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PARANOIA – RISKANTES SPIEL

18.09.2013 | FILM/TV

FilmPlakat Paranoia

Ab 20. September 2013 in den österreichischen Kinos
PARANOIA – RISKANTES SPIEL
Paranoia / USA / 2013
Regie: Robert Luketic
Mit: Liam Hemsworth, Harrison Ford, Gary Oldman, Richard Dreyfuss, Amber Heard, Embeth Davidtz u.a.

Das große Geld! Wer es entschlossen haben will, muss wohl seine Seele verkaufen. Das klingt nach einem Klischee, birgt aber zweifellos ein Stückchen Wahrheit. Joseph Finder, Krimi-Autor mit einem Händchen für starke Stoffe, erzählt von jungen Leuten, die alles tun, um ein Stück von dem Riesenkuchen zu bekommen, den ein paar „Oldies“ sich schon erworben haben. Um die Jungen geht es, aber auch um die Alten und um den Preis, den man zahlt. Stoff genug für einen zwar letztlich konventionellen, aber glänzend gemachten und gespielten Krimi aus der Welt der Finanzen und dem Glitzer, den Geld mit sich bringt. Der Reiz dieses Films von Robert Luketic liegt in der Geschicklichkeit, mit der er diese Welt beschwört – und vor allem in der Besetzung, die er dafür aufbieten konnte.

Man kann aus dem Nichts aufsteigen, wenn man entweder an die Wallstreet oder ins Computergeschäft geht. Der Film zeigt, wo Adam Cassidy (Liam Hemsworth – es fällt schwer, die gleicherweise gut aussehennden Brüder auseinander zu halten, er ist jedenfalls nicht Chris, der in dem Niki-Lauda-Film den James Hunt spielt) aufgewachsen ist.

Erstes Atout von dreien, die man hier in der Besetzung in Gestalt von drei überdimensionalen Oldies des Filmgeschäfts bekommt: In der Schäbigkeit einer Brooklyner Wohnung lebt ein sehr kranker, sehr lästiger alter Mann. Richard Dreyfuss spielt ihn, nicht mehr hinter dem Weißen Hai her, sondern um Atem ringend, aber lebhaft am Schicksal des Sohnes interessiert, der seine Herkunft hinter sich lässt und seine Hacker-Fähigkeiten den skrupellosen Bossen von Manhatten zur Verfügung stellt.

Paranoia-Riskantes_Spiel_Vater und Sohn Paranoia-Riskantes_Spiel_Ford Oldman x

Boß Nr. 1 und Oldie Nr. 2 ist Nicholas Wyatt, und Gary Oldman ist ein glaubhaft verbissener, mieser, superreicher Snakefucker, der sein Imperium in Konkurrenz zu Jock Goddard aufgebaut hat – und diesen spielt Oldie-Star Nr. 3, der herrlich knurrige, scheinbar so aufrechte Harrison Ford, der es natürlich auch faustdick hinter den Ohren hat, sonst kommt man nicht so weit.

Man hat diesem Film wohl nicht zu Unrecht vorgeworfen, dass er vor Klischees strotzt, aber dass alles versucht wird, um Industriespionage effektvoll zu machen und die Gegner damit auszutricksen, ist zweifellos in jeder Branche, in der es um Millionen geht, der Alltag. Wie findet man die nötigen „Maulwürfe“? In diesem Fall fliegt Adam Cassidy aus der Laune des Chefs aus der Firma, macht mit dessen Kreditkarte eine Riesenrechnung in einer Bar, ist erpressbar und wird wider Willen beim Gegner eingeschleust. Mit ihm Spiel sind Judith Bolton (Embeth Davidtz, schillernd), eine supercoole Beraterin im Psycho-Spielchen der Täuschung, und Emma Jennings (Amber Heard, das ist die Schöne, die derzeit privat mit Johnny Depp herumzieht), das attraktive weibliche Love-Interest unter Goddards Angestellten. Wer richtig spionieren will, geht strategisch ins Bett, auch wenn er ein Mann ist, und stöbert in weiblichen Handtaschen und Laptops, während das schöne Mädchen sich duscht…

Es geht in der Welt der Superreichen so zu, wie man es sich als kleiner, unbedarfter, im Grunde ganz armer Durchschnittsbürger vorstellt, mit Wochenenden in den Hamptons, traumhaften (wenn auch leblosen) Riesenwohnungen, Luxusrestaurants, Traumautos, tolle Klamotten… und der gnadenlosen Firmenwelt mit ihren wahnwitzigen Sicherheitsvorkehrungen. Da muss sich unser Adam schon was einfallen lassen, wenn er dem alten Boß zukommen lassen will, was der neue Boß plant. Und im Hintergrund steht immer die Drohung, selbst Leib und Leben zu verlieren – und über den Papa ist man auch erpressbar.

Stimmt, das ist alles nicht sehr originell, gewissermaßen altmodisches Kino, das einfach eine Geschichte erzählt (statt das Publikum mit ununterbrochener „Action“ totzuschlagen), aber es unterhält, bis zum Ende, das dann doch ein wenig moralisch ist und der Glitzerwelt adieu sagt zugunsten des „wahren“ Lebens. Hollywood hat immer gewusst, wo es lang geht, und man muss all den armen Durchschnittsleuten, die ihr Geld an die Kinokasse bringen, doch wenigstens das Gefühl der eigenen moralischen Überlegenheit geben: Wir leben zwar nicht so wie die Reichen auf der Leinwand. Aber wir sind besser… Gute Unterhaltung dabei!

Renate Wagner

 

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