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READY PLAYER ONE

30.03.2018 | FILM/TV

Filmstart: 6. April 2018
READY PLAYER ONE
USA / 2018
Regie: Steven Spielberg
Mit: Tye Sheridan, Olivia Cook, Mark Rylance, Simon Pegg, Ben Mendelsohn u.a.

Seit Jahrzehnten weiß man, wie Steven Spielberg gestrickt ist. Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust. Da liefert er wirklich Meisterfilme, die ihn in das Goldene Buch des Films einschreiben wie „Schindlers Liste“ und andere mehr. Dann entdeckt er periodisch seine Kinderseele und schickt verschrumpelte Außerirdische („E.T.“), alberne Schatzjäger („Indiana Jones“) oder massenhaft Dinosaurier („Jurassic Park“) über die Leinwand.

Eben hat er 71jährige mit „Die Verlegerin“ wieder einen seiner „erwachsenen“ Filme gemacht, politisch, liberal, demokratisch. Und schon greift er wieder in die Kinderkiste und liefert „Ready Player One“ – einen Verschnitt aus Zukunfts-Dystopie und Video-Game. Um am Ende – er stammt ja noch aus der „analogen“ Welt – festzustellen, was sich die Jungen, die „digital“ atmen, schon gar nicht mehr vorstellen können: Sperren wir Video-Games zumindest einzelne Tage zu, denn „Reality is the real thing“, sagt er. Und zeigt dazu sein jugendliches Paar beim Schmusen…

Menschen, die Video-Games bisher erfolgreich aus ihrem Leben herausgehalten haben, können sich bei Spielberg informieren, wenngleich seine Verfilmung des Romans „Ready Player One“ von Ernest Cline in einer Zukunft spielt (2044), wo die Welt schon total verrottet ist und die Menschen nur noch in Containerburgen vegetieren wie hier in Columbus, Ohio. Jeder hat die „Brille“ der Virtual Reality auf der Nase, um in die Kunstwelt von „OASIS“ zu flüchten, die wichtiger ist als die Realität. Dort bewegt man sich als Avatar, als sein künstliches Ich – der junge Wade Watts (der das Geschehen aus dem Off kommentiert) beispielsweise ist „Parzival“ und mit vier Freunden unterwegs, deren menschliches Ich in der realen Welt er erst später kennen lernt, wenn das Geschehen zwischen Hier und Dort wild herumspringt.

In „OASIS“ ist eigentlich alles, wie man es sich vorstellt – bunt, künstlich, laut und im Grunde sinnfrei. Wieso ein Milliardenvermögen daran hängen kann, versteht man schon deshalb nicht, weil die Menschen, die sich in „OASIS“ flüchten, mit Sicherheit nicht sehr betucht sind. Wie dem auch sei – „OASIS“-Schöpfer James Halliday (der prächtige Mark Rylance) stirbt, und die Kinder-Ebene des Ganzen (Spielbergs Welt) zieht ein: Wer ihn beerben will, muss wie im Märchen drei Schlüssel und dann ein goldenes Osterei finden… wobei natürlich alle Guten und Bösen gleichzeitig unterwegs sind.

Da ist also Wade, im Leben gespielt von dem durchaus nicht charismatischen Tye Sheridan, begleitet von der flotten, um einiges persönlichkeitsstärkeren Samantha / Artemis (Olivia Cooke), dazu noch (politisch korrekt) von einer Farbigen, einem Asiaten und einem Kind, die im Spiel die abenteuerlichsten Gestalten annehmen. Und da ist auf der Gegenseite der „böse“ Nolan Sorrento, mit zynischen Mundwinkeln gespielt von Ben Mendelsohn. Erst am Ende kommt noch (als einzige Persönlichkeit, die mit Mark Rylance mithalten kann) Simon Pegg als Ogden Morrow dazu, Deus ex machina.

Sehr lang (satte zweieinviertel Stunden) wogt nun das Hin und Her zwischen Realität und Game-Ebene, wildes Gerangel hier und dort, bei „OASIS“ mit Zitaten aus „King Kong“ und vielem anderen mehr. Besonders witzig ist der kurzzeitige Einstieg in Stanley Kubricks „Shining“ (Horror vom Feinsten, wie man weiß), aber im Grunde bietet der Film immer dasselbe, auch wenn die Sache erwartungsgemäß optisch beeindruckt: Was aus den Computern kam, war Spielberg ja immer ganz besonders wichtig. Machart als eines der essentiellen Elemente seiner „Kinder“-Filme: Da „tanzen“ die Avatare wie verrückt über die Leinwand. Um sich davon faszinieren zu lassen, muss man jünger – oder Spielberg sein, der immer jung bleibt.

Dass er hier einen essentiellen Beitrag zu seiner Filmographie geliefert hätte, können Menschen seiner Generation nicht sehen… Das junge Publikum bekommt auf der großen IMAX-Leinwand, was sich sonst auf den Laptops begibt – größer, lauter, wilder. Und hat noch (scheinbar) eine Ebene der Wirklichkeit dahinter. Aber, Achtung! Die Wirklichkeit ist das einzig Wahre, sagt Spielberg, nachdem er sich so hemmungslos in die Virtualität fallen ließ…

Renate Wagner

 

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