REISE UND KULTUR: GREIN UND DIE DONAUFESTWOCHEN IM STRUDENGAU
Ein nicht unbeträchtlicher Reiz der (soeben zu Ende gegangenen) Donaufestwochen im Strudengau sind die vielen verschiedenen reizvollen Spielorte: die Stiftskirchen in Ardagger, Waldhausen und Baumgartenberg, die Giessenbachmühle in St.Nikola, der Grossdöllnerhof in Rechberg, der Vierkanthof der Familie Hauer, die Kirchen in Bad Kreuzen und Altenburg, das Schloss Dornach in Saxen etc.
„Die wüste Insel“ im Arkadenhof. Foto: Reinhard Winkler
Hauptspielort ist aber immer noch der wunderschöne Renaissance-Arkadenhof der sich noch immer im Besitz der (mit allen europäischen Königshäusern verwandten) herzöglichen Familie von Sachsen-Coburg-Gotha befindlichen Greinburg in Grein. Und Hauptattraktion der Festwochen ist die alljährliche Produktion einer (meist sehr raren) Oper. Heuer war dies (zum Abschluss der Ära von Michi Gaigg) „Die wüste Insel“ von Joseph Haydn (auf ein Libretto des göttlichen Metastasio), nächstes Jahr steht unter der neuen Intendanz von Norbert Trawöger „Orfeo ed Euridice“ von Johann Joseph Fux auf dem Programm.
Wenn man schon da ist, sollte man nicht verabsäumen, auch das Schloss zu besichtigen mit dem Diamantgewölbe, der Sala Terrena, dem Rittersaal, der Schlosskapelle und den Festräumen der Herzöglichen Familie von Sachsen-Coburg und Gotha. Und natürlich auch das hochinteressante Schifffahrtsmuseum…!
Das alte Stadttheater. Foto: Robert Quitta
Grein ist überhaupt ein sehr angenehmer Ort für ein paar Tage Aufenthalt und es bietet genügend Attraktionen, dass einem nicht fad wird. In erster Linie natürlich das Historische Stadttheater, das älteste (gegründet 1791) nicht nur erhaltene, sondern auch noch bespielte (im Herbst finden die nächsten Vorstellungen statt) bürgerliche Theater Österreichs. Es strahlt mit seinen hölzernen Sperrsitzen einen einzigartigen Charme aus, der sich einem tief einprägt. Im selben Gebäude (dem alten Rathaus) befindet sich auch das äußerst faszinierende Stadtmuseum, dessen Besuch auch unbedingt zu empfehlen ist.
Hölzerne Sprerrsitze im Historischen Stadttheater. Foto: Robert Quitta
Nach diesen intensiven Eindrücken hat man sich eine Ruhepause verdient, und wo kann man diese besser geniessen als in der Kaffeesiederei Blumensträussl (im Volksmund nur kurz Kablu genannt), gleich daneben. Ein traditionsreiches Café mit einem schönen Gastgarten, selbstgemachten Kuchen und Eis. Herrlich !
Kaffeesiederei Blumensträussl. Foto: Robert Quitta
Etwas, das man in dieser Gegend nie vermuten würde, ist ein Strindbergmuseum. Es gibt aber eines (im benachbarten Saxen), und zwar ein ganz ausgezeichnetes, mit sehr viel Wissen, Liebe und Sorgfalt gestaltetes.
Strindbergmuseum. Foto: Robert Quitta
Ganz von ungefähr kommt das nicht, denn August Strindberg hat hier, weil in zweiter Ehe mit Frieda Uhl (der Tochter des Chefredakteurs der Wiener Zeitung) verheiratet, eine der wichtigsten Perioden seines Lebens verbracht. Bedauerlicherweise ist die Existenz dieser exzellenten Einrichtung bedroht, da der Mietvertrag ausläuft. Das Museum muss unbedingt gerettet werden ! Am besten vielleicht (da die Frequenz von Strindberg-Fans im Strudengau ohnehin nie sehr hoch war) durch Verlegung ins Literaturmuseum in Linz. Es wäre sonst wirklich schade drum…
Heimliches Festivalzentrum der Donaufestwochen ist übrigens der Gasthof zur Traube (gleich am Fuss der Burg gelegen). Hier treffen sich vor und nach den Aufführungen Einheimische und Zuagraste. Schöne helle Zimmer, eine traditionelle, aber behutsam modernisierte Küche, ein wunderbarer, traubenbehangener Gastgarten, eine aufmerksamste Bedienung von den Chefitäten bis zu den Lehrmadln…Es ist wie ein zweites Zuhause am Donaustrom…
Gasthaus „Zur Traube“. Foto: Gasthaus zur Traube“
Robert Quitta, Grein