AUF DEN SPUREN VON ANTON BRUCKNER 1: ANSFELDEN
Bruckners Geburtshaus. Foto: Robert Quitta
Anlässlich des 200.Geburtstags von Anton Bruckner widmet das Land Oberösterreich seinem berühmtesten Sohn eine riesige ganzjährige dezentrale BRUCKNER EXPO mit unzähligen Veranstaltungen in den 37 (!) Bruckner-Orten und auch einigen anderen, Nicht-Bruckner-Orten.
Eine der auch nach dem Jubiläum bleibendsten Errungenschaften ist dabei die schon lange überfällig gewesene Renovierung seines Geburtshauses in Ansfelden. Manche der älteren Besucher bedauern zwar die nunmehrige Abwesenheit von Staub, Geruch und Kontaktreliquien, aber insgesamt ist die Renovierung und Neuausstellung doch sehr gelungen, zumal sie auf derzeit so modische Museums-Mätzchen wie Interaktivität, einfache Sprache und Kindertauglichkeit in dankenswerter Weise verzichtet. Und so wird man auf relativ engem Raum (nur 4 Zimmer) in prägnanter Weise und optisch sehr ansprechend gestaltet über die wichtigsten Stationen und „Lebenslandschaften“ unseres „Musikanten Gottes“ informiert.
Die Taferlklasse. Foto: Robert Quitta
Man kann sich das heute ja gar nicht mehr vorstellen, aber Anton wuchs hier als eines der fünf überlebenden von 11 (!!!) Kindern mitten in einer Volkschule, die damals noch den schönen Namen Trivialschule trug und an der sein Vater Schulmeister war, auf. Da der Vater sehr früh starb, schickte die Mutter den musikalisch begabten Sohn ins Stift St.Florian zu den einstens nur drei Mitglieder zählenden Sängerknaben. Für den jungen, aus dem Nest Ansfelden stammenden Toni muss das wie New York, Paris oder Berlin gleichzeitig gewesen sein als Hort der Kultur, Bildung und Musik. Hier erhielt er alles seine Ausbildungen. hier unterrichtete er später, hier spielte er Orgel, und hier wollte er letztlich unbedingt begraben sein,
Bruckners Orgeltisch. Foto: Robert Quitta
Das direkt unter der Kirche gelegene Geburtshaus-Museum ist wirklich schön, ansonsten gibt Ansfelden aber nicht sehr viel her. Es macht (als Schlaf-City von Linz) einen ziemlich ausgestorbenen Eindruck. In der „Stadtmitte“ rund um das moderne „Anton-Bruckner-Centrum“ gibt es irgendwie gar nix, nur aufgelassene schöne alte Wirtshäuser (ein Jammer !).
Wenn man also, auch auf den gastronomischen Spuren Bruckners wandelnd, seine Leibspeisen kosten will, muss man schon ein wenig außerhalb im sehr belebten Gasthof Stockinger einkehren. Hier besteht dank einer Quelle seit dem 16. Jhdt. eine Landwirtschaft mit angeschlossenem Wirtshaus, und dementsprechend original sind auch Antons Lieblingsgerichte: das berühmte Gsöchts mit Griassknedl und das legendäre Schweinsbratl mit Sauerkraut.
„Knedl, Gsöchts und Schweinsbratl“. Foto: Robert Quitta
Beides kennt man ja, wenn auch in unterschiedlicher Qualität, auch bei uns. Völlig unbekannt ist dem angereisten Wiener aber Bruckners Lieblingssuppe: der Oafisch. Allein schon dieser völlig mysteriöse, aber wohlklingend poetische Name !
Der „Oafisch“. Foto: Robert Quitta
Aber was ist nun eigentlich ein Oafisch? In einem Kochbuch aus dem Jahre 1815 steht folgendes Rezept: „Die ganzen Eier werden in heißen gesalzenen Essig geschlagen und Zwiebel mit Schmalz oder Semmelbrösel mit Butter, darauf getan. Sie heißen Oafisch (oder Eierfisch),weil sie fast so wie die Fische gesotten werden.“ Klingt sehr seltsam, aber versuchen Sie sie doch, wenn Sie wieder einmal in der Gegend sind. Denn diese Suppe ist wirklich einzigartig. Diese Suppe ist ein Erlebnis. Diese Suppe ist eine echte Offenbarung, Toni, du hast recht gehabt mit deinem Geschmack…
Robert Quitta, Ansfelden