REISE UND KULTUR : AUF DEN SPUREN VON WOLFGANG AMADÉ
Wer die Salzburger Mozartwoche besucht (oder die anderen Festspiele zu Ostern, zu Pfingsten oder im Sommer), wird wohl als Musikfreund auch tagsüber auf den Spuren des Stadtheiligen Wolfgang Amadé Mozart wandeln wollen.
Hier stand Mozats Wiege. Foto: Robert Quitta
Ausgangspunkt dabei ist natürlich das berühmte hellgelbe Geburtshaus des Genies in der Getreidegasse (das selbstverständlich auch von Horden nicht unbedingt soo musikaffiner Touristen besucht wird), Das in diesem alten, steilen, engen „Hagenauerhaus“ eingerichtete Museum ist von bestechenden kuratorischer Qualität, minimalistisch, karg, essenziell, ohne jegliche Konzession an den populistischen Massengeschmack. Die andächtigste Stille herrscht naturgemäss im „Geburtszimmer“, als ob man durch Anwesenheit an dem Ort, an dem Wolferl an einem kalten 27.Januar das Licht der Welt erblickte, auf magische Art und Weise dem Mysterium des Genies näher käme…Und in gewisser Weise ist dies sogar der Fall…
Hochinteressant auch die Räume, die dem Nachruhm Mozarts gewidmet sind – der nicht zuletzt seiner Witwe zu verdanken ist. Denn die oft vielgescholtene Konstanze hat geschickt das Erscheinen der Gesamtausgabe vorangetrieben und mit der ersten umfangreichen Mozartbiographie ihres zweiten Gatten Georg Nissen für das Unterfutter des Mythos M. gesorgt. Sehr erhellend auch, dass der bis heute anhaltende Mozartkult (wie viele andere Komponistenkulte) erst im Zeitalter des Nationalismus hundert Jahre nach seinem Tod entstanden ist, mit der Errichtung des Mozart-Denkmals in Salzburg und dem Baubeginn des Mozarteums. Sehr schön auch der letzte Raum über die Aufführungsgeschichte mit Bühnenmodellen seiner Opern.
Enthüllung des Mozart-Denkmals. Foto: Robert Quitta
Wer weiter auf den Spuren von Wolfgang Amadé wandeln will, muss sich ins „Domquartier“ begeben, einer genialen Salzburger Museumserrungenschaft, das in einem einzigen Rundgang die Prunkräume der Alten Residenz, die Residenzgalerie und über die Dombogenterrasse und die Orgelempore auch den Dom, das Dommuseum und das Museum St.Peter miteinander verbindet.
In der Alten Residenz hat der junge Wolferl auch regelmäßig vor dem Regenten musiziert und z.B. sein Violinkonzert uraufgeführt. Ihm zu Ehren finden auch heute immer noch Kammerkonzerte in den Originalräumen statt.
Im über die Maßen prächtigen Dom wiederum war Mozart jahrelang als Organist tätig. meistens spielte er auf der Kuppelempore andere südöstlichen Pfeilerorgel, der sogenannten „Hoforgel“.
Als wohlverdiente Ruhepause nach all diesen intensiven Eindrücken empfiehlt sich ein Besuch im altehrwürdigen Café Tomaselli, wo unser aller Lieblingsgenie oft zu Besuch war und seine geliebte Mandelmilch zu trinken pflegte. Auch ohne absolut bewiesenen Mozartbezug ein echter und die Nerven beruhigender Genuss…
Mozarts Mandelmilch. Foto: Robert Quitta
Um die Nerven noch weiter zu besänftigen, kann man am vor dem Café gelegenen Alten Markt einen vergleichenden Mozartkugel-Test vornehmen. Die berühmteste ist die überall erhältliche industriell gefertigte goldverpackte Mirabell-Kugel, deren Produktion in Salzburg unlängst eingestellt wurde. Geschmacklich ist das kein Verlust. Das „Original“ zu sein nimmt die silberverpackte nur hier erhältliche „Fürst-Kugel“ in Anspruch, was auch die historische Wahrheit ist. Sie ist allerdings sehr gross (reicht als ganze Mahlzeit) und ist durch ihren großen Nougat-Anteil auch sehr sehr süß. Zwei Häuser weiter befindet sich die selbst von Einheimischen übersehene Confiserie Holzermayr, deren ebenfalls silberverpackte Kugel auch nach dem Fürstschen Originalrezept händisch hergestellt wird. Sie ist jedoch kleiner und weist einen höheren Marzipan-Anteil auf, sodass man von Ihr locker 2-3 Stück vernaschen kann…Ich bin eindeutig Tesm HOLZERMAYR !
Holzermayrs Mozartkugel. Foto: Robert Quitta
Dermassen gestärkt kann man sich beruhigt in die letzte Station unserer Spurensuche vorwagen: in Mozarts Wohnhaus (dem sogenannten Tanzmeisterhaus) am Makartplatz. Da das Haus im Krieg teilweise zerbombt und erst sehr spät wieder rekonstruiert wurde, darf man sich hier keine Original-Kontaktreliquien erwarten. Allerdings gibt es regelmäßig spannende Sonderausstellungen zu sehen (wie derzeit über die Beziehung von Nikolaus Harnoncourt zu Salzburg), Erhellend auch, zu entdecken, wie wohlhabend die Mozarts eigentlich waren (sie residierten hier immerhin in einer Acht-Zimmerwohnung) und dass der Heilige Wolfgang – wenn er nicht gerade auf Reisen war – daselbst bis zu seinem 25.Jahr lebte.
Mozarts Mutter. Foto: Robrt Quitta)
Das absolute Atout des Wohnhauses aber (und das muss man wissen) befindet sich im Hinterhof: das von vielen anderen Standorten letztlich hierher transferierte berühmte „Zauberflöten-Häuschen“. Das ist, wenn auch ein wenig versteckt, nun wirklich eine echte Kontaktreliquie…
Das Zauberflöten-Häuschen. Foto: Robert Quitta
Um unsere Salzburger Amadé-Wallfahrt harmonisch ausklingen zu lassen, begibt man sich danach am besten gleich ins Erdgeschoss ins Café Classic, das, weil nicht historisch. noch nicht von sovielen Touristenhorden überfallen wird wie das Tomaselli oder das Basar. Verführische Torten, vielerlei Kaffespezialitäten (der „kleine Einspänner“ !), freundliches Service, die meisten Tageszeitungen, angenehme Atmosphäre. Alles super! Ohne den besten Zirbenschnaps der ganzen Welt gekostet zu haben, sollte man das Café allerdings auf keinen Fall verlassen …
Robert Quitta, Salzburg