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REISE UND KULTUR: TRIER – DIE RÖMISCHE KAISERSTADT AN DER MOSEL

16.11.2025 | REISE und KULTUR

REISE UND KULTUR: TRIER – DIE RÖMISCHE KAISERSTADT AN DER MOSEL

Wenn man zum ersten Mal erfährt, dass das Weströmische Reich 100 Jahre lang von Trier (!) aus regiert worden ist (von Kaiser Maxian bis Kaiser Gratian), kann man das fast nicht glauben, so unvorstellbar wäre das für uns heute. Diese geschichtliche Tatsache macht die als Augusta Treverorum gegründete Stadt an der Mosel aber zur ältesten Stadt Deutschlands – und einen Besuch in ihr kann man nur uneingeschränkt wärmstens empfehlen.

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Die Porta Nigra. Foto: Robert Quitta

An erster Stelle stehen natürlich die römischen Ruinen (die in einer für Mitteleuropa außergewöhnlichen Konzentration hier vertreten sind). Die Porta Nigra (ein ehemaliges Stadttor) ist die berühmteste all dieser Sehenswürdigkeiten – und die eindrucksvollste.

Man erlebt ja oft, dass Bauwerke „in natura“ nicht halten, was die Hochglanzfotos versprochen haben – hier ist es umgekehrt: die Porta Nigra ist eine starke, einzigartige Persönlichkeit und ihre verfallene schwarze Schönheit brennt sich tief in das Bewusstsein ein.

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Die Konstantin-Basilika. Foto: Robert Quitta

Sehr eindrucksvoll (zumindest von außen) ist auch die Konstantin-Basilika. Innen ist dieser einst über die Maßen prächtige und reichest ausgestattete Thronsaal Kaiser Konstantins nunmehr eine nüchterne, asketische, kahle evangelische Kirche. Nun ja.

Weitere römische Überreste sind: die Kaiserthermen, die Barbarathermen, das Amphitheater und der älteste Weinkeller auf deutschem Boden.

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Der Dom St. Peter. Foto: Robert Quitta

Aber Trier lebt nicht von der Römerzeit allein. Der Dom St.Peter z.B. hat zwar als Kern eine noch von Kaiser Konstantin gegründete quadratische (!) Kirche, wurde dann aber in allen Stilepochen (Spätromanik, Barock, Neogotik etc.) erweitert und sogar mit einem Kreuzgang und einer Nebenkirche (die wunderschöne Liebfrauenkirche) versehen. Gibts in Europa so auch kein zweites Mal…

Aber auch unabhängig von den beachtlichen Sehenwürdigkeiten (die den Weltkulturerbestatus mehr als verdienen) ist Trier schon als solches absolut einen Besuch wert. Durch seine geographische Lage an der Mosel (Weinanbaugebiet !) und seine Nähe zu den angrenzenden französischsprachigen Gebieten erwartet einen hier eine besonders freundliche, entspannte und lebensfrohe Atmosphäre. Auf dem Freihof, dem Platz vor dem Dom, stehen sogar Platanen, unter denen die Einwohner im Sommer – man höre und staune – Boule ((!) spielen…

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Platanen auf dem Freihof vor dem Dom. Foto: Robert Quitta

Ein Aufenthalt hier ist extrem angenehm und erholsam, und das Beste daran ist, dass sich das auch nicht so bald ändern können wird: denn durch seine nicht leichte Erreichbarkeit ist Trier bis auf weiteres auf natürliche Weise vor den Tsunamiwellen des Overtourismus geschützt.

Wie es sich für eine frankophile Stadt in einer Weingegend gehört, wird hier für das leibliche Wohl mehr als gut gesorgt.

Zu Mittag empfiehlt sich eine Pause in den im Palais des Reichsgrafen von Kesselstatt (neben dem Dom) untergebrachten Weinstuben.

Den krönenden gastronomischen Abschluss eines bereichernden Trier-Tages sollte jedoch ein Abendessen im Restaurant Zur Sim (bei der Porta Nigra) bilden: eine sympathische Brasserie wie diese gibt es maximal noch im benachbarten Luxembourg.

Intime, warme, herzliche Atmosphäre (keine Riesenhalle!), aufmerksamstes, bemühtes und zuvorkommendstes  Service und eine Speisekarte, die neben den traditionell-deftigen Pfälzer Spezialitäten auch Meeres-Delikatessen anbietet, die man selbst in Frankreich nur ganz selten bekommt wie z.B. gratinierte Austern (mit Butterbrösel und Bergkäse) oder vor allem auch die Boulots, diese wunderbaren, kalt mit selbstgemachte Mayonnaise und Baguette zu verzehrenden gar köstlichen Meeresschnecken…Ich darf gar nicht dran denken !

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Granitierte Austern. Foto: Robert Quitta

Um sein Haupt zur Ruhe zu betten und sich für den nächsten Besichtigungstag zu erholen ist eine Übernachtung im Hotel Nells Park anzuraten. In der (erweiterten) ehemaligen Villa eines Canonicus untergebracht, ist es das einzige Hotel, das ich kenne, das sich gleichzeitig in einem wunderschönen romantischen öffentlichen Park befindet.

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Der Nells Park. Foto: Robert Quitta

Wenn man in der Früh, von den zahlreichen Gänsen und Schwänen sanft geweckt, durch die großen Fenster auf den Teich und die edlen Trauerweiden blickt , ist der Tag bereits schon absolut gerettet, was immer auch da kommen möge…

Auf nach Trier (aber bitte nicht weitersagen) !

Robert Quitta, Trier

 

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