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NORTHMEN – A VIKING SAGA

22.10.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Northmen 400

Ab 24. Oktober 2014 in den österreichischen Kinos
NORTHMEN – A VIKING SAGA
Schweiz, Deutschland / 2014
Regie: Claudio Fäh
Mit: Tom Hopper, Ryan Kwanten, Charlie Murphy u.a.

Vorbei sind die Zeiten, als die Wikinger so unwiderstehlich fesch waren wie Kirk Douglas und Tony Curtis, auf schmucken Booten unterwegs, es blonde Maiden gab und brüllend-pittoreske Recken, das war Hollywood der fünfziger Jahre, wie es am schönsten war – und wir alle noch naiv genug dafür.

Heute freilich ist das anders. Da kommen die Nordmänner in einer Schweizer-Deutschen (!) Koproduktionen, großteils mit hierzulande unbekannten Schauspielern, die in englischsprachigen Serien dabei sind, auf die Kinoleinwand. Gleich zu Beginn gibt es einen Sturm, der zeigt, dass man das „kann“, wenn der Schweizer Regisseur Claudio Fäh auch bisher strikt mit B- bis C-Movies hervorgetreten ist. Diesmal wird es ein kleines bisschen besser. Ein bisschen.

Denn die Geschichte der Nordmänner – eine Handvoll versprengter Wikinger, die sich mit ihrem Clan-Führer zerstritten haben und nun eine neue Heimat suchen – ist zumindest nach allen Regeln der Kunst erzählt. Wenn man auch, dies gleich als Einwand, mehr ein „Ich werde verfolgt, die Bösen sind hinter mir her“-Road Movie sieht, als dass man wirklich etwas über die Wikinger erführe (dass sie ihre Toten nach „Walhalla“ schicken, kann man ja als bekannt voraussetzen). Vorausgeschickt jedenfalls: Die Wikinger, sonst das Schreckgespenst im hier gezeigten Europa des 9. Jahrhunderts, sind diesmal die Guten, weil die Bösen – die Schotten und ihre hässlichen Helfer aus den Karpaten – noch böser sind…

Da landen also nach dem gewaltigen Sturm eine Handvoll Wikinger an einer ihnen unbekannten Küste, die sich bald als die schottische herausstellt. Zu Beginn mögen sie ein knappes Dutzend sein, sie werden nach dem Prinzip der „Zehn kleinen Negerlein“ dezimiert, bis am Ende nur noch drei (aber mehr oder minder die wichtigsten) übrig bleiben. Glücklicherweise spricht die schottische Prinzessin (ohne Prinzessin geht es wohl nicht), die sie an der neuen, feindlichen Küste halb retten, halb kidnappen (Papa will sie ungewollt verheiraten) ihre Sprache, sonst würde die Kommunikation wohl nicht klappen: Aber über solche Kleinigkeiten sehen Drehbücher ja immer großzügig hinweg.

Der böse König und seine noch bösere „Wolfsrudel“-Garde (sie kommen, wie gesagt, aus den Karpaten und sehen wirklich wie die Werwölfe aus) setzen nun Wikingern und Königstochter nach. Diese geraten glücklicherweise an einen christlichen Mönch, der mit den bösen Schotten auch noch ein Hühnchen zu rupfen hat, und erweist sich als unentbehrlicher Helfer (nachdem es in der Gruppe das bisschen logischen Widerstand gegen den Außenseiter gegeben hat).

Der ganze Film besteht darin, unsere Wikinger ins Eck und scheinbar unbewältigende Situationen zu treiben, gekämpft wird mit Schwert, Pfeil und Bogen, mit was sie gerade finden und mit Karacho, womit sie sich immer wieder aus der Bredouille herausholen – bis zur nächsten Etappe der Jagd, die schließlich über Wasserfälle, Hochland und Moor und ewige Kämpfe dort landet, wo Wikinger hingehören: am Meer…

Das ist leider als Geschichte nicht sehr einfallsreich, aber, wie gesagt, gut genug gemacht, dass man bei der Stange bleibt. Die Menschen sind zwar nicht mehr geputzt hübsch, aber unter dem logischen Dreck, der sich bei diesem Leben ansammelt, gibt Tom Hopper als Asbjorn, jugendlicher Führer der Truppe, einen sehr sympathischen und auch besonnenen Helden ab, der sich seine Königstochter ehrlich erwirbt: Die Darstellerin der Inghean heißt Charlie Murphy, ist keine Schönheit, wirkt aber gescheit und ist auch glaubhaft mit ihren magischen Kräften. Dritter im Bund der Starken und Guten: Ryan Kwanten als Conall der Mönch, der Bedarf kämpfen kann wie einer, der es gelernt hat. Auf der Gegenseite dient Ed Skrein als Hjorr, ein Finsterling, wie er im Buche (oder vielleicht eher noch im Comic) steht, dem auch nicht sehr sympathischen Schottenkönig Dunchaid in Gestalt von Danny Keogh. Man hätte sich mit der Differenzierung der übrigen Wikinger etwas mehr Mühe geben können, aber für eine geradlinig voranstürmende Handlung, die es schafft, nicht langweilig zu sein, reichen auch diese Protagonisten.

Kurz, die Wikinger sind zwar seit Hollywood entschieden glanzloser geworden, aber für einen Historien-Action-Film reichen sie noch lange.

Renate Wagner

 

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