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NIGHTCRAWLER – JEDE NACHT HAT IHREN PREIS

10.11.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Nightcrawler 400

Ab 14. November 2014 in den österreichischen Kinos
NIGHTCRAWLER – JEDE NACHT HAT IHREN PREIS
Nightcrawler / USA / 2014
Drehbuch und Regie: Dan Gilroy
Mit: Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Riz Ahmed u.a.

Das ist eine durch und durch grauenvolle Geschichte über ein durch und durch grauenvolles Milieu und solcherart wahrscheinlich ein guter Film, auch wenn man nichts, aber schon gar nichts daran mag. Die Fernsehnachrichten der USA, die hier auf dem Prüfstand stehen, werden sonst im Kino meist satirisch auf die Schaufel genommen („Anchorman“ war ja letztlich noch andeutungsweise „lustig“). Hier hingegen geht es auf jeder Ebene schlechtweg blutig zu.

Und die Hauptfigur, die anfangs als zwielichtiger Kerl mit krimineller Energie erscheint, hat sich am Ende des Films als psychopathische Verbrechernatur ohne die geringste menschliche Anteilnahme herausgestellt. Dazu braucht es allerdings einen Schauspieler wie Jake Gyllenhaal, dem man zu schlechterletzt auch den gewissenlosen Mörder glaubt. Das ist eine Gänsehaut-erzeugende Figur von manisch-egozentrischer Besessenheit und ohne die geringsten Skrupel.

Anfangs zieht dieser Lou Bloom als Dieb durch Los Angeles. Dann entdeckt er bei seinen nächtlichen Streifzügen ein Team freier Kameraleute, die nur auf der Jagd nach den Tragödien der Nacht sind – und je brutaler und blutiger die Bilder, die sie liefern, umso höher werden sie von den Fernsehanstalten bezahlt. Je mehr Blut, Leichen, schauerlicher Schauplatz des Verbrechens, möglicherweise noch die letzten Zuckungen eines Sterbenden – umso besser…

Aber damit man die Einschaltzahlen mit kalkulierten Grausamkeiten hochtreibt, bedarf es auch die Leute auf den Chefsesseln der Sender, die ähnlich gewissenlos sind: Das wiederum glaubt man dieser Nina Romina in Gestalt von Rene Russo mit ihrem überheblichen Zynismus aufs Wort. Wie sie und Gyllenhaal dann erpresserisch aufeinanderprallen – da haben sich zwei gefunden, das ist ein Power-Match der „Bösen“.

Man erlebt den Alltag des skrupellosen Reporters mit Kamera, der seinen arabischstämmigen, fast unschuldsvollen Mitarbeiter (Riz Ahmed) gnadenlos ausbeutet und schließlich sogar opfert, weil es immer genügend Nachwuchs gibt, der nach dem scheinbar so spektakulären Job nächtlicher Nachrichtenbilder giert – Bilder, die man am Ende sogar manipuliert, Nachrichten zurückhält, auf eigene Faust hinter Verdächtigen herspürt, um dann beim Showdown vor der Polizei und vor der Konkurrenz da zu sein. So knallhart und im Grunde verbrecherisch das ist – man bezweifelt eigentlich nicht, dass es mancherorts genau so läuft…

Kein Film, der sein Thema zur „Unterhaltung“ abfedert. Keiner, der einen „schillernden“ Übeltäter liefert, den man am Ende noch gern haben kann. Nein, in „Nightcrawlers“ wird keinerlei Gnade gewährt – nicht für die Beteiligten auf der Leinwand, nicht für die Zuschauer im Kinosaal. Dan Gilroy, bisher nur als Drehbuchautor tätig, erscheint mit diesem erschreckenden, brutalen „Nachts in Los Angeles“-Film erstmals als Regisseur stark in der Szene.

Renate Wagner

 

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