Ab 28. Dezember 2012 in den österreichischen Kinos
RED DAWN
USA / 2012
Regie: Dan Bradley
Mit: Chris Hemsworth, Josh Hutcherson, Will Yun Lee u.a.
Ein Film wie dieser ist schwer zu glauben, weil man ihn auch nicht recht einordnen kann – immer davon ausgehend, dass Filme zumindest hintergründig den Geist der Zeit spiegeln, in der sie entstehen. Gut, es geht bei „Red Dawn“ um ein Remake, aber auch diese überlegt man sich doch wohl. Als man sich 1984 in „Die rote Flut“ noch vor einer Invasion Amerikas fürchtete, war die Welt streng geteilt und die „Feinde“ klar: Die Russen kommen, zusammen mit den Kubanern (!) und noch ein paar Südamerikanern – deutlich definierte Ängste, denen sich wackere Amerikaner entgegenstellen konnten. Die Reagan-Ära hatte ihren Film gefunden.
Wer sind denn nun heute die Feinde, vor denen man sich fürchten muss, wenn die Terroristen (die ja eher nicht als Invasoren zuschlagen) ausfallen? Und – wie wahrscheinlich ist die Invasion der USA durch eine Macht, die groß genug wäre, die Einheimischen in die Knie zu zwingen? Aber wenn man die Geschichte eines heldenhaften Widerstands der Jugend unbedingt erzählen will, nimmt man wohl jeden Unsinn in Kauf. Eines hat sich schließlich seit 1984 doch noch geändert bzw. verschärft: Seit 9/11 ist der demonstrierte Patriotismus, der vor allem in den USA immer schon triefte, noch deutlicher (und auch aggressiver) geworden. Da wabern noch die Reste der Bush-Welt durch Obama-Land.
Also, wer sollten die Bösen sein? Die Russen gehen ja nun wirklich nicht, die haben diesbezüglich ausgedient. Tatsächlich ist man (das ist nun auch schon drei Jahre her!) auf die imbezile Idee gekommen, die Chinesen dafür auszuwählen – aber die haben rechtzeitig davon Wind bekommen und protestiert. Und da mittlerweile ganz Amerika klar ist, dass Wirtschaftsbeziehungen vor allem in diese Richtung laufen (und für das Land peinigend nötig sind), trat man schnell den Rückzug an.
Wer bleibt, wenn es schon – flapsig gesagt – „Schlitzaugen“ sein sollen? Die Nordkoreaner. Die können schwerlich protestieren, denn ihnen klebt noch (auch ein Bush-Relikt) das Schurkenstaat-Image an. Und man konnte mit digitialer Hilfe alles, was schon „auf chinesisch“ gedreht war, „auf koreanisch“ umändern… Hollywood! Nicht immer spinnt die Traumfabrik so kreativ wie in „Argo“ (und im wirklichen Leben).
Also: Die Koreaner kommen. Und, glaubt es oder glaubt es nicht, sie erobern weite Teile der USA…
Es beginnt mit der Kleinstadtidylle, wobei „Red Dawn“, der Titel – „rote Dämmerung“ – doppelte Bedeutung besitzt, heißt doch auch das Städtchen so, wo all die wackeren junge Leute leben, die bald für die ganze Nation so wichtig werden. Alles paletti also, bis ein Footballgame schockhaft unterbrochen wird: Da brausen doch tatsächlich Bomber heran, Fallschirme öffnen sich, die bösen Fremden sind da. Für die jungen Helden gibt es nur eines: Ab in die Wälder, von Guerillas haben sie schon gehört, Widerstand aus dem Hintergrund. Die dazu nötigen Waffen stiehlt man am besten von den Besatzern, die bald ganz böse unter den Einheimischen hausen. In jedem Dritte-Welt-Land ist das eine vorstellbare Situation. In den USA?
Nun, einst waren es Patrick Swazye und Charlie Sheen, die den Jugendlichen in den Wäldern vorstanden, heute sind es Chris Hemsworth („Thor“), dem man einen Marine natürlich glaubt (wie praktisch, dass nicht nur Laien in den Kampf ziehen, sondern der Fachmann gerade auf Urlaub zur Hand ist) und Josh Hutcherson (vom Kid, das er in der „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ noch war, zum Twen gereift) – aber das Drehbuch hat sich mit ihnen und den anderen jungen Leuten nicht wirklich Mühe genommen. Dass man hier eine Schar profilierter Persönlichkeiten vor sich hätte, das ist wohl nicht der Fall.
Schlimmer noch: Der von Dan Bradley ohne erkennbare Sorgfalt gemachte Film vernachlässigt auch den Gegenspieler (Will Yun Lee als Captain Cho) sträflich, und wo die Bösen nicht interessieren, warum sollten es die Guten tun? Die nennen sich „Wolverines“ (keine Ahnung, ob das mit den X-Men zu tun hat) und sehen mit Tränen in den Augen, wie die eigenen Väter sich lieber ermorden lassen als zuzugeben, dass die Söhne ihretwegen aufgeben. Und natürlich haben die Bösen auch Frauen in ihrer Gewalt, die unseren Helden etwas bedeuten…
Wenn die Boys am Ende natürlich siegen (damit verrät man nicht zu viel), dann kann man bedeutungsschwer die großen Sprüche klopfen: Wenn man den eigenen Grund und Boden verteidigt – das ist doch etwas ganz Besonderes. Da wächst jeder über sich hinaus… Ja, zweifellos. Aber es gäbe überzeugendere und vor allem intelligentere Filme, das darzustellen.
Renate Wagner