Circus Roncalli mit neuem Programm: ARTISTART
Bernhard Paul signiert das Poster zur Tournee auf Leinwand Foto Andrea Matzker Premiere Koeln 12.4.24. Copyright: Andrea Matzker
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Die Geschichte des Circus Roncalli ist eine faszinierende Reise durch Zeit und Kreativität. Gegründet wurde der Zirkus im Jahr 1975 von Bernhard Paul und André Heller in Wien. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem Streit, der dazu führte, dass Heller das Unternehmen verließ, zog Bernhard Paul mit den Überresten des Zirkus nach Köln um.
In Köln begann er, ein historisches Faszinosum aufzubauen und alte Zirkuswagen für den “schönsten Zirkus der Welt” herzurichten. Der Durchbruch kam im Jahr 1980, als die Show “Die Reise zum Regenbogen” auf dem Kölner Neumarkt uraufgeführt wurde und den legendären Erfolg von Roncalli begründete.
Seitdem hat sich der Circus Roncalli zu einem festen Bestandteil der Kulturlandschaft entwickelt und ist bekannt für seine innovativen Shows ohne Tiernummern. Das Winterquartier befindet sich seit 1984 im Stadtteil Mülheim und wurde auf dem Gelände des ehemaligen Circus Williams errichtet. Dort wurde die triste Architektur der 50er Jahre in eine nostalgische Welt verwandelt, die bis heute die Heimatadresse des Circus Roncalli ist.
Roncalli in Köln. Foto: Andrea Matzker
So kehrte auch Bernhard Paul mit großer Freude an die Stätte seines Anfangs zurück, nachdem er mit seiner neuen Show „ARTISTART“ in New York sehr erfolgreich gastierte. Gäste in dem ca. 1300 Zuschauer fassenden Zelt waren dort unter anderem Scarlett Johansson und Robert De Niro, die sich begeistert von der Vorstellung zeigten. Zur Galapremiere mit anschließender Premierenfeier am Kölner Neumarkt vom 12. April kamen Prominente aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik.
Berhard Paul und Minister Herbert Reul. Foto: Andrea Matzker
Allen voran Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die die Vorstellung von der Loge aus verfolgte, und NRW-Innenminister Herbert Reul, der mit seiner Gattin – ohne Angst vor eventuellen Wasser- oder Seifenblasen-Salven der Künstler – in der ersten Reihe direkt am Geschehen saß. Aber auch Mitglieder der inzwischen legendären Kölner Mundart-Bands „Die Höhner“ und „Die Bläck Fööss“ waren vor Ort, ebenso wie die Fernseh-Moderatoren Katja Burkard, Wolfram Kons und Max Schautzer oder der Köln-Arena Chef Stefan Löcher.
Colmar Schulte-Goltz und Thorsden Schloessner. Foto: Andrea Matzker
Eine besondere Freude für alle anwesenden Fans der TV-Sendung „Bares für Rares“ war die Präsenz vieler Protagonisten derselben. Sie drehen gerade weitere Folgen des beliebten Formats in Köln und ließen es sich nicht nehmen, zur Premiere zu kommen. Darunter die Kunstexperten Colmar Schulte-Goltz und Julian Schmitz-Avila, sowie die Antiquitätenhändler Elke Velten, Wolfgang Pauritsch, Thorsden Schlößner und Markus Wildhagen. Letzterer kam in Begleitung seiner Frau Karoline, die in seinem Geschäftshaus in Düsseldorf einen Shop um mit extravaganter Mode betreibt, die Sohn Paul an diesem Abend vorführte.
Protagonisten von Bares für Rares. Foto: Andrea Matzker
Foto: Andrea Matzker
Bei traumhaftem Premierenwetter traf man sich zuvor beim Circus eigenen Café des Artistes, in dem man sich auch während des Gastspiels mit Freunden verabreden kann. Bis zum 26. Mai werden 69 Vorstellungen gegeben. Inzwischen ist es die 21. Premiere. Bernhard Paul begrüßte zu Beginn der Vorstellung die Gäste und erwähnte, wie dankbar er Alfred Biolek, André Heller und Emil Steinberger ist, die zu seinem großen Erfolg beitrugen.
Die drei Clowns. Foto: Andrea Matzker
Anschließend eröffnen Weißclown Gensi mit seinen Kollegen Matute und Canutito Junior die Schau. Die vielen Kinder unter den Zuschauern schreien vor Begeisterung. Die farbenprächtige, temporeiche und kurzweilige Vorstellung von ca. zweieinhalb Stunden beginnt mit Jongleur Noel Aguilar, Andrey Romanowski verschwindet trotz riesigem Keith Haring-Hut in einer schmalen Röhre, und die kirgisischen Artisten der Adem Crew stellen einen Museumsdiebstahl dar.
Prof. Wacko. Foto: Andrea Matzker
Schallendes Gelächter erntet der russische Professor Wacko mit seiner abenteuerlichen und verblüffenden Slapstick-Nummer auf dem Trampolin, der es ihm erlaubt, wahnwitzige Rückwärtssprünge auf den Sprungturm eines Schwimmbades zu unternehmen. Als Bindeglied zwischen all den Nummern fungiert das charmante Roncalli-Ballett von vier Tänzerinnen. Perfekt ausgeführte, spektakuläre Luftnummern lassen das Publikum den Atem anhalten, das Duo Turkeev erhält besonders großen Beifall für seine romantische Note in der perfekten Akrobatik, und der Chinese Zhenyu Li bietet eine Equilibristik-Show vom Feinsten bis hoch unter das Dach des Zeltes.
Lili Paul-Roncalli. Foto: Andrea Matzker
Ein ästhetisch äußerst ansprechender und sinnlicher Höhepunkt ist der Auftritt von Lili Paul-Roncalli, die zu einem sehr emotionalen Musiktitel „Perdutamente“ ihre unglaublichen Kontorsionkünste auf einem Billardtisch präsentiert. Vor der Vorstellung war sie sehr nervös, da dies ihr erster Auftritt seit acht Jahren wieder in Köln in der Manege war. Sie erhielt stürmischen Beifall. Zu den nostalgischen Klängen von Charlie Chaplins „Limelight“ des Roncalli Royal Orchestra unter der Leitung von Georg Pommer verlassen die Zuschauer mit strahlenden Gesichtern das Zelt.
Das ausführliche und informative Programmheft ist für zehn Euro äußerst erschwinglich für sein hervorragendes Niveau. Eine Sonderedition des Posters zu dieser Roncalli-Tournee auf Leinwand und auf Wunsch signiert vom Zirkusdirektor ist auf 25 Stück limitiert und mit 750 € pro Exemplar entschieden teurer als das Libretto. Für weitere Informationen gibt es die offizielle Chronik von Circus Roncalli oder die Wikipedia-Seite.
Einziger Kritikpunkt: Gäste im hinteren Bereich können zu selten das Geschehen in seiner Gänze betrachten und verfolgen, wie zum Beispiel die vier Bilder auf Leinwand im Rahmen (die sie nur von hinten sehen) oder die Choreografien, die Posen, den Applaus und den Abgang der Darsteller, die sich auch nie nach hinten verbeugen, sodass man ihre Gesichter leider nie sehen kann. Aber das kann man ja eventuell noch ändern.
Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Blaeck Foeoess. Foto: Andrea Matzker
Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Publikum. Foto: Andrea Matzker
Roncalli in Köln: Gus und Tommy Engel: Foto: Andrea Matzker
Hannes Schoener und Britta Heidemann bei Bernhard Paul. Foto: Andrea Matzker
Duo Turkeev. Foto: Andrea Matzker
Zhenyu Li. Foto: Andrea Matzker
Lili Paul-Roncalli im Kreis ihrer Kollegen: Foto: Andrea Matzker