INFOS DES TAGES (SAMSTAG, 31. MAI 2025)
68. WIENER OPERNBALL: VERKAUFSSTART AM 2. JUNI 2025 – ERSTMALS MIT VERLOSUNG
Foto: Victoria Nazarova
„Figaro“ und das Geld
Dass unsereins erzürnt eine Vorstellung verlässt, hat oft mit Liebe zu tun. Eine Partitur, die einen seit der Kindheit in glückliche Erregung versetzt, dickfellig niedergeprügelt: So etwas erduldete an der Volksoper soeben „Figaros Hochzeit“, grob musiziert und von der inszenierenden Direktorin Lotte de Beer kosmetisch mit dem Vorschlaghammer behandelt. Da es in diesen Zeiten allerdings vordringlich um Geld geht, will ich Ihnen das Folgende nicht vorenthalten: Alle vier Logenränge – 32 Logen, deren teuerste Plätze 92 Euro kosten – sind gesperrt, ebenso die Galerie Seite. Wieso? Die Direktorin fand ihre Inszenierung aus Aix-en-Provence derart epochal, dass sie sich zur Übernahme entschloss, obwohl das Malheur gar nicht auf die Volksopernbühne passt und zahlreiche Besucher nichts gesehen hätten. Koste es, was es wolle! Gewiss, auch der gottlob scheidende Volkstheaterdirektor Kay Voges hat den Rang gesperrt, weil die verbliebenen Publikumsrudimente nicht einmal das Parkett gefüllt hätten. Aber „Figaro“ ist ein beliebtes, gut besuchtes Werk. Hier werden also aus bloßer Selbstüberschätzung erhebliche Summen verschleudert….
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SO 1. 6. 2025
MUSIKALISCHE REISE DURCH WIEN MIT JONAS KAUFMANN UND EINE HOMMAGE AN OTTO SCHENK!
20.15 Uhr
JONAS KAUFMANN – MEIN WIEN
Musikalische Leitung Jochen Rieder
Mit Jonas Kaufmann & Rachel Willis-Sørensen
Prager Philharmoniker
Wiener Konzerthaus 2019
Für den deutschen Startenor Jonas Kaufmann ist Wien viel mehr als nur die „Stadt der Musik.“
Nach seiner akustischen Reise durch alle Facetten der Wiener Musik, die der Sänger in seiner CD „Mein Wien“ unternommen hat, führt er in diesem Konzertfilm seine Fans an jene Orte, welche die Donaumetropole in seinen Augen wirklich einzigartig machen: Höhepunkte seines Auftrittes im Wiener Konzerthaus, bei dem er mit Rachel WillisSørensen Evergreens der Wiener Musikgeschichte zum Besten gab, werden in dieser Dokumentation von zahlreichen Geschichten und Anekdoten umrahmt, die Jonas Kaufmann mit der Stadt an der Donau verbinden.
21.30 Uhr
ZUM 95. GEBURTSTAG VON OTTO SCHENK: LUDWIG VAN BEETHOVEN: FIDELIO
Musikalische Leitung Leonard Bernstein
Regie Otto Schenk
Mit Gundula Janowitz, René Kollo u. v. m.
Wiener Staatsoper 1978
Der kürzlich verstorbene Otto Schenk hätte am 12. Juni seinen 95. Geburtstag gefeiert!
ORF III gedenkt aus diesem Anlass Schenk als Opern-Regisseur mit einem wahren Archivschatz: seiner legendären Inszenierung des Fidelio an der Wiener Staatsoper!
Am Pult stand niemand Geringerer als Leonard Bernstein, es singen Opern-Stars wie Gundula Janowitz (als Leonore) und René Kollo (als Florestan).
„Erlebnis Bühne“ zeigt diese Produktion von Beethovens Befreiungsoper aus dem Jahr 1978 exklusiv in einer neuen Bearbeitung
Das Gesamtprogramm Juni 2025 in der Ausgabe vom Montag!
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AUF DEN SPUREN VON JOHANN SEBASTIAN BACH : ARNSTADT
Der Hauptplatz. Foto: Robert Quitta
Arnstadt ist eine entzückende kleine Stadt in der Mitte von Thüringen. Sie hatte im Laufe des 20.Jahrhunderts gleich doppeltes Glück. Zuerst wurde sie im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört, und dann lag sie bis 1989 auf dem Gebiet der DDR. Wo man Gebäude aus ideologischen Gründen zwar verfallen liess, aber kein Geld hatte, sie niederzureissen und neue zu bauen. So konnte Arnstadt nach der Wende aufgrund der erhaltenen Bausubstanz mustergültig renoviert werden und ist heute ein nahezu idealtypisches deutsches Städtchen wie wir Ausländer es gerne haben: mit Fachwerkhäusern und allem drum und dran, schon fast unwirklich an der Disneylandhaftigkeit vorbeischrammend.
Der Riedplatz. Foto: Robert Quitta
Ein Aufenthalt in Arnstadt ist ungemein idyllisch und entspannend, denn der Ort ist nicht nur pipifein renoviert, sondern auch noch sehr begrünt. Und zwar originalerweise, und nicht künstlich von der Stadtplanung verordnet. Beim Anblick der über die ganze Stadt verteilten blühenden Lindenbäume fühlt man sich wie in eine andere, schönere, unhektischere Zeit versetzt. Besonders bezaubernd ist diese Atmosphäre an den zwei weitläufigen Hauptplätzen, dem Riedplatz und dem Marktplatz zu erleben.
Der lümmelnde Bach. Foto: Robert Quitta
Arnstadt wäre an und für sich schon wegen all dieser einnehmenden Eigenschaften einen Besuch wert, die meisten Gäste kommen aber doch wegen IHM, einem der Götter der europäisch klassischen Musik: Johann Sebastian Bach.
Die Bachkirche von außen. Foto: Robert Quitta
Die Bachkirche von innen. Foto: Robert Quitta
Der 18jährige Bach hatte hier nämlich seine erste Anstellung als Organist – in der Neuen Kirche (die seither natürlich Bachkirche heisst). Der willensstarke Jungspund mit seinem ausgeprägten Charakter und feurigem Temperament geriet alsbald in Konflikt mit den Autoritäten – durch eine unbewilligte monatelange „Bildungskarenz“ bei Buxtehude in Lübeck, durch Raufhändel vor dem Rathaus etc.
Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Bildhauer Bernd Goebel in seinem (vielkritisierten) Denkmal Bach hier nicht als würdevollen Perückenträger zeigt, sondern als einen auf einer kleinen Orgel hingeflätzten rebellischen Lümmel.
Weitere mit Bach verbundenen Sehenswürdigkeiten sind das (von einer privaten Initiative gerettete und geführte) Bachhaus in der Kohlgasse und das (als Witwensitz für Fürstin Elisabeth Albertine erbaute) Neue Schloss, in dem sich ein sehr liebevoll gestaltetes interaktives Bachmuseum befindet.
Nicht zu vergessen auch die Oberkirche, in der Johann Sebastian oft auf der Orgel geübt haben soll…und die darüber äußerst ungewöhnliche alttestamentarische Fresken auf den Balustraden der Empore aufweist.
Hotel Goldene Sonne. Foto: Robert Quitta
Für eine Erholungspause, für einen Café zwischendurch empfiehlt sich die brandneue Bugenhagen Classic Lounge in der Zimmerstrasse, für die Übernachtung das traditionelle, seit 1497 bestehende Hotel Zur Goldenen Sonne.
Es besitzt auch ein Restaurant (in dem schon die Bachs gezecht haben sollen), das ausgezeichnete Thüringische Spezialitäten auf der Karte hat, wie z.B. : Mutzbraten, Wickelklösse, Rindsrouladen.
Wer Glück oder gut geplant hat, kann seinen Aufenthalt in Arnstadt mit einem Bachkonzert in der Bachkirche krönen, wie heuer z.B. mit einer raren Aufführung seiner h-Moll-Messe. Eine Sternstunde für alle Bachverehrer.
Robert Quitta, Arnstadt
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