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REISE UND KULTUR : NEUES AUS DER KULTURHAUPTSTADT EUROPAS BAD ISCHL/SALZKAMMERGUT 2024

20.08.2024 | REISE und KULTUR

REISE UND KULTUR : NEUES AUS DER KULTURHAUPTSTADT EUROPAS BAD ISCHL/SALZKAMMERGUT 2024

Noch 4 Monate lang darf Bad Ischl (und mit ihm 22 weitere Gemeinden der Region Salzkammergut) den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen. Also genau der richtige Zeitpunkt, um sich daselbst einmal umzusehen, was es hier noch alles zu besichtigen gibt.

DIE LEHÁR-VILLA

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Die Lehàr-Villa. Copyright: Robert Quitta

Die Lehár-Villa gibt’s ja schon (fast) immer, und sie ist neben der Kaiservilla die absolute touristische Hauptattraktion Ischls. Vor allem auch, weil die meisten der anderen Villen berühmter Operttenkomponisten, – librettisten und – sänger entweder abgerissen oder in Privatbesitz und daher nicht besuchbar sind.

Aufgrund schwerster baulicher Mängel musste die Villa allerdings drei Jahre lang aufwändigst von Grund auf renoviert werden ( 7 – 12 Ämter lange Pfähle wurden u.a. in die Tiefe gebohrt), hatte aber immerhin das Glück, noch im Kulturhauptstadtjahr ihre Wiedereröffnung zu erleben (das Stadttheater hingegen ist noch immer eine Baustelle).

Bei allen Gästen, die sie je betreten haben, ist die Erinnerung daran untrennbar mit dem Gefühl, ja eigentlich sogar mit dem Geruch von Staub (der ja für Gedenkstätten verstorbener Komponisten – wie die Villa von Lehárs Freund Puccini in Torre del Lago – eigentlich unabdingbar erscheint) verbunden.

Soo sehr, dass viele Besucher der „neuen“ Villa eben die Abwesenheit desselben wortreich beklagen. Denn Lehárs ehemaliges Zuhause wurde zwar äußerst sorgfältig renoviert (und alle gescannten und inventarisierten  Gegenstände wieder an ihren angestammten Platz gestellt). Aber der Staub, ja der muss sich zwangsläufig erst wieder ansammeln …

Ihr Berichterstatter muss kleinlaut gestehen, dass ihm die fehlenden feinen Staubpartikel bei der Führung (die Villa darf nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, und fotografieren ist auch streng verboten)  n i c h t abgegangen. Besonders interessant fand ich die Dokumentation über Lehárs Jugendzeit und seinen ersten Opern (Kukuska ! Tatjana !!) und die Tatsache, dass der grosse Meister nach der Machtergreifung der Nazis obwohl die Lustige Witwe doch des Führers Lieblingsoperette war) bis zu seinem Lebensende keine Operette mehr komponiert hat .Da klafft zwischen 1934 und 1948 eine grosse Lücke in der Zeittafel. berührend und tragisch.

Ob einem Staub abgeht oder nicht, jedenfalls haben Leháristen der ganzen Welt wieder ein betretbares Wallfahrtsziel.

 

DAS STADTMUSEUM

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Das Stadtmuseum im Hotel Austria. Copyright: Robrt Quitta

An der Esplanade (der ehemaligen Schiffslände) steht das prächtige dottergelbe Seeauerhaus, ursprünglich für eine reiche Salzfertigerfamilie erbaut. Für die Dauer ihrer Kuren in Ischl mieteten dann Erzherzog Franz-Carl und seine Gattin Sophie den ersten Stock, was dann noch später dazu führte, dass hier die Verlobung vom Franzl mit seiner Sisi stattfand ( der Balkon !)

Bis  heute weisen die Tonbanddurchsagen der schrecklichen Touristenzügleins unüberhörbar auf diesen mythischen Sachverhalt hin.

Nach dem Tod des Erzherzogpaares wurde das Haus in ein Hotel Garni Austria umgewandelt (was die bis heute bestehende Inschrift erklärt), das bis 1982 bestand. Danach zog das Ischler Stadtmuseum darin ein. Der missverständliche Name führt bis heute dazu, dass hier – sehr zum Leidwesen der Museumsdirektorin – regelmäßig immer noch Resevierungsanfragen eintreffen.

Das „alte“ Stadtmuseum war ein klassisches, auf Ischl konzentriertes „Heimatmuseum“ der alten Schule. Dieses war der Kulturhauptstadtintendantin aber viiiel zu altmodisch und „reaktionär“, also musste es mit groossem Aufwand völlig neu gestaltet und aufgestellt werden.

Manches ist ganz nett und gelungen, wie die beibehaltene Hotelbar im Eingangsbereich. die aber nur dann wirklich attraktiv wäre, wenn sie auch als Bar funktionieren würde, zumindest tagsüber, wenn schon nicht im Idealfall bis 2 Uhr früh…Auch die Ausstellungsarchitektur und das Vitrinendesign sind sehr „state of the art“ und ansprechend. Allerdings wird das Ganze überschattet von einem wieder einmal ungebremsten Zeitgeist-Tsunami. Sie wissen schon: Gendersternchen, Klimawandel, einfache Sprache und „Vergangenheitsaufarbeitung“ der sechs Terrorjahre, nicht nur, was Ischl, sondern, wenn wir schon dabei sind, gleich was ganz Oberösterreich betrifft. Der ganze PC – Wahnsinn gipfelt in einem riesigen Raum, den man nicht anders als eine Art Führerhauptquartier bezeichnen kann: Unmengen von schwarzen Fake-NSDAP-Ordnern, und über dem Schreibtisch ein monumentales Hitler-Portrait !!!

Das ist einer jener Fälle (wie zuletzt im schrecklichen Volksoper-Grusical „Lasst uns die Welt vergessen“), bei denen selbst die wohlgemeinteste Veegangenbewältigung direkt in Wiederbetätigung umschlägt (der Hotelportier eines großen Ischler Hotels traut sich bereits nicht mehr, Gäste aus Israel ins Museum zu schicken). Aber was erwartet man auch von Kurator*:/innen (ihre Namen sind Herta Neiss und Michael John, die sich im Präsentationtext nicht entblöden von „schönem Schein von Operettenklängen und Walzerseligkeit“ zu schreiben. Wer sowas sagt, hat in seinem ganzen Leben keine einzige Operette gehört, keinen einzigen Walzer getanzt und sowieso überhaupt nix verstanden. Wo bleiben die ersten Anzeigen & Sammelklagen lt. §3 des in diesem Punkt sehr klaren Verbotsgesetztes? Frau Bürgermeister, entnazifieren Sie bitte so schnell wie möglich…Der Ruf Ischls steht auf dem Spiel…

DAS SUDHAUS

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Installation von Motoi Yamamoto. Copyright: Robert Quitta

Eine der unbestreitbaren, nachhaltigen Errungenschaften der Kulturhauptstadt 2024 ist die minimalinvasive Umwandlung des ehemaligen, lange leergestanden habenden Sudhauses in ein Ausstellungshaus.

Man staunt und bewundert den Kurator Gottfried Hattinger, wieviele internationale Künstlerinnen er ausmachen konnte, die auf so raffinierte und intelligente und gelungene Weise mit dem Thema Salz umgehen können. Wie Sigalit Landau, Motoi Yamamoto, Anna Run Tryggvadottir, Nicole Six, Paul Petritsch u.v.a.

Im zweiten Teil der Ausstellung kommt dann leider wieder der Zeitgeisttsunami zu tragen, der mit unzähligen Videos zum Klimawandelthema (Amazonas!) den sehr starken künstlerischen Eindruck des ersten Teils unnötigerweise überschwemmt…

Extrem interessant auch die dezidiert unzeitgeistigen Ausstellungsbereiche im Sudhaus: die historischen Archive der Salinen, die zeigen, wie beinhart das Leben im oft romantisierten Salzkammergut einst gewesen ist.

DIE SOLENAUT*INNEN

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Floaten im Neoprenanzug. Copyright: Kulturhauptstadt

Wer noch immer nicht genug vom Salz hat, kann noch bis 25.August an dieser immersiven Performance teilnehmen.

In einem eigens dafür aufgebauten 18m hohen Dome mit einer Salzfloating-Anlage „schwimmen“ bzw. „floaten“ 24 Teilnehmerinnen in roten Neoprenanzügen in einer hochkonzentrierten Salz-Sole zwei Stunden lang zu hochauflösenden 360 Grad Weltraumprojektionen herum.

Nicht jedermanns Sache. Hitzeempfindliche und Klaustrophobiker*innen bitte enthalten!

 

EUROTHERMEN RESORT ROYAL

Da man das alles und noch mehr (es gibt ja auch noch die großartigen Ai Wei Wei – Installationen im Kaiserpark) nicht in einem Tagesausflug bewältigen kann, empfiehlt es sich, in Ischl zu nächtigen. Erstes Haus am Platz ist zweifellos das Eurothermen-Rssort Royal. Sehr geräumige und gemütliche Zimmer, ein reichhaltigstes Frühstücksbuffet bis um (weltweit einzigartig!) bis um 12h, und dazu noch ein ebenfalls sehr üppiges „Kuchen&Snack“- Buffet (zwischen 14h30 und 16h). Gewichtszunahme garantiert!

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Infinity-Pool am Dach mit atemberaubender Aussicht. Copyright: Robert Quitta

Das alles wird aber noch getoppt vom Infinity-Pool am Dach mit atemberaubender Aussicht auf ganz Ischl, und den Siriuskogl und die Kathrin…So entspannt man sich wirklich, ganz ohne Sole…

Sie werden bald wiederkommen wollen…

Robert Quitta, Bad Ischl

 

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