INFOS DES TAGES (MONTAG, 9. JUNI 2025 – Pfingst-Montag)
Wien/ Ehrbar-Saal: So etwas …
… hat es bei mir noch nicht gegeben. Ich sag‘ es Ihnen, es ist so weit. Mein 1. Mal! Na, nicht, was Sie jetzt gleich wieder denken. Ich rede von meiner ersten Podcastnacht. Angeblich kommt auch hoher Besuch. Aber überzeugen Sie sich selbst und seien Sie dabei am 13.06. ab 16:00 Uhr!

Foto: www.collectiv.at
Schauen Sie doch wieder einmal auf meine Website, es gibt da so viel zu entdecken, allein in den kommenden Tagen!
Und falls Sie ein Vater sind: Ich denk‘ heut‘ an Sie.
Herzlich, Ihr
Ehrbar Saal
____________________________________________________________________________________________________
Wien/ Konzerthaus: ‚Johann Strauss 2025‘: THE LAST WALTZ – doch ohne Charme? (6. 6. 2025)

Hinein in den Friedhof! Den Wiener Zentralfriedhof. Die Eventreihe ‚Johann Strauss 2025 Wien‘ hat am Jahrestag des Begräbnisses des Walzerkönigs – drei Tage nach seinem Tod, am 6. Juni 1899 ist dies gewesen – in das Konzerthaus zum letzten Walzer gebeten. Genauer, in Verleugnung der heimischen Sprache, zu „SAVE THE LAST WALTZ FOR ME“. Weg geräumte Sitzreihen im großen Saal, ein gut gestimmtes etwas jüngeres Publikum steht in Erwartung dicht gedrängt herum. Ohne zu tanzen, spendet aber viel Beifall. Lockerer geht’s nicht. Mit der Zeit allerdings – da füllen sich auch die Foyers des Konzerthauses mehr und mehr, gar so toll scheint es da drinnen nicht zu sein ….
Dieser Besuch am Zentralfriedhof-Grabdenkmal des Johann Strauss jr. ist ein am Beginn vorgeführter spleeniger Kurzfilm der ‚Last Waltz‘-Gestalter Oskar Haag und Oliver Welter. Zusammen gestoppelt haben sie auch das Programm für diese von ihnen ‚Theater-Disko‘ benannte Show. Und als singendes, rezitierendes Menschen-Material waren am Konzertpodium eingesetzt: Lino Camillo, der Nino aus Wien, Peaches, The Royal Strauss Sprachorchester (keineswegs royal, mehr social) und Naked Lunch und, und … Und Verena Altenberger ist zu einer kämpferisch heraus geschrienen Kaiserwalzer-Paraphrase angetreten. Als Schlusspunkt ist Lars Eidinger als DJ angesetzt gewesen, doch nach 105 Minuten lautstarker Pop-Disko durfte man ruhig seinen eigenen Schlusspunkt setzen.
Somit, einmal mehr: Solch ein musikalische Glücksfall wie mit der Dynastie Strauss im 19. Jahrhundert ist der heute sich so selbstlobenden Wiener-Stadt mit ihrer Werbe- und Einkaufskultur nicht gegeben. Das an den Charme und die musikalischen Strauss-Feinheiten geschulte Ohr wird vom herzzerreißenden Nino oder seinen aufbrüllenden Kollegen nicht wirklich berührt. Ein anderes Niveau, ein anderer Charme, eine andere Welt. Könnte man diesem derzeitigen ‚Save The Last Waltz‘-Team etwa Maurice Ravels „La Valse“ irgendwie als Letzter Walzer-Vorbild empfehlen? Wohl zu hoch gegriffen. Immerhin, gute Sitten sind gegeben: ‚Johann Strauss 2025 Wien‘ bedankt sich artig für die Filmaufnahme am Grab des Walzerkönigs bei Friedhöfe Wien.
Meinhard Rüdenauer
___________________________________________________________________________________________________________________________
Aberglaube im Theater

TTT: Heut hat sich jemand bei mir bedankt, nachdem ich Toi, Toi, Toi gewünscht habe. Obwohl ich natürlich überhaupt nicht abergläubisch bin, wie alle Theaterleute, fühlte ich mich alarmiert, unsicher ob ich nicht auf striktes Verhaltensgebot aus dem / im Theater aufmerksam machen sollte – andererseits will man ja nicht unhöflich sein, ggf. doch einen dämlichen Eindruck erwecken oder oberlehrerhaft wirken. Da kann es ja nicht schaden der Welt mal Einblick in Theater – Riten zu gewissen Umständen zu geben – mglw. ist da ja doch mehr dran, als manche auf den ersten Blick glauben. Zu meiner Zeit am Theater hielt man sich dran – mit Verstößen diskreditierte man sich.
Aberglaube im Theater
Nicht auf der Bühne essen und trinken, es sei denn es ist Teil der Inszenierung. Private Gepäckstücke dürfen nicht quer über die Bühne getragen werden. (Koffer Taschen Rucksäcke etc. Private Kleidung (bezieht sich auf Jacken und Mäntel) dürfen nicht auf der Bühne getragen werden. Über dem Arm gehängt ist allerdings zulässig. Die Bühne als Abkürzung für einen Weg durch das Theater ist verpönt. Am schlimmsten nach Feierabend auf dem Weg von der Garderobe zum Ausgang. (Beachte die Probezeiten der Theatergeister)Probe niemals an einem Sonntag. Wer auf einer Bühne stolpert, sollte den Weg noch einmal zurück gehen und einen erneuten Anlauf üben.
__________________________________________________________________________________________________________________________
„Lulu“ von Alban Berg und Frank Wedekind mit dem Ensemble der Opernschule der Musikhochschule am 7. Juni 2025 im Wilhelmatheater/STUTTGART
Packende Aufspaltung der Figur
Foto: Christoph Kalscheuer
Der Regisseur Bernd Schmitt hat die schillernde Figur der Lulu gleich in vier Personen aufgeteilt. Das ist ein neuer und durchaus spannender Ansatz. Zunächst erscheint Lulu als Clown (Alba Valdivieso Passolas), dann wird sie zu „la femme“ (Cecilia Seo), zur „Governess“ (Elena Salvatori) sowie zu „la mort“ (Katharina Holzapfel). Außerdem wird noch moritatenhafter Gesang mit Texten von Frank Wedekind geboten. Schmitt leugnet hier auch nicht feministische Ansätze. Lulu befindet sich nämlich ständig auf Kollisionskurs mit gesellschaftlichen Normen. Die Figur der Lulu, der Text von Wedekind und die Musik von Berg sind für Bernd Schmitt unendlich vielschichtig, aber niemals ein Idealbild für menschliches Verhalten. Daraus zieht diese Inszenierung ihre Spannungskraft. Alle Männer sind ihr freiwillig hinterhergelaufen, auch die lesbische Gräfin Geschwitz. Die Tragik dieser Figur liegt für Schmitt darin, dass niemand sie wirklich liebt. So verdeutlicht die Lulu bei Schmitt immer wieder drastisch die Schieflage der Gesellschaft.
Das zerklüftete Bühnenbild und die Kostüme von Annette Wolf zeigen auch zahlreiche Tiermasken und verstärken damit die Wirkung des Fantastischen, Surrealistischen und Skurrilen. Der Boden wirkt zerklüftet, hinter dem niederen Gerüst verschwinden die Figuren wie Gespenster, man hat gleichzeitig das Gefühl, dass eine permanente Angst vor Insekten in der Luft lauert. Im Hintergrund erscheinen dann auf einer Leinwand die verschiedenen Gesichter Lulus, die sich wie in einem Psychogramm aufspaltet. Die rasante Entwicklung der Handlung lässt Bernd Schmitt in elektrisierender Weise Revue passieren. Als der Ehemann und Medizinalrat Dr. Goll mitbekommt, dass Lulu und der Maler Sex haben, stirbt er an einem Herzinfarkt. Sie heiratet den Maler, hat aber gleichzeitig mit dem Verleger und Chefredakteur Dr. Ludwig Schön weiterhin ein Liebesverhältnis. Als dieser mit seiner Verlobten im Publikum sitzt, provoziert sie ihn mit einem gespielten Ohnmachtsanfall. Zuvor hat sich der Maler wegen Dr. Schön das Leben genommen. Lulu heiratet Dr. Schön, die Ehe scheiert jedoch bald – und sie erschießt Dr. Schön bei einer Auseinandersetzung. Man spürt bei dieser Inszenierung, wie der gesellschaftliche Abstieg Lulus unaufhaltsam ist. Zuletzt reist sie nach London, wo sie als Prostituierte arbeitet. Dort wird sie von Jack the Ripper ermordet. Jack the Ripper ersticht auch die ihr nachgereiste Gräfin Geschwitz.
Foto: Christoph Kalscheuer
Das Stuttgarter Kammerorchester und das Erasmus Ensemble Stuttgart musizieren hier unter der Leitung von Bernhard Epstein mit leidenschaftlicher Emphase. In den Zwischenspielen könnte die elektrisierende Glut manchmal noch stärker hervorleuchten – die geschlossenen musikalischen Formen werden aber sehr gut herausgearbeitet. Dies gilt für den rezitativischen Beginn des ersten Bildes, das sich zu einem reizvollen „Poco Adagio“ mit kanonischem Duett steigert, als der Maler Lulu umwirbt. Auch die Form der Canzonetta beim Monolog Lulus an der Leiche des Medizinalrats Dr. Goll sticht stark hervor. Und das aufklärende Gespräch Dr. Schöns mit dem Maler entfaltet sich deutlich aus einem einzigen Rhythmus, wobei Lulus Auseinandersetzung mit Dr. Schön die Sonatenform nie verlässt. Das Prinzip der imitatorischen Satztechnik sowie das geheimnisvolle Auftauchen des Krebsmodus der Erdgeist-Quarten als Schlusspunkt der ersten Szene verdeutlichen die akribische Detailarbeit bei dieser Interpretation. Ihre Struktur fällt so nie auseinander. Die Arietta des komplizierten Koloraturliedes von Lulu kurz vor der Ermordung Dr. Schöns gerät zu einem konsequenten Höhepunkt dieser Entwicklung, wobei es den vier Sängerinnen Katharina Holzapfel, Elena Salvatori, Cecilia Seo und und Alba Valdivieso Passolas glänzend gelingt, die seelischen Qualen Lulus in leidenschaftlichen Kantilenen zu verdeutlichen. Das erneute Liebesbekenntnis von Dr. Schöns Sohn Alwa gerät zu einem aufwühlenden Rondo. Der fis-Moll-Dreiklang bei Alwa und der Fis-Dur-Dreiklang bei Dr. Schön verdeutlichen sehr markant jene Szene, als Dr. Schön von der Galerie aus beobachtet, dass sein eigener Sohn der Liebhaber seiner Frau ist. Versteckt erscheint später sogar das Tristanmotiv. Selbst die Operettenzitate von Lehar und Kalman unterstreichen gelegentlich sogar humoristische Akzente, die Epstein ebenfalls hervorhebt.
Foto: Christoph Kalscheuer
Auch der von Friedrich Cerha vervollständigte dritte Akt erklingt bei dieser insgesamt packenden Aufführung, wobei die Sängerinnen und Sänger von Bernhard Epstein gut geführt werden. Ausdrucksstark ist nicht nur die Gräfin Geschwitz von Sarah Kling, sondern auch der wandlungsfähige Sewon Oh als Alwa Schön und Isaac Tolley als Chefredakteur Dr. Ludwig Schön, dessen Bariton manchmal auch noch voluminöser klingen könnte. Man hat hier immer noch die Idealbesetzung mit Franz Mazura im Ohr. Patrik Hornak als Maler, Siegfried Laukner als Schigolch und Andi Jin als Tierbändiger, Medizinalrat, Theaterdirektor, Journalist und Jack the Ripper liefern überzeugend-dämonische Charakterporträts. In weiteren Rollen fesseln Clara Schneider als Garderobiere, Gymnasiast und Groom, Mathias Tönges als Athlet, Paulo Maria als Prinz, Kammerdiener, Marquis und Kickboxer, Vladyslava Poyan als Bankier, Linda Bennett als 15-Jährige, Rebecca Herter als Mutter, Olha Slatvinska als Kunstgewerblerin sowie Shaoyu He als Diener, Clown und Professor (wobei diese Figur mit Patrik Hornak, Vladyslava Poyan und Mathias Tönges mehrfach besetzt ist).
So ist diese Produktion der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart ein überzeugendes Plädoyer für die Arbeit der Opernschule, die hier Hervorragendes leistet und vom Publikum zu Recht gefeiert wird.
Alexander Walther
_____________________________________________________________________________________________________________
NEWS NEWSLETTER: HEINZ SICHROVSKY: verteidigt Kunst und Kultur – das Wichtigste in Kürze
Lesen Sie den Newsletter zum ersten Mal? Melden Sie sich hier an.
Sollten Sie meinen Newsletter ausreichend interessant finden, schicken Sie ihn gerne weiter. Vielen Dank!
Hilger, Kupfer, Seitter: drei Abschiede
Eben erst habe ich über meinen schleichenden Reifungsprozess vom Zeitgenossen zum Zeitzeugen lamentiert. Und jetzt diese Woche, in der ich von drei Freunden Abschied nehmen musste! Ernst Hilger, den ich schon kannte, als sein Klient Alfred Hrdlicka das Mahnmal bei der Albertina erst skizzierte: ein Galerist mit dem Auge für Qualität, loyal zu seinen Künstlern, unbeirrt durch windige Trendsetter und Marktwertjongleure; und dann zwei große Sängeragenten, die für ihre Klienten da waren und nicht umgekehrt. Als Peter Kupfer starb, trauerten in den Kondolenzbüchern Domingo, Carreras, Bryn Terfel und Juan Diego Florez. Der dritte Verlust betrifft Erich Seitter, der die Karrieren von Elina Garanca und Philippe Jordan in Bewegung gesetzt hat und alles abrufbar hatte, was man über Aufführungsgeschichte ab den Sechzigerjahren wissen kann (noch mehr wusste nur mein Freund Marcel Prawy, von dem Karl Löbl sagte: „Wer ihm zuhört, ist sicher, dass er noch Verdi kannte. Nicht Giuseppe, sondern Monte.“) Und schon wieder erwischt es mich: Sind der entgrenzte Opernenthusiast Prawy und der durch kein Marketinggeklimper zu betörende Kritiker Löbl noch geläufig? Verdi hat noch generationenübergreifende Chancen. Aber Monteverdi?
Zum Stichwort „Sängeragent“ kann ich etwas erzählen. Immer öfter wird mir Unglaubliches zugetragen: Die riesigen internationalen Agenturen häufen möglichst viele Namen an, aktualisieren nicht einmal die Biografien und warten, bis ein Opernhaus per Rundmail eine Fach-Anfrage stellt. Dann schicken sie ein paar Namen in die Runde und kassieren im Erfolgsfall die Provision. Das war einmal anders. Als der Agent Ioan Holender Staatsoperndirektor wurde, gifteten manche über Unvereinbarkeit. Aber Holender hatte ein Ohr für Stimmen, und der Staatsoper entwuchs eine ganze Generation an Spitzensängern. Erreicht wurde Holender vom Österreicher Josef Hussek: Als Besetzungsdirektor des Salzburger Festspielintendanten Ruzicka beförderte er Anna Netrebko, Nina Stemme, Anja Harteros und Jonas Kaufmann ins Weltgeschehen. Heute gibt es nur noch wenige Könner, die ihre Schutzbefohlenen mit Strategie und Instinkt in ein Netz aus Angebot und Nachfrage betten. Meist geht das über die spärlichst nachwachsenden großen Operndirigenten. Hat man zwei im Portfolio und als Musikdirektoren an je einem großen Opernhaus platziert, kann man dort seine halbe Klientel mit unterbringen. Werden die Maestri dann aber von einem Top-Orchester abgeworben, steigen sie zwar an die Weltspitze auf. Nur ihre Verwendung für Sänger sinkt ins Bodenlose.
|
Hier handelt es sich um den Newsletter des Magazins NEWS. Zu Abbonnieren beim Autor Heinz Sichrovsky
_______________________________________________________________________________________________________________
Manfred Schild gewinnt den ersten Österreichischen Komödienpreis Porcia

Alexander Kratzer (künstlerischer Direktor Schauspielhaus Salzburg), Manfred Schild (Autor, Preisträger), Florian Eisner (Intendant Komödienspiele Porcia). Foto: Gabriele Grießenböck
Der Tiroler Autor und Theatermacher Manfred Schild wurde mit dem erstmals vergebenen Österreichischen „Komödienpreis Porcia“ in Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg ausgezeichnet. Sein Stück „doppelt gemoppelt“ überzeugt durch Witz mit Tiefgang und wird 2026 bei den Komödienspielen Porcia und im Schauspielhaus Salzburg uraufgeführt.
Spittal an der Drau/Innsbruck – Wer zuletzt lacht, hat die beste Komödie geschrieben. In diesem Fall war es Manfred Schild, der Grund zum Schmunzeln hatte. Denn sein Theatertext „doppelt gemoppelt“ wurde mit einem neuen Preis bedacht, der das Lachen wieder ernst nimmt.
Am 7. Juni wurde in Spittal an der Drau der erste Österreichische Komödienpreis vergeben. Ein Abend mit Applaus, Witz und erfreulich wenig Pathos. Der Preisträger: Manfred Schild. Geboren 1968, wohnhaft in Innsbruck, beruflich meist dort, wo Theater nicht nur gespielt, sondern gestaltet wird. Schild ist Intendant des Innsbrucker Kellertheaters, vielfach ausgezeichneter Autor und in der österreichischen Kulturszene alles andere als ein Unbekannter. Umso mehr freut ihn, dass die Einreichungen anonym bewertet wurden. Der Text musste für sich sprechen, nicht sein Name. Und das tat er offenbar laut und deutlich.
Das Siegerstück „doppelt gemoppelt“ ist eine Komödie, geschrieben mit scharfem Blick und feinem Gespür für das Alltägliche, das ins Groteske kippt. Eine fünfköpfige Fachjury wählte es aus 56 eingereichten Texten zum besten unveröffentlichten deutschsprachigen Komödientext des Jahres 2025. Mit dem Preis verbunden sind nicht nur 5.000 Euro Preisgeld, sondern auch zwei Aufführungsserien: 2026 wird das Stück im Rahmen der traditionsreichen Komödienspiele Porcia in Spittal an der Drau uraufgeführt und danach ins Programm des Schauspielhauses Salzburg übernommen.
„Manfred Schilds Komödie überzeugt auf den ersten Blick durch ihre absurde Komik. Zwei Personen, die zu Beginn des Stücks aufeinandertreffen und behaupten, sich jeweils in ihrer eigenen Küche zu befinden, verwickeln sich bald in ein temporeiches Verwirrspiel um Wahrheit und Lüge. Besonders gelungen, finde ich aber die gesellschaftskritische Komponente dieses Stücks, das im weiteren Verlauf den heutigen Drang zur Selbstoptimierung ebenso auf die Spitze treibt, wie leider immer noch vorhandene klischeehafte Gender-Zuschreibungen“, sagt Florian Eisner, Intendant des Ensemble Porcia und Initiator des ersten Österreichischen Komödienpreis Porcia.
Das Porcia-Festival gibt es seit 1960. Jeden Sommer verwandelt es das Renaissance-Schloss im Zentrum von Spittal an der Drau in einen Ort für Komödien, die mehr wollen als nur zu unterhalten. Die Komödie wird dort als wichtige Kunstform besonders ernst genommen, da sie die wichtigen Themen der Gesellschaft so verhandelt, dass das Ergebnis nicht trennt oder belehrt, sondern unterhält und verbindet. Der neue Preis ist eine Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg. Er soll dieser freudigen Verbindung Rechnung tragen und künftig jährlich verliehen werden.
Schild nahm den Preis mit trockenem Humor entgegen. „Komödie ist für mich die Königsdisziplin. Sie ist das anspruchsvollste Genre. Eine gute Komödie braucht Takt, Leichtigkeit und Substanz. Wie eine gute Bergtour: Wenn man alles richtig macht, sieht es mühelos aus, aber jedes falsche Wort ist ein Ausrutscher.“
Biografie Manfred Schild
Manfred Schild kam am 17.4.1968 in Innsbruck zur Welt. Nach der Matura studierte er zunächst Germanistik und Geschichte. Weil rasch klar wurde, dass er ein furchtbarer Literaturwissenschaftler werden würde, meldete er sich für die Aufnahmeprüfung am Mozarteum in Salzburg an. Er bestand und studierte von 1991-1995 Theaterregie. Anschließend begann er als Regieassistent am Tiroler Landestheater. Dort machte er auch seine ersten Regiearbeiten. Von 2000 bis 2010 arbeitete Schild als freischaffender Regisseur, Autor und Werbetexter. Seit 2011 leitet er das Innsbrucker Kellertheater.
Schild schrieb insgesamt 8 Hörspiele für den ORF. Sein Hörspiel „Sturm & Zwang“ wurde 2016 von den Kritikern der österreichischen Tageszeitungen zum Hörspiel des Jahres gewählt. Schilds Theaterstücke werden vom Thomas Sessler Verlag vertreten. Die Stücke wurden in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien (Südtirol) gespielt.
________________________________________________________________________________________________