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KISS THE COACH

07.04.2013 | FILM/TV

Ab 12. April 2013 in den österreichischen Kinos
KISS THE COACH
Playing for Keeps / USA / 2012
Regie: Gabriele Muccino
Mit: Gerard Butler, Jessica Biel, Catherine Zeta-Jones, Uma Thurman, Dennis Quaid u.a.

Für’s Gehabte gibt der Jud’ nix, lautet ein brutal-wahres Sprichwort, und nicht nur der Jud’, niemand gibt etwas für einen „Gewesenen“: Die vielen einstigen Promis, die froh sein können, noch zu einem Event eingeladen zu werden, wenn ein Platz übrig bleibt, können ein Lied davon singen (auch in unseren Breiten…) Unsere Welt schaut nur voraus, nicht mehr zurück.

Und darum steht George Dryers, ehemaliger Soccer-Star, mit leeren Händen da, als die Knie nicht mehr mitmachen und seine Karriere zu Ende gegangen ist. Aber nein, es ist keine Tragödie, die dieser Film von Gabriele Muccino (trotz des Vornamens keine Dame, vielmehr ein Italiener) hier auf die Leinwand bringt. Es soll schon eine Komödie sein, aber bei genauem Hinsehen ist es erstaunlich, wie viel Bitterkeit sich hier und dort einschleicht… an Erkenntnissen über einen gnadenlosen Alltag geht die Geschichte nicht vorbei.

Aber „Kiss den Coach“ – als George sich in eine Kleinstadt in Virginia schleicht, um seiner Exgattin und seinem neunjährigen Sohn nahe zu sein (im übrigen hat er mehr Schulden als Geld), bietet sich kein anderes Betätigungsfeld, als die Fußballmannschaft, in der sein Söhnchen mitspielt, zu trainieren. Aber – welchen Stellenwert Sport in den USA hat, nämlich schlicht und einfach im Alltagsleben, das können wir kaum ermessen. Und das zweite Aber – ein Junggeselle inmitten einer Kleinstadt-Gesellschaft, die offenbar nur aus frustrierten Frauen besteht: Da geht die Komödie nun wirklich los.

Gerald Butler ist nun nicht eben der konventionell schöne, sondern der bullige Typ von starkem Mann, aber höchst sympathisch und gewinnend, und außerdem darf er spielen, was er wirklich ist, nämlich einen Schotten mit gewinnendem Akzent. Und schon fliegen die Damen auf ihn zu wie auf einen Honigtopf: Es sind gleich drei, die da um ihn streiten, und Catherine Zeta-Jones (die sehr gut damit umgeht, die erste Jugend hinter sich zu haben) ist die souveränste. Sie ist im Rundfunkgewerbe tätig, weiß nicht nur, wer George einmal war, sondern kann ihm sogar einen Radio-Job verschaffen. Sie würde sich als Zeichen seiner Dankbarkeit allerdings mehr erwarten, als er bietet – und trägt die Enttäuschung mit Würde.

Judy Greer hingegen als verlassene Frau führt einen virtuosen Seiltanz zwischen greller Komik und Tragik auf, wenn sie wirklich zu allen – auch den peinlichsten Mitteln – greift, um diesen Mann einzufangen, der ihr offenbar wie eine letzte Hoffnung scheint. Und auch Uma Thurman tut alles, um in seinem Bett zu landen (hysterisch Seelenqualen um sich schleudernd), was ihren reichen Ehemann (Dennis Quaid) nicht gerade erfreut, der doch eigentlich bereit war, dem neuen Coach von oben herab seine Gunst zu schenken…

Aber unser Held will ja nur eines: seine Exfrau zurück bekommen, die mittlerweile einen anderen hat (oder er sie): Jessica Biel ist von allen Damen die ruhigste und sympathischste, aber sie hat ja auch keine hektischen Wünsche. Wie’s ausgeht, wird nicht verraten, aber es ist nicht wichtig: „Kiss the Coach“ ist vielleicht zu beschwert für eine Komödie und zu sehr auf Pointen ausgerichtet für einen Problemfilm und bleibt irgendwo zwischen den Stühlen hängen.

Renate Wagner

P.S. Auch hier entdeckt man die Seltsamkeit, dass für den deutschen Vertrieb eines amerikanischen Films ein englischer Titel durch einen anderen englischen ersetzt wird. In diesem Fall ist der „deutsche englische“ allerdings fast besser, denn Küsse für den Junggesellen müssen eigentlich auf ein Kinopublikum lockender wirken als „Playing for Keeps“, also die Tatsache, dass man für seinen Lebensunterhalt spielt…

 

 

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