INFOS DES TAGES (SAMSTAG, 11. JÄNNER 2025)
Ja. sehr komisch, ha ha ha!
Ja, sehre komisch, ha ha ah,
ist die Sache, ha ha ha
drum verzeih’n Sie, ha ha ha,
wenn ich lache, ha ha ha ha ha ha
Das kennt man ja nicht nur aus der „Fledermaus“, das kann der gelernte Österreicher immer wieder als Motto nehmen. Etwa, wenn er liest, Werner Kogler (der ja eigentlich so gut wie niemand mehr ist, oder irre ich mich da?) richtet die strenge Forderung, die möglicherweise nächste Regierung unter der Führung der FPÖ (ich würde nicht darauf wetten, dass die Schwarzen sie nicht doch noch „auf die Seife“ steigen lassen…) möge rechtsverbindliche Zusagen zu den Kulturförderungen geben, die der „Kulturminister“ bereits zugesagt hat.
Wenn nicht? „Dann gibts Ramba-Zamba!“, was für mich interessant ist, weil ich den Ausdruck gar nicht kenne. Na ja, vielleicht ein Leuchtturmprojekt für die nächste Demo – „Lasst Roscic und sein Team arbeiten, bis das ganze Wiener Repertoire zerstört ist!“
Apropos Kulturminister Kogler. Man kann mir nicht nachsagen, dass ich nicht oft ins Theater ginge, meist in Premieren, wo die Promis sich gerne zeigen. Aber Herrn Kogler habe ich dort noch nie, nie, nie da gesehen. (Im Englischen Theater bin ich vor Jahrzehnten rücklings an einen Herren angestoßen, und als ich mich umdrehte, um mich zu entschuldigen, war es Bruno Kreisky, einfach so, mit Damen plaudernd, ohne zahllose Bodyguards… Er nahm meine Entschuldigung freundlich lächelnd an.)
Herr Kogler hat sich noch nie für Kultur interessiert, die Schwarzen auch schon die längste Zeit nicht (Busek vielleicht noch?). Allen anderen Spitzenpolitikern geht sie am A vorbei…), nur die Roten hätscheln die Kulturszene mit saftigen Subventionen, denn man weiß, was man an ihnen hat. Auf ihre Wortmeldungen kann man sich verlassen (und im allgemeinen werden diese Dienste dann in Notfällen – siehe Föttinger-Sanierung, siehe Teichtmeister-Urteil, siehe Heller -Freispruch– auch extra belohnt).
Aber wenn sich Herr Kogler jetzt als Schützer der Kultur aufpudelt, hat er, wie man so schön sagt, ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und außerdem – alle müssen sparen. Die Stromrechnungen, der Einkauf auch beim Billig-Supermarkt, die Preise sind unverschämt gestiegen, das Einkommen nicht. Jeder einzelne Mensch spart. Ja, leider wird es die Wirte treffen, denn wenn man halt (leider) zu zweit nicht „schön essen“ geht, hat man einen Hunderter mehr (den man eben nicht ausgegeben hat).
Und die Theater merken es natürlich auch. Ich erinnere mich, was mir meine Freundin Angelika erzählt hat, die wie ein Luchs am ersten Vorverkaufstag am Computer saß, um eine Karte für „Ariadne auf Naxos“ zu kaufen und sich glücklich schätzte, eine um 170 Euro (!) bekommen zu haben. Nun wollte sie nicht wegen „Ariadne“ in die Staatsoper gehen, die kennt sie auswendig, und leider auch nicht wegen Lise Davidsen, so vorzüglich die Dame sein mag, sondern wegen Anna Netrebko. Die schöne Anna sitzt in Dubai und ist krank oder was immer… und Angelika sitzt auf ihrer 170 Euro Karte, die sie mit Sicherheit nicht los werden wird. Vielleicht spart sie zum Ausgleich den nächsten Opernbesuch ein…
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WIENER STAATSOPER ERHÄLT ÖSTERREICHISCHES UMWELTZEICHEN
Wiener Staatsoper: Copyrigt: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper
Mit dem Erlangen des Österreichischen Umweltzeichens Anfang des Jahres setzt die Wiener Staatsoper ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit. Diese Zertifizierung würdigt das umfassende Engagement des Hauses in den Bereichen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Ressourcenschonung.
Die Wiener Staatsoper hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen gesetzt, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Obwohl es sich um ein denkmalsgeschütztes, historisches Gebäude handelt und vor allem die bauliche Umsetzung daher große Herausforderungen mit sich bringt, ist es seit 2017 gelungen, allein den Energieverbrauch um 21% zu reduzieren.
Zu den bereits erfolgten Maßnahmen zählen:
Einführung eines zertifizierten Energiemanagementsystems (ISO 50001:2018)
Einleitung von Fernwärme bzw. Fernkälte
Schrittweise Umstellung der Beleuchtung auf energieeffizientes LED-Licht, sowohl im Gebäude als auch auf der Bühne
Reduktion der Außen- und Innenbeleuchtungszeiten
Effektive Mülltrennung durch ein modernes Abfallwirtschaftskonzept
Teilweise Wiederverwendung der Kulissen aufgelassener Produktionen durch Zusammenarbeit mit der Initiative Wert:Stoff
Umstellung aller Drucksorten auf nachhaltiges Papier
Die Verleihung des Umweltzeichens markiert den Startschuss für weitere innovative Projekte: Unter anderem ist die zeitnahe Umsetzung einer leistungsstarken Photovoltaikanlage, die erneuerbare Energie direkt am Standort generiert, geplant. Weiters werden die bestehenden Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Ballettakademie und der neuen Spielstätte NEST eingeführt und auch der traditionsreiche Opernball einer ökologischen Analyse unterzogen.
Petra Bohuslav, Kaufmännische Geschäftsführerin der Wiener Staatsoper: »Bei der Wiener Staatsoper ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Wort, sondern ein zentraler Wert, dem wir uns mit voller Überzeugung verpflichten. Als eine der führenden Kulturinstitutionen sind wir uns der Verantwortung, die wir gegenüber unserer Umwelt tragen, bewusst. Wir wollen zeigen, dass kulturelle Spitzenleistungen und nachhaltiges Wirtschaften Hand in Hand gehen können. Das Erlangen des Österreichischen Umweltzeichens für Musiktheater ist daher für uns nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein Ansporn, weiterhin konsequent an der Umsetzung ökologischer Maßnahmen zu arbeiten und ein bedeutender Schritt, um unserer Vorbildfunktion in der Kultur gerecht zu werden.«
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Anna Netrebko postete ein DON PASQUALE Probenvideo mit Otto Schenk (2010?)
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„Frau Holle“ kommt nach Wien: Die „Herbsttage Blindenmrkt“ gastieren in Theater Akzent
Herbsttage Blindenmarkt gastieren im Wiener Theater Akzent – Gleich 24 Vorstellungen stehen im Jänner auf dem Programm!
Shlomit Butbul als „Frau Holle“. Foto: Lukas Beck/ Herbsttage Blindenmarkt
Von 14. bis 25. Jänner 2025 gastiert das Familienmusical von Stanek&Brand „Frau Holle – Das Wetter ist, was du daraus machst“ in der vielbejubelten Regie von Christoph Sommersguter im Theater Akzent. Das Musical richtet sich an Kinder ab 5 Jahren.
In diesem turbulenten Mix aus Musik, Tanz und Wetterspektakel werden nicht nur die Wolken, sondern auch die Lachmuskel in Bewegung gesetzt. Mutige junge Heldinnen und Helden nehmen mit Herz und Hirn ihr Schicksal selbst in die Hand. Es wird stürmen, schneien und regnen – aber vor allem ist mit Sonnenstrahlen im Gemüt zu rechnen.
Als „Frau Holle“ ist wieder Shlomit Butbul zu bewundern!
Intendant Michael Garschall freut sich auf die Wien-Tournee: „Diese fantastische Produktion haben in Blindenmarkt schon mehr als 4.000 Menschen gesehen, jetzt kommen noch weitere 10.000 Besucherinnen und Besucher in den Genuss. Das spricht für die Qualität der Aufführung und das ausgezeichnete Ensemble.“
Informationen und Tickets:
Foto-Download: https://www.herbsttage.at/presse/
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Wien/ EHRBARSAAL: LA PHILHARMONICA AM 13.2. WIEDER IM EHRBARSAAL
Foto: Ben Morrison.jpg
Am 1. Jänner konnte LA PHILHARMONICA, ein Ensemble aus 6 weiblichen Mitgliedern der Wiener Philharmoniker, bei ihrem allerersten Auftritt anlässlich des Neujahrskonzerts im Ehrbar Saal Beifallsstürme ernten.
Nun gibt es bald wieder die Gelegenheit, diese fantastischen Musikerinnen zu erleben, und zwar am 13. Februar – wieder im Ehrbar Saal.
Auf dem Programm steht diesmal Musik von Mozart, Brahms, Korngold u.a., aber auch zwei Uraufführungen sind dabei: Auftragswerke von Georg Breinschmid und Tristan Schulze.
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Oper Frankfurt: Premiere / Frankfurter Erstaufführung GUERCŒUR
Tragédie en musique in drei Akten von Albéric Magnard
Text vom Komponisten
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Marie Jacquot. Foto: Christian Jungwirth
Musikalische Leitung: Marie Jacquot /Takeshi Moriuchi (8. März 2025)
Inszenierung: David Hermann
Bühnenbild, Video: Jo Schramm
Kostüme: Sibylle Wallum
Licht: Joachim Klein
Chor: Virginie Déjos
Dramaturgie: Mareike Wink
Guercœur: Domen Križaj
Giselle: Claudia Mahnke
Heurtal: AJ Glueckert
Vérité: Anna Gabler
Bonté: Cecelia Hall /Bianca Andrew (21., 23. Februar, 1., 8. März 2025)
Beauté: Bianca Tognocchi
Souffrance: Judita Nagyová
Schatten eines jungen Mädchens: Julia Stuart
Schatten einer Frau: Cláudia Ribas
Schatten eines Dichters: Istvan Balota
Chor und Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Die dreiaktige Tragédie en musique Guercœur entstand in den Jahren 1897 bis 1901. Der Komponist Albéric Magnard (1865-1914) war sein eigener Librettist. Zu Magnards Lebzeiten wurden nur der erste (1908 in Nancy) und der dritte Akt (1910 in Paris) konzertant aufgeführt. Komponist und Werk wurden Opfer des Ersten Weltkrieges. Magnards Wohnhaus geriet zwischen die Fronten. Gleich zu Beginn des Krieges, am 3. September 1914, starb Magnard beim Schusswechsel mit deutschen Soldaten im Alter von nur 49 Jahren. Komponist Guy Ropartz, Magnards Freund, rekonstruierte die Partitur von Guercœur mit Hilfe des Klavierauszuges und aus dem Gedächtnis. Eine vollständige Uraufführung fand erst 1931 in Paris statt. Seither wurde die Oper erst zweimal gespielt: 2019 in Osnabrück und 2024 in Straßburg.
Zum Inhalt: Guercœur findet im Jenseits keine Ruhe. Er sehnt sich zurück auf die Erde – zu seiner großen Liebe Giselle und zu seinem Volk, das er einst in die Freiheit geführt hat. Die vier Gottheiten Vérité, Bonté, Beauté und Souffrance erfüllen ihm seinen Wunsch und stellen seinen Körper wieder her. Doch die Welt hat sich inzwischen weitergedreht: Giselle, die Guercœur ewige Treue geschworen hatte, ist eine Liebesbeziehung mit seinem Schüler Heurtal eingegangen und wünscht sich sogar ein Kind von ihm. Heurtal hat sich von den Idealen der Freiheit und der Demokratie abgewandt und ist dabei, sich zum Diktator aufzuschwingen. Die hungerleidende Bevölkerung ist gespalten, die gesellschaftliche Situation eskaliert.
Während Heurtal zum Diktator ausgerufen wird, stirbt Guercœur in den gewalttätigen Ausschreitungen zum zweiten Mal. Der Verstorbene wird erneut ins Paradies aufgenommen und von den vier Gottheiten in den Schlaf gewiegt. „Hoffnung“ lautet Guercœurs letztes Wort, bevor Vérité zu der Prophezeiung anhebt, dass sich sein Lebenstraum von Liebe und Freiheit einst erfüllen werde.
Die französische Dirigentin Marie Jacquot ist seit 2023/24 Erste Gastdirigentin der Wiener Symphoniker. Mit der Saison 2024/25 wurde sie zudem Chefdirigentin des Königlich Dänischen Theaters, gefolgt von der gleichen Position beim WDR Sinfonieorchester ab 2026/27. Nachdem ihr Frankfurter Hausdebüt mit Die Zauberflöte 2023/24 krankheitshalber verschoben werden musste, holt sie es nun mit Guercœur nach.
Regisseur David Hermann arbeitet seit 2004/05 regelmäßig an der Oper Frankfurt. Zuletzt erschien dort sein Abend Warten auf heute mit Werken von Arnold Schönberg und Frank Martin. Angeführt von Domen Križaj (Guercœur), Claudia Mahnke (Giselle) und AJ Glueckert (Heurtal) stammt die Besetzung größtenteils aus Ensemble und Opernstudio der Oper Frankfurt, ergänzt durch die Münchner Sopranistin Anna Gabler (Vérité), die hier bereits 2015/16 als Gutrune in der Götterdämmerung zu erleben war. Ein weiterer Gast ist der Tenor Istvan Balota, der in Frankfurt kürzlich den Ersten Heiduck in Henzes Der Prinz von Homburg sang.
Premiere / Frankfurter Erstaufführung: Sonntag, 2. Februar 2025, um 18 Uhr im Opernhaus
Weitere Vorstellungen: 8., 13. (19 Uhr), 16., 21. (19 Uhr), 23. (15.30 Uhr) Februar, 1., 8. März 2025
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 18 Uhr.
Preise: € 16 bis 190 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)
Karten sind bei den üblichen Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.
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Gespräch mit Helmut Jasbar, dessen Oper „Unsere Kinder der Nacht“ am 19. Januar in Linz uraufgeführt wird.
foto (c) mischa nawrata
HELMUT JASBAR: „Die Kinder sehen, was die Erwachsenen verschlafen“
Interview mit dem Wiener Komponisten und Librettisten Helmut Jasbar über seine neue Oper „Unsere Kinder der Nacht“, die am 19. Januar im Landestheater Linz uraufgeführt wird.
Das Landestheater Linz präsentiert am 19. Januar 2025 die Uraufführung einer packenden musikalischen Erzählung über Zusammenhalt und Mitgefühl in Zeiten des Unheils. „Die Kinder der Nacht“, das dritte große Musiktheaterwerk des Wiener Komponisten, Gitarristen, Autors und Radiomoderators Helmut Jasbar, vereint Orchester, Vokalsolisten und Kinderchor zu einem eindringlichen Gesamtkunstwerk. Die Oper, die in deutscher Sprache mit Übertiteln aufgeführt wird, ist für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren konzipiert und wird im Großen Saal des Musiktheaters sowie in der MusiktheaterWerkstatt zur Aufführung gebracht. Die brisante Frage „Sind wir alle in Gefahr?“ schwebt wie ein bedrohlicher Schatten über dem Werk. In einer Welt, die zusehends aus den Fugen gerät, sind es die jungen Menschen, die sich nicht länger ignoriert sehen wollen. Sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und brechen zu einer Reise mit ungewissem Ausgang auf. Ihr Weg führt sie ausgerechnet an einen Ort, der nicht für seine Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit bekannt ist: Hades Incorporated, das Reich der Nacht. Die Produktion entstand in enger Zusammenarbeit mit Intendant Hermann Schneider, der dem Komponisten völlige künstlerische Freiheit gewährte. Während der Vorbereitungen zur großen Premiere in Linz fand Helmut Jasbar Zeit für ein Gespräch mit Stefan Pieper.
Herr Jasbar, Ihr neues Werk „Unsere Kinder der Nacht“ scheint zwischen Realität und Mythos zu pendeln. Können Sie uns in diese Welt einführen?
Die Geschichte entwickelt sich aus einer sehr konkreten Beobachtung: Eine Gruppe von Kindern nimmt eine Bedrohung wahr, die die Welt gefährdet. Aber sie stoßen auf taube Ohren – die Erwachsenen scheinen wie in Trance, unfähig oder unwillig, diese Gefahr zu sehen. In ihrer Not erhalten die Kinder Hilfe von der Göttin Nyx, die ihnen ein Ritual beibringt, um in den Hades zu gelangen. Dort suchen sie nach Hypnos, dem Gott des Schlafes, der symbolisch für die Apathie der Erwachsenen steht.
Was hat Sie bewogen, diese Geschichte aus der Perspektive von Kindern zu erzählen?
Die kindliche Perspektive war von Anfang an zentral für das Werk. Kinder verfügen über eine natürliche Sensibilität für die Probleme der Welt, sie sind noch nicht so stark von gesellschaftlichen Konventionen geprägt. Ursprünglich sollte die Geschichte von Kindern handeln, die ihre Kindheit durch den Krieg verlieren – ein Thema, das nicht nur die äußeren Umstände, sondern vor allem die emotionalen und psychologischen Auswirkungen beleuchtet.
Nehmen Sie den Klimawandel als Beispiel: Oft sind es die jungen Menschen, die als erste Alarm schlagen, während die Erwachsenenwelt in ihren gewohnten Mustern verharrt. Diese Diskrepanz zwischen kindlicher Wahrnehmung und erwachsener Ignoranz wurde zum Kernthema des Stücks.
Die mythologischen Elemente spielen eine wichtige Rolle in Ihrem Werk. Welche Bedeutung haben der Hades und die Göttin Nyx?
Der Hades steht für das Verschlafen gesellschaftlicher Probleme. Wenn die Kinder in die Unterwelt hinabsteigen, ist das eine reale und symbolische Reise. Sie treffen Hypnos, der für die Lethargie der Gesellschaft steht. Nyx, die Göttin der Nacht, hilft ihnen. Sie hilft ihnen, ihre Ängste zu überwinden und lehrt sie das Ritual, das sie durch den Hades führt.
Das Ende bleibt offen, weil die Realität nicht einfach ist. Aber die zentrale Botschaft ist klar: Auch wenn wir die Welt nicht im klassischen Sinne „retten“ können, müssen wir füreinander da sein und mit Anstand leben. Die Geschichte selbst hat sich auch weiterentwickelt. Die mythologischen Elemente kamen erst später dazu, weil wir eine metaphorische Ebene brauchten, um die Themen zu vermitteln. Die Verbindung von modernen Problemen und alten Mythen schafft einen zeitlosen Rahmen für aktuelle Fragen. Es gibt aber auch viele humorvolle Elemente.
Zum Beispiel?
Ich habe sehr bewusst auch einige Slapstick-Elemente in die Bühnenhandlung eingebaut: Zum Beispiel läuft ein Mann ständig gegen einen Laternenpfahl. Beim ersten Mal ist es noch zum Lachen, aber mit jedem weiteren Mal wird es zunehmend irritierender. Er verletzt sich dabei immer mehr, bis er schließlich von der Bühne „weggezogen“ werden muss. Diese wiederholte Aktion ohne Kommentar, außer durch die Musik, soll das Gefühl der Erschöpfung und des Scheiterns ausdrücken. Es zeigt auf eine subtile Weise, wie wir immer wieder in die gleichen Fehler und Routinen zurückfallen, ohne daraus zu lernen. Die Musik unterstützt diese Wiederholung, die den Humor im Verlauf der Szene verblassen lässt und die Komplexität der Situation immer stärker hervorhebt.
Auf was für eine Musik können wir uns freuen? Verfolgen Sie hier wieder diesen gewissen eklektizistischen Ansatz, der mir schon bei anderen Ihrer Kompositionen aufgefallen ist?
Die Musik entwickelt sich parallel zur Handlung und spiegelt die verschiedenen Ebenen der Geschichte. In den surrealen Szenen wird die Musik experimenteller, fast atonal, während andere Passagen, besonders die der Kinder, zugänglicher gestaltet sind, manchmal fast volksliedhafte Züge tragen. Der Kinderchor spielt dabei eine zentrale Rolle – seine Partien sind anspruchsvoll, bleiben aber stets expressiv und singbar.
Diese Mehrschichtigkeit der Musik ist für mich kein beliebiges Sampling verschiedener Stile, sondern eine bewusste künstlerische Entscheidung. Musiktheater bedeutet immer auch Risiko – man weiß nie genau, wie das Publikum auf bestimmte Passagen reagieren wird. Aber gerade dieses Risiko schafft Raum für neues Denken und tiefgehende Reflexionen. Die Klangsprache entwickelt sich mit der Reise der Protagonisten, vom Alltäglichen bis ins Mythologische. Das ermöglicht verschiedene Hörebenen und damit unterschiedliche Zugänge zum Werk.
Was bedeutet Ihnen diese Uraufführung in Linz am 19. Januar?
Für mich markiert dieses Projekt einen echten Meilenstein. Die Zusammenarbeit mit dem Intendanten Hermann Schneider war ein echter Glücksfall. Er hat mir völlige künstlerische Freiheit gegeben und bringt ein tiefes Verständnis für die Bedeutung der Arbeit mit Kindern im Theater mit. Unser Dirigent Ingmar Beck trägt mit seiner akribischen Arbeitsweise ebenfalls zum Gelingen des Projekts bei – seine Präzision ist gerade bei zeitgenössischer Musik unerlässlich. Die Möglichkeit, ein solches neues Stück an einem großen Haus wie dem Landestheater Linz uraufführen zu können, eröffnet neue Perspektiven für zeitgenössische Werke, denn dadurch können solche Werke einem breiteren Publikum präsentiert werden. Große Häuser verfügen nun mal über die notwendigen Ressourcen und das künstlerische Personal, um komplexe Produktionen wie diese zu realisieren.
Sie sind auch als Radiomoderator tätig. Wie gehen künstlerisches Schaffen und Medienarbeit bei Ihnen miteinander einher?
Die verschiedenen Disziplinen – Musik, Schreiben und Medienarbeit – befruchten sich gegenseitig. In zwanzig Jahren Radioarbeit habe ich gelernt, wie schwierig es sein kann, komplexe Themen zu vermitteln, besonders wenn sie nicht dem Mainstream entsprechen. Diese Erfahrung fließt in meine künstlerische Arbeit ein. Ich habe nie aufgegeben, dass es immer ein Publikum gibt, das solche Themen schätzt und dadurch angeregt wird.
Wie verarbeiten Sie tagespolitische Ereignisse und aktuelle Wirklichkeit in Ihren Werken?
Die Herausforderung besteht darin, zeitlose Themen zu finden, die über das Tagesgeschehen hinausreichen. Ein Werk, das zu sehr von aktuellen Ereignissen geprägt ist, verliert schnell an Relevanz. Kunst sollte Fragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen, statt fertige Antworten zu liefern. Das ist in unserer schnelllebigen Zeit vielleicht ein Luxus, aber ein notwendiger.
Welche Rolle kann Kunst in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung spielen?
Wir erleben heute einen regelrechten „Krieg der Meinungen“, der den echten Dialog oft unmöglich macht. Kunst kann hier einen Raum öffnen, in dem verschiedene Perspektiven nebeneinander existieren können. Die Präzision, die ich im Radio gelernt habe, hilft mir, komplexe Themen künstlerisch zu verarbeiten.
Was hoffen Sie, nehmen die Zuschauer aus dem Stück mit?
Ich möchte zum Nachdenken anregen – nicht nur über die Bedrohungen unserer Welt, sondern auch über unsere Fähigkeit zur Veränderung. Das Stück bietet verschiedene Zugänge: Über die Geschichte, die Musik, die Symbolik. Wenn die Zuschauer nach Hause gehen und sich fragen, was wir anders machen können, wie wir füreinander da sein können, dann hat das Stück sein Ziel erreicht. Gerade in der Arbeit mit dem Kinderchor zeigt sich, wie wichtig es ist, die nächste Generation ernst zu nehmen. Wenn das Stück dazu beiträgt, diesen Dialog zwischen den Generationen zu fördern, hat es eine weitere Aufgabe erfüllt.
Herr Jasbar, ich bedanke mich für den spannenden Gedankenaustausch in diesem Gespräch!
Stefan Pieper