Ab 15. November 2013 in den österreichischen Kinos
LAST VEGAS
USA / 2013
Regie: Jon Turteltaub
Mit: Robert De Niro, Michael Douglas, Kevin Kline, Morgan Freeman, Mary Steenburgen u.a
Die Herren sind, unverblümt gesagt, alt. Gut an die 70. Sie tragen es nur verschieden. Billy, der Businessman in Malibu (Michael Douglas), erträgt am schwersten, dass seine nach wie vor „jungen“ Gefühle in einem alten Körper wohnen sollen. Er möchte dies durch eine Ehe mit einer 30jährigen bekämpfen. Paddy in Brooklyn (Robert De Niro) hingegen will von niemandem mehr etwas wissen, seit seine Frau gestorben ist, und verbunkert sich in seiner Wohnung. Sam (Kevin Kline) lebt mit seiner Frau, mit der er lebenslang verheiratet ist, das klassische öde Rentnerleben in Florida. Und Archie (Morgan Freeman), der Großvater mit dem überstandenen Schlaganfall, wird von seinem Sohn behütet, als sei er ein kleines Kind. Offenbar will die Ausgangsposition des Films klarlegen: In diesem Alter gibt es keine idealen Lösungen mehr.
Aber wenn man die idealen Schauspieler gefunden hat wie diese vier „Oscar“-Preisträger, dann kann man – auch wenn sie ein etwas besseres, sprich: anspruchsvolleres Drehbuch verdient hätten – einen fabelhaften Lustspielfilm mit ihren machen, wie es Jon Turteltaub tut. Schauplatz: Las Vegas. Dass dort Junggesellen-Parties stattfinden, hat es in amerikanischen Filmen zuletzt ein wenig oft gegeben, aber diese glorreichen Vier der Hollywood-Oldie-Partie verlieren auch bei heftigen Drehbuchschwankungen nie ihr Niveau. Und Vegas ist nun einmal, wer es kennt, weiß es, ein hinreißend pittoresker Schauplatz als amerikanische Kunstwelt par excellence. Darum wanken dann bei einer Party alle Kunsttypen, von den Transvestiten bis zu den Cirque du Soleil-Mitwirkenden, herum. Es wird nicht langweilig in diesem Film.
Amerika hat die „How to do“-Lebensberatungsbücher erfunden. Auch im Kino bekommen die Oldies gesagt, was sie tun sollen: Archie heiratet keine Junge, sondern eine kluge, charmante Frau, die im Alter zu ihm passt (Mary Steenburgen); Paddy öffnet sein Herz den Ambitionen seiner Nachbarn und ist bereit, sich wieder mit seinen Mitmenschen zu arrangieren (und sich für sie zu engagieren); Sam versucht Viagra und macht seine Frau glücklich (nicht alle Bedürfnisse sterben mit 70); und da Archies Sohn dem Papa mehr Freiheit lässt, freut sich dieser mehr daran, Opa zu sein…
Das ist simpel. Aber es spielt keine Rolle. Hier spielt die Spitze Hollywoods miteinander, nicht gegeneinander. Werfen sich Pointen und schiefe Blicke zu. Lassen ihren Grant heraus und verschämt Zuneigung fließen. Alle miteinander auf Augenhöhe. Douglas, der Bemühte (er wird seinem Vater Kirk immer ähnlicher). De Niro, der Grimmige (man hat ihn kürzlich gefragt, warum er in so vielen Mafia-Filmen gespielt habe. Er antwortete: „Weil ich das Gesicht dafür habe.“ Er hat es auch hier). Kline, der von Herzen Freundliche (das Gesicht in weißem Bart und unter weißen Haaren versunken). Freeman, der Souveräne (der noch so elegant tanzen kann). Das ist mehr als eine Rentner-Komödie. Wer etwas für große Schauspieler übrig hat, sollte diesen Film mit solch „glorreichen Vier“ nicht versäumen.
Heiner Wesemann