Zwischen all diesen Elementen jongliert sich der Film von Brad Furman nach üblicher Thrillermanier durch, wobei das Milieu eine besondere Rolle spielt – Südamerika für Reiche. Als Zuschauer bekommt man gleichzeitig mit Greenhorn Ritchie Einblicke in die Welt des immer aufregenden Glücksspiels, des luxuriösen Lebensstils, aber man muss, gemütlich im Kinosessel sitzend, nicht auch gleich einen Preis dafür zahlen, der über die leistbare Kinokarte hinausgeht… Es ist wieder einmal eine Stellvertreter-Welt, die sich glamourös genug ausbreitet. Früher hätte man so etwas „Kintopp“ genannt. Eine bessere Bezeichnung fällt mir nicht ein.
Renate Wagner