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Musik, Kultur und besondere Erlebnisse in Nouvelle-Aquitaine

28.06.2024 | REISE und KULTUR

Musik, Kultur und besondere Erlebnisse in Nouvelle-Aquitaine

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Bordeaux: Cité du Vin. Foto: Ursula Wiegand

Begonnen sei mit der schönen und lebendigen Stadt Bordeaux, der Hauptstadt, von Nouvelle-Aquitaine, Erzdiözese und seit 2007 UNESCO-Weltkulturerbe..

Beim Wort Bordeaux strahlen aber die Weinliebhaber. Dass sie ihn auch mal  kostenfrei probieren können, dafür sorgt die Cité du Vin, ein moderner Bau am Fluss Garonne, wo im dortigen Hafenviertel ein neues Stadtviertel entstanden ist.

Dieses weltweit einzige Wein-Museum wurde 2016 eröffnet und zählt seither schon rd. 2 Millionen Besucher. Auch Konzerte werden dort geboten.

Wer einen Citypass besitzt, muss keinen Eintritt zahlen und schweift nach Belieben durch die Etagen. Ganz oben auf der Aussichtsterrasse erhalten dann alle gratis ein Glas Wein nach Wahl. Aus 35 Meter Höhe liegt nun die Umgebung den Besuchern zu Füßen. Ab 19 Uhr wird dort oben im Restaurant 07 auch feines Essen serviert.

Eine neue Brücke über die Garonne wurde ebenfalls  gebaut. Moderne Straßenbahnen verbinden diese Gegend ständig mit dem Stadtzentrum. Die nahen Halles de Bacalan, die regionale Produkte bieten, lassen sich von der Cité du Vin auch zu Fuß schnell erreichen. Hier ist die Jugend präsent,. Das offenbar gern gebuchte Hotel Moxy, ein 3-Sterne-Haus am Quai du Maroc, ist nahebei zu finden.

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Bordeaux: Die Kathedrale Saint Andre. Sitz-des-Erzbischofs. Foto: Ursula Wiegand

Aber nun ins Zentrum zur Kathedrale St. André, auch Sitz des Erzbischofs. Menschen aus aller Welt besuchen dieses großartige Gotteshaus. Hier wurden einst Ludwig XIII und Anna von Österreich getraut.

Drinnen weist Gästeführer Bruno Coiffard auf eine Wand. Die gehöre zum ältesten, romanischen Teil der Kathedrale, sagt er. Davor steht die Orgel, doch die ist relativ neu.

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Bordeaux, die Kathedrale. Hier der älteste Teil., aber mit neuer Orgel. Foto: Ursula Wiegand

Die alte Orgel von 1427 war ein Opfer der Französischen Revolution. Man hat sie verkauft und zahlreiche Pfeifen wurden eingeschmolzen. Danach haben andere Gemeinden ihre Orgeln der Kathedrale ausgeliehen oder geschenkt. Im 20. Jahrhundert ist schließlich diese neue Orgel gebaut worden, ein klangreiches Instrument mit 76 Registern und vier Manualen. Die füllt die Kathedrale mit Klangwogen.

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Bordeaux: Die Große Glocke im Glockenturm des alten Rathauses. Rathaus, Basis 1450. Foto: Ursula Wiegand

Insgesamt besitzt Bordeaux etwa 370 Denkmäler. Einen gut 2-stündigen Rundgang machen oder auswählen? Das Große Theater interessiert ebenso wie die mittelalterlichen Stadttore Porte Cailhau und Grosse Cloche (große Glocke). Außerdem führen ein Pilgerweg nach Santiago de Compostela zusammen mit einem UNESCO-Weg durch die Stadt.

Eine Pause brauchen die Besucher aber auch. Dafür bietet sich die Wohngegend an und dort das Lokal Les Recoltants (in 18, rue Sainte Colombe). Die Gäste essen im Hof oder gleich vorne neben den Gemüsekisten. Die Produkte, die auch verkauft werden, stammen vom eigenen Bauernhof. Hier ist alles Bio.

Andererseits scheint die Olympiade in Paris bis nach Bordeaux auszustrahlen. Erst kürzlich ist das Hotel Burdigala nach intensiver Sanierung als nobles 5-Sterne-Hotel wieder eröffnet worden. Auch das reichhaltige Frühstück überzeugt.

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 Biarritz, ehemalige Villa der Kaiserin Eugenie, nun Hotel du Palais. Foto: Ursula Wiegand

Nun aber lockt der nahe Atlantik mit der Stadt Biarritz. Rauschende Wogen, oft im Forte oder Fortissimo, sowie die herrlich frische Luft begeistern. Aus dem Fenster im „Hotel Plaza Biarritz Plage geht der Blick übers Wasser. Bald tanzen Surfer aus aller Welt über die Wellen, sogar im Winter.

Ihre Entwicklung verdankt Biarritz, einst ein Fischerdorf, Frankreichs letzter Kaiserin Eugénie, die sich 1854 in diese Umgebung verliebte. Ihrem 18 Jahre älteren Gatten, Napoleon III, gefiel es dort ebenso. Er ließ eine Villa direkt am Wasser bauen, in der die beiden 14 Sommer verbrachten. Das zog auch Adlige, Künstler und die Reichen nach Biarritz. Ein Casino im Art Deco-Stil steht ebenfalls bereit.

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Biarritz, die Kapelle der Kaiserin Eugénie. Foto: Ursula Wiegand

Im Zentrum ragen inzwischen auch Hochhäuser gen Himmel, und die Kaiser-Villa wurde zum luxuriösen Hôtel du Palais umgebaut. Nicht angetastet hat man jedoch die Kapelle, ein Architektur-Juwel, in der die Kaiserin betete. Sie ist der schwarzen Madonna der mexikanischen Notre-Dame von Guadalupe gewidmet.

Die Einheimischen und die Gäste widmen sich andererseits auch gerne der restaurierten Markthalle. Dort gibt es alles, was das Herz begehrt, selbstverständlich auch frischen Fisch.

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Biarritz, im Fischerhafen. Foto: Ursula Wiegand

Denn die Fischer sind in Biarritz weiterhin tätig. Beim Strand-Spaziergang fallen ihre bunten Bootshäuschen schnell auf. Schon am Nachmittag vorbereiten sie das Abendessen für die Gäste vor, das um 19 Uhr beginnt. Frische Fischgerichte in frischer Luft auf den Terrassen vor ihren Häusern. Wunderbar! Wer anderes mag, wird dort ebenfalls satt.

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Bidard: Das Rathaus und viele Restaurants. Foto: Ursula Wiegand

Der absolute Kontrast ist jedoch nur 6 Kilometer entfernt und heißt Bidart. In diesem schönen baskischen Dorf verläuft das Leben ruhig und wirkt noch wie eine heile Welt.

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Bidart: Blick über die Bauten bis zu den Pyreneen. Foto: Ursula Wiegand

Bidart ist das höchst gelegene Dorf an der baskischen Küste und bietet fabelhafte Aussichten auf den Ozean und auf die Pyreneen in der Gegenrichtung. Fachwerkhäuser im neo-baskischen Stil, zumeist in weiß plus rot, strahlen im Sonnenschein. Die reine Luft und das satte Grün sind ebenfalls eine Wohltat.

Das Grün ist allerdings den oft morgendlichen Regenschauern zu verdanken, die dort aber niemanden stören. Danach scheint meistens wieder die Sonne, die das ganze Dorf  „aufblühen“ lässt.

Schon morgens zieht es Dorfbewohner und Gäste auf den Rathausplatz unterhalb der Kirche Mariä Himmelfahrt aus dem 16. Jahrhundert. Selbst bei Regen trinken sie dort ihren Kaffee unter den Sonnenschirmen und Planen der Bars und Restaurants. Auf baskisch heißt dieser Platz Atchoarena und ist das Zentrum des Wohlbefindens.

Während sich Wasserratten und Surfer zu einem der sechs Strände aufmachen und Wanderer den Küstenweg erkunden, wird es neben dem Rathausplatz deutlich lauter, was jedoch niemanden stört, da nun der baskische Volkssport Pelota trainiert wird. Der hat sich auch in anderen Ländern verbreitet.

Harte Bälle, per Hand geschleudert oder mit einem Schläger beschleunigt, prallen nun in Bidart im Stakkato auf eine rote Prellwand, Fronton genannt. Bei schlechtem Wetter wird in einem Saal gleich neben der Kirche „geballert“.

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Pelota-Weltmeister Patxi Tambourindeguy hat einen Pelota-Ball gefertigt. Foto: Ursula Wiegand

Zwei Pelota-Weltmeister, Patxi Tambourindeguy und sein Bruder Jon haben inzwischen außerhalb des Zentrums die Werkstatt Ona Pelota gegründet. Patxis Schläger und Bälle sind beste Handarbeit.500 Euro kostet solch ein Profi-Schläger, der die Bälle stark beschleunigt.

Dort in der Nähe befindet sich auch die Messerschmiede „ Couteliers Basques“. Diese Messer sind ebenfalls Meisterware und entsprechend teuer. Sie werden sogar von Restaurants in China bestellt. Bidart ist gemütlich, aber kein verschlafenes Dorf.

Denn die Basken sind talentiert, doch ihre Sprache ist für die Gäste und selbst für Franzosen ein Zungenbrecher. Sie ist jedoch melodisch und ein unbedingt schüttenswertes Kulturgut. Bars, Restaurants und Hotels tragen in Bidart baskische Namen, so auch das Hotel Itsas Mendia, was Meer und Berge bedeutet.

Jedenfalls ist die baskische Sprache Euskara, eine der ältesten Sprachen der Welt, ein sprachliches Unikat. Ihre Ursprünge liegen so weit zurück, dass sie selbst für Experten ein unlösbares Rätsel bleiben.

Sicher ist, dass die baskische Sprache Jahrtausende überdauert hat, da sie noch heute von vielen Einheimischen gesprochen wird und auch im Schulsystem verankert ist. Unterricht in Baskisch und auf Baskisch wird in den drei bestehenden Bildungsgängen angeboten: im öffentlichen Schulwesen, im katholischen Privatschulwesen unter Vereinsvertrag und im privaten Vereinsunterricht auch mit Vereinsvertrag. So die Auskunft.

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Bidarts Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde zum baskischen Konzert erleuchtet. Foto: Ursula Wiegand

Daher wird ein baskisches Chorkonzert des Dorfchores Boga Boga in Bidarts festlich erleuchteter Kirche für die Autorin zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Eintritt ist gratis, das Programmheft kostet 5 Euro. Die Namen der Choristen sind abgedruckt. Bald sucht sich das Publikum die passenden Plätze, und bei Konzertbeginn ist die Kirche sehr gut gefüllt. 

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Das  Konzertprogramm. Foto: Ursula Wiegand

Die Soprane sind deutlich in der Mehrzahl und werden von acht Altistinnen unterstützt. Sechs Tenöre sind zu hören und auch ein guter Gitarist. Der Dirigent mit der Stimmgabel hat alles im Griff. Drei ältere Herren singen gekonnt Bariton und Bass. Dennoch wird im Programmheft um weitere Bässe, Baritone und Tenöre geworben.

Gesungen wird auf baskisch, doch so manches Lied ist allgemein bekannt und wurde offenbar ins Baskische übersetzt, und nach jedem Lied applaudiert das Publikum.

Acht Männer starten mit einem Werk von Padre Donostia, einem aus Spanien stammenden Franziskanerpater, Musikwissenschaftler und Komponist, der sich sehr mit der baskischen Volksmusik beschäftigt hatte.

Danach singt der große Chor das bekannte Ave verum corpus, aber nicht in der Fassung von Mozart, sondern in der von Edward Elgar.

Das nächste Lied überrascht mit einem munteren La, La La, und anschließend ist Padre Donostia noch mit BASOILARRAKL präsent:

Auf Baskisch ertönt nun „May it be“, ein Song aus dem Film „The Lord  of the Rings“, 2001 komponiert und gesungen von der Irin Enya. Das erhält besonderen Applaus.

Bei „In Dreams“, einst von Roy Orbison gesungen, geht es um einen ruhigen Schlaf, doch das Publikum in der Kirche ist hellwach, als nun  Dorm petita Mar (schlaf mein kleines Meer) von Josu Elberdin erklingt. Populäres ist auch nicht tabu. Habe ich nicht gerade „I did it my way“ auf baskisch gehört, das Frank Sinatra so oft gesungen hat?

In dem pausenlosen Konzert darf aber keineswegs BOGA BOGA fehlen, nicht nur, weil auch  Chor diesen Namen trägt. Es ist das bekannteste und emotionalste baskische Lied. Darin geht es um einen Fischer und seine Liebe zum Meer trotz seiner harten Arbei.

Übrigens tritt der Chor Boga Boga nicht nur ganzjährig in der Kirche auf, sondern ebenso bei den „Bidarten Kantuz“, den Baskischen Liedern unter  freiem Himmelauf dem Rathausplatz. Im Sommer, am ersten Samstag im Monat um 11 Uhr sind auch die Gäste eingeladen, baskische Lieder zu lernen und den Refrain mitzusingen. Das ist zunächst der 6. Juli 2024. Wer Musik liebt, wird diese Chance sicherlich nutzen.  

Ursula Wiegand

 

 

 

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