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REISE UND KULTUR: GEORGIEN – BATUMI UND KUTAISI

22.10.2024 | REISE und KULTUR

REISE UND KULTUR: GEORGIEN – BATUMI UND KUTAISI

Natürlich ist Tiflis das unvergleichlich faszinierende und vor Lebensfreude und Lebenslust nur so strotzende pulsierende Herz Georgiens. Da man aber ein Land nie nur durch seine Hauptstadt verstehen kann,  sollte man bei seiner nächsten Georgien-Reise vielleicht auch einmal die zweit- und drittgrösste Stadt besuchen: Batumi und Kutaisi.

BATUMI

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Die Skyline von Batumi. Foto: Robert Quitta

Batumi liegt am Schwarzen Meer und ist ganz ganz anders als Tiflis. Es gehörte zum Osmanischen Reich, zu Russland und Großbritannien und kam selbst nach der Unabhängigkeit erst nach langwierigen politischen Kämpfen wirklich ganz zu Georgien. Dank seines Charakters als Hafenstadt leben hier auch viel mehr Ethnien als in der Hauptstadt: Griechen, Türken, Armenier, Azeris, Osseten,Ukrainer, Abchasen,Mingrelier etc.etc.

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Batumi: Der Hafen. Foto: Robert Quitta

Batumi hat in Georgien keinen guten Ruf. Tiflis lieben alle, Batumi mag keiner. Das liegt vor allem daran, dass es seit den politischen Veränderungen 2004 zu einem Far West der Kasino-Industrie geworden ist, einer Art georgischem Mini-Las Vegas, in dem megalomane Archi-Stars ihre verrücktesten Visionen austoben konnten.

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Das Medea-Denkmal. Foto: Robert Quitta

Und Sehenswürdigkeiten im eigentlichen Sinn hat es auch keine. Die einzige, mit der es sich brüstet, ist das riesige Monument auf dem Hauptplatz für M e d e a, eine 30 m hohe Stele, auf der eine schwarze Frauenfigur triumphierend das Goldene Vlies triumphierend hochhält wie einen Skalp. Wie kann man nur ? Ja gut, hier haben die Griechen Colchis angenommen, und hier soll, der Legende zufolge vor 3000 (!) Jahren eine Frau namens Medea gelebt haben. Die hat allerdings aus sexueller Attraktion zu dem brutalen Fremden, Eindringling und gierigen Eroberer zuliebe nicht nur das sinn-und identitätsstiftende Symbol und Nationalheiligtum ihres Landes, eben das goldene Vlies eines fliegenden Widders (das eigentlich rotgefärbt gewesen sein soll) gestohlen, sondern auch ihren eigenen Vater ermordet und ihren eigenen Bruder zerstückelt , sondern dann auch noch ihren Schwiegervater, die neue Frau ihres Mannes und ihre eigenen Kinder abgekragelt .

„Medea“ ist ein globaler Brand, okay, das verstehe ich noch…aber dieser blutrünstigen Mehrfachstmörderin, die ihr eigenes Land auf die übelste Weise verraten und ins Unglück gestürzt hat, in der Mitte der Stadt, im Herzen von Colchis eines solches monumentales Denkmal zu errichten – als ob das Gegenteil wahr und sie eine Superheldin wäre – das verstehe ich beim besten Willen nicht…

Abgesehen davon und abgesehen vom Kasino-Kapitalismus und dem Mangel an echten Sehenswürdigkeiten ist Batumi eigentlich ganz nett. Die liebevoll renovierte Innenstadt strotzt nur so von einer Unzahl an Restaurants (mit Gerichten wirklich aus der ganzen Welt), Cafés, Bars, kleinen Shops etc. Eigentlich ganz cool.

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Das Rooms-Hotel. Foto: Robert Quitta

Wenn man die kasinohältigen riesigen internationalen Hotelketten vermeiden und genauso cool übernachten will, empfiehlt es sich das brandneue ROOMS HOTEL, ein adaptierter Industriebau, innen und aussen begrünt, direkt an der Strandpromenade.

 

KUTAISI

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Das Opernhaus. Foto: Robert Quitta

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Die weisse Brücke. Foto: Robert Quitta

Kutaisi, im Landesinneren gelegen, ist da schon aus einem ganz anderen Stoff gemacht. Es ist die alte Hauptstadt Georgiens und dementsprechend kultiviert. Es hat ein monumentales Theater, eine riesige Oper, Museen, Kirchen, eine eindrucksvolle alte Bausubstanz etc.

Vor allem ist das Leben hier bar jeder Hektik, es geht entspannt und freundlich und friedlich zu.

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Ein schlafender Hund. Foto: Robert Quitta

Das beste Indiz dafür: ich habe in meinem ganzen Leben noch nie soviele tiefenentspannt vor sich hindösende Hunde liegen gesehen. Und diese canine Gechilltheit überträgt sich irgendwie auch  auf einen selbst.

Verständlicherweise wird Kutaisi daher immer populärer, was nicht zuletzt auch an dem sich hier befindlichen kleinen, aber modernen Flughafen für Low-Cost Airlines liegt, Time Magazine ging sogar soweit, Kutaisi (manchmal auch mit zwei s geschrieben), zu den 100 aufstrebenden Next-Destinations zu zählen. Also vielleicht besser noch rasch hinfahren, bevor …

Die zunehmende Beliebtheit Kutaisis lässt sich auch daran ablesen, dass in jüngster Zeit gleich drei brandneue exzellente Hotels unterschiedlichen Charakters eröffnet worden sind.

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Das Newport-Hotel. Foto: Robert Quitta

Das erste Haus am Platz ist natürlich das NEWPORT HOTEL (in einem ehemaligen Gerichtsgebäude untergebracht). Pipifein renoviert, spielt es alle Stückln, bleibt dabei aber im Boutiquehotel-Bereich. Das ebenfalls hervorragende Restaurant widmet sich mehr der internationalen Küche (Signature dish: Newport Steak).

Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich ebenfalls ein – wenn auch ganz anders gearteter Neuzugang: das Communal Hotel. Diese kleine georgische Gruppe widmet sich der Renovierung alter Häuser, und auch das kleine, intime (nur 10 Zimmer zählende) Haus in Kutaisi ist (nach erfolgreichen Kreationen in Sololaki,Plekhanovi und Telavi ) wieder sehr gelungen. Man fühlt sich hier wirklich sehr geborgen. Hinzu kommt, dass sich das hoteleigene Restaurant DOLI in kürzester Zeit zum besten Restaurant Kutaisis gemausert hat. Was sicher darin liegt, das man sich hier mit Inbrunst nicht nur der klassischen georgischen Küche (Khinkali, Phkali etc.,), sondern auch manchen fast vergessenen lokalen Spezialitäten. Den Rat der netten Kellnerin folgend, kann man hier Gerichte geniessen, deren Namen man nicht nur nie gehört hat, sondern die man auch in dieser Kombination noch nirgendwo nur annähernd gegessen hat: z.B. Austern mit Schwammerln oder Herz mit Leber, das alles natürlich auf gut georgische Art eingelullt in süchtigmachende Walnusssaucen mit Granatapfelkernen. Ein beeindruckendes Geschmackserlebnis, das man nicht so,leicht vergessen wird …

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Restaurant „Doli“. Foto: Robert Quitta

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Das Central-Hotel

Die jüngste Bereicherung der hiesigen Hotel-Szene ist das CENTRAL HOTEL in der ältesten Straße Kutaisis, der Tbilisi-Straße. Es so neu, dass es nicht einmal die Nachbarn kennen, wenn man sie ein paar Häuser weiter danach fragt. Eine junge Kutaiserin hat es eigenhändig in einer Etage des für heutige Verhältnisse zu groß geratenen jahrhundertealten Herrenhauses ihrer Schwiegereltern eingerichtet. Und es ist ihr ein sehr hübsches Hotel gelungen, das das bisher in Kutaisi fehlende mittlere Segment abdeckt. Das „Central“ liegt zwei Minuten von dem grossen Colchisbrunnenplatz entfernt – also zentraler geht’s wirklich nicht…

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Der Kolchis-Brunnen. Foto: Robert Quitta

Robert Quitta, Batumi und Kutaisi

 

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