Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

REISE UND KULTUR: HILDESHEIM – EINE DER ÄLTESTEN DEUTSCHEN WELTKULTURERBESTÄTTEN

17.11.2025 | REISE und KULTUR

REISE UND KULTUR: HILDESHEIM – EINE DER ÄLTESTEN DEUTSCHEN WELTKULTURERBESTÄTTEN

Obwohl Hildesheim in den Endzügen des Zweiten Weltkriegs durch die „moral bombings“ der Royal Air Force fast vollständig zerstört worden war, wurde es relativ bald danach als sechste deutsche Stadt zum Weltkulturerbe erklärt. Das lag vor allem am raschen und verdienstvollen Wiederaufbau der beiden wichtigsten sakralen Bauten: der St.Michaelis-Kirche und dem Mariendom.

hildstmichaels
St. Micheliskirche. Foto: Robert Quitta

hildmariendom
Mariendom. Foto: Robert Quitta

hildmariendominnen
Mariendom innen. Foto: Robert Quitta

In den letzten zehn Jahren hat man beide Kathedralen dann noch einmal renoviert, um die ärgsten, auch durch mangelnde Qualität des Baumaterials der damaligen Zeit entstandenen, Fehler zu korrigieren – mit unterschiedlichen Ergebnissen.

In St.Michaelis ist die brutale Re-Romanisierung meiner Ansicht nach zu weit gegangen – während der Mariendom – wie ich finde – dank des Kölner Architekturbüros Schilling ein Musterbeispiel für die geglückte zeitgenössische Wiederbelebung (aber ohne Modernismen !) eines über tausend Jahre alten Sakralbaus ist.

Minimale Eingriffe, klare Strukturen, eine klare Achse vom Taufbecken über den großartigen  Kronleuchter bis zum Altar mit einigen wenigen, aber wunderschönen Originalinventargegenständen. Der „neue“ Mariendom ist wirklich geglückt, und ein Aufenthalt in ihm erfreut das Herz und erhebt die Seele.

hildkreuzgang
Der Kreuzgang. Foto: Robert Quitta

hildannenfriedhof
Annenfriedhof. Foto: Robert Quitta

Mindestens so erfreulich und erhebend ist ein Besuch im angrenzenden Kreuzgang mit dem 1000jährigen Rosenstrauch und dem Annenfriedhof. Üppigste, nahezu tropische Vegetation, eine einzige organische Ode an das Leben, ein überwältigender Triumph über Tod und Zerstörung. Fast möchte man hier begraben werden…

Aber vorher zieht man noch gestärkt und fröhlich weiter auf den Markt, der auch erst kürzlich nach den brutalistischen Sünden der Nachkriegszeit dank einer insistierenden Bürgerinitiative wieder in den ursprünglichen Fachwerkhaus-Zustand zurückversetzt wurde. Ein kleines Deutschland, wie im Bilderbuch. Herrlich!

hild markt knochenhauer
Der Markt mit dem Knochenhauerhaus. Foto: Robert Quitta)

Das schönste Haus am Platz ist zweifellos das Knochenhauer-Haus, einst Sitz der Fleischhauergilde. Aber was ist Knochenhauer doch ein viel konkreterer, viel zutreffenderer und also wunderschönerer Begriff.

In selbigem prachtvollen Fachwerkhaus – fast ist man versucht, dazu Fachwerkpalast   zu sagen – befindet sich auch das absolut empfehlenswerte Restaurant ka7 , in dem man den Hildesheimer Tag genussvoll beschließen kann, entweder mit den regional-deftigen Traditionsspeisen (Schweinshaxn, Schweinenacken etc.) oder mit den leichter verdaulichen Hildesheimer Tapas.

hild tapas
Hildesheimer Tapas. Foto: Robert Quitta

Die Mutigen probieren nachher noch den nur hier anzutreffenden Senf-Schnaps. Zweifellos gewöhnungsbedürftig,  aber ein Geschmacks-Erlebnis der besonderen Art, das man nicht so schnell vergisst. Prost !

 

Robert Quitta, Hildesheim

 

Diese Seite drucken