INFOS DES TAGES (MITTWOCH, 26. FEBRUAR 2025)



MusikTheater an der Wien
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Drei Geschichten zum Wiener Opernball
In Memoriam Ewa Twaroch, Max Schautzer und Richard Lugner
Max Schautzer, Eva Twaroch, Dr, Ulrike Messer-Krol damals „Seitenblicke“-Gestalterin. Foto: Andreas Friess
Wenn der Wiener Opernball am Freitag vorbei ist, der Ballsaal in Rekordzeit wieder zu Bühne und zu Zuschauerraum umgebaut , sind die Medien noch immer voll mit Berichten über die anwesenden Gäste, die fehlenden Gäste und die fehlenden Gastgeber in den Logen. Ein Name findet seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts immer wieder Erwähnung , Richard Lugner, erfolgreicher Baumeister und umtriebiger Chef der zentral gelegenen Lugner-City, Einkaufszentrum mit Wohlfühlcharakter für den ganzen Bezirk.
Sein überraschendes Ableben im August 2024 hat zumindest heuer die Welt der Empfänge, Soupers, der Galapremieren, der Bälle weniger bunt und beschwingt scheinen lassen. Kritisiert, negiert, beklascht, geschätzt , sogar verehrt hat er konsequent und, wie es in Wien heißt, ohne Genierer, vor allem den jährlichen Opernball zu seiner Medienbühne umfunktioniert. Vor über dreißig Jahren fing er damit an. Für dieses Jahr konnte er nicht mehr planen . Seine Fans trauern um ihn.
Max Schautzer, Eva Twaroch. Foto: Andreas Friess
Schon länger von den Bildschirmen und damit aus dem Gedächtnis des Fernsehpublikums verschwunden ist ein anderer Österreicher, der im Jänner 2025 die Showbühne für immer verlassen hat. Er war auch auf dem Wiener Opernball, aber nur ein einziges Mal und das beruflich.1994 wusste er nach dieser arbeitsintensiven Ballnacht nicht wie ihm geschah, soviel Kritik bekam er zu hören. Max Schautzer hatte die Live-Übertragung für den ORF moderiert, die mit vielen neuen Elementen, Zuspielungen, Live—Modeschau und neu gestattetem Product Placement, Sekt und Mozartkugeln, reüssieren wollte. So meinte ein gleich zu Beginn interviewter Feuerwehrmann, am schönsten wäre der Ball, wenn er vorbei sei. Zum ersten Mal war auch die Mitternachtsquadrille, die damals um 1h nachts stattfand, zu sehen.
Nachdem viele Mediengrößen entweder abgesagt oder den Termin nicht frei hatten, wurde der in Live- Moderationen erprobte vom Fernsehintendant Wolfgang Lorenz persönlich an seinem Urlaubsort angefragt und engagiert. Man kannte und schätzte einander seit dem Eurovision Song Contest 1979 in Jerusalem. Max Schautzer hat für die ARD über den deutschen Beitrag Dschinghis Khan- Dschingis Khan berichtet. Dieser erreichte den heute unglaublichen vierten Platz. So konnte der Landsmann leichten Herzens das Österreichische Team trösten, das mit HEUTE IN JERUSALEM, gesungen von Ina Simon, Musik Peter Wolff und Text Andre Heller enttäuscht aber gefasst letzter geworden war.
Eva Twaroch, Dr. Ulrike Messer-Krol -die Autorin dieses Artikels – und Max Schautzer
Die Karriere des gebürtigen Kärntners war geprägt von vielen ikonischen Fernsehsendungen, darunter die legendäre Quizshow „Allein gegen alle“ und die unterhaltsame Reihe „Pleiten, Pech und Pannen“, die er selbst konzipierte. Schautzer moderierte auch beliebte Shows wie das „ARD Wunschkonzert“, „Immer wieder sonntags“ und die ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“. Durch die Tätigkeit in Deutschland hatte er seinen heimatlichen Sprachduktus völlig verloren. Es nützte nichts, dass er während der Sendung immer wieder betonte, wie sehr es ihn freue, einmal wieder in seiner Heimat arbeiten zu können . Was macht ein Deutscher auf dem Opernball, war noch die netteste Kritik der erbosten Zuschauer. Es wurde die meistgesehenen Sendung des Jahres mit den meisten negativen Anrufen. Max Schautzer erholte sich von dem Schock und setzte seine Karriere in Deutschland fort.
Seine Kollegin an diesem 6. Februar 1994 hatte auch nur einen Auftritt als Ballmoderatorin . Bekannt und geschätzt war sie als Auslandskorrespondentin für den ORF in Paris. In der Metropole an der Seine hatte die Tradition der Opernbälle begonnen, der österreichische Kaiserhof wollte aber kein „unsittliches“ Treiben , vor allem nicht den neuen Modetanz Walzer im neu erbauten Opernhaus. Erst als Johann Strauss mit einem Riesen- Orchester bei diesen Festen Triumpfe feierte, blieb dem Monarchen keine Wahl als dem Drängen des damaligen Direktors Franz von Jauner nachzugeben . An einem Dienstag, am 11. Dezember 1877 , vor fast 150 Jahren war es soweit. Es wurde eine Opern- Soirée gestattet, zugunsten des Pensionsfonds der Hoftheater, eine elegante musikalische Abendunterhaltung, die Damen in großer Toilette, die Herren in Frack. Die Produktion, so hieß der abwechslungsreiche Konzert-Teil, begann, ganz wie heute, um 22 Uhr ,aber nicht mit den Fanfaren zum Einzug des Hofes, die Kaiserloge blieb leer, sondern mit dem Hochzeitsmarsch von Mendelsohn.
Über diese glorreiche Vergangenheit sollte Eva Twaroch, wunderschön und exquisit gekleidet in einer von Chanel zur Verfügung gestellten Robe im Laufe des Abends berichten. Aber sie, die unerschrocken von den schwierigsten politischen Ereignissen mitten im Geschehen berichten und jederzeit auf Abruf die interessantesten Statements live vor der Kamera ins Mikrophon sprechen konnte, fühlte sich in dem Gewühl und Ballgetriebe nicht wohl. Erleichtert kehrte sie vom glatten Parkett der Wiener Gesellschaft auf das nicht weniger risikoreiche politische Parkett der aktuellen Berichterstattung zurück. Zum Jahresende 2018 hat sie zum Ensetzen aller dieses für immer verlassen. Sie fehlt allen die sie kannten und liebten.
Richard Lugner mit Ivana Trump – Ex-Gattin des derzeitigen US-Präsidenten.
Vor über 30 Jahren war aber die Welt kurzfristig in Ordnung. Österreich war mit großer Zustimmung der Bevölkerung Mitglied der EU geworden, Donald Trump noch lange kein Präsident und seine von ihm geschiedene Frau Ivana der nicht unbedingt heftig akklamierte aber interessante Gast von Richard Lugner.
Sein Debüt als Logenregent mit wechselnder Entourage ,aber immer mit einem Stargast, der allen anderen um Publicity heischenden Besuchern die Show stehlen sollte , verdankt er den zu geringen Mitteln, die das österreichische Fernsehen für Spaß und Tollerei in der Faschingszeit zur Verfügung hatte. 1992 wollte der damalige Fernsehintendant für FS2 Ernst Marboe relativ kurzfristig den Faschingssamstag mit dem besten und fröhlichsten Live-Programm direkt aus den Studios des TV-Zentrums Küniglberg bespielen lassen. Die gesamte Abteilung Unterhaltung rotierte, Idee um Idee wurde geboren, aber etwas fehlte, ein Star. Die Schallplattenfirmen, die gab es damals noch, wurden nachgefragt, Harry Belafonte hatte Zeit und Lust zu kommen, natürlich nicht gratis, ein Sponsor wurde dringend gesucht. Herr Lugner kam ins Gespräch, er hatte immer wieder finanzkräftig Events in seinem vor kurzem eröffnetem Shoppingtempel inszeniert und als einer der ersten erkannt, dass ein Bericht darüber in dem damals höchst erfolgreiche Gesellschaftsmagazin Seitenblicke für alle Beteiligten eine Win Win-Situation ergab. Die Gage für einen US-Star war aber in einer anderen Größenordnung als die Kosten für bunte Abende in Wien , so groß konnte auch die Werbewirkung eines Besuches in der Lugner City nicht sein. Der Opernball fand zwei Tage vorher statt, Herr Belafonte kam etwas früher nach Wien und Gastgeber Richard Lugner lud ihn in seine Loge ein. Damit war er bei jedem Foto, jedem Interview dabei, und es gab in Österreich fast niemanden mehr , der ihn spätestens jetzt nicht kannte.
Da der erfolgreiche Baumeister der früheren Berufsjahre auch ein Marketingprofi war, kaufte er weiterhin jedes Jahr eine Loge , engagierte mehr oder weniger, oft auch sehr erfolgreich einen ab sofort immer weiblichen Star aus Film oder Fernsehen, stellte ihn in der eigens dafür organisierten Pressekonferenz medienwirksam vor. Auf dem Ball setzte er sie gut sichtbar in die erste Logenreihe , im Opernalltag einer der teuersten Plätze, begleitete die Dame zum TV-Interview und wich zumindest bis Mitternacht nicht mehr von ihrer Seite.
Damit sich die Sache rechnet, war vor dem glamourösen Schauspiel am Wiener Ring am Nachmittag des Vortages der große gemeinsame Auftritt am Wiener Gürtel – vor einem neugierigen und dankbaren Publikum, für das “gemma lugnern” zumindest an diesem Tag fix auf seinem Lebensprogramm stand wie auf dem des Hausherren.
Ulrike Messer-Krol
Bayerische Staatsoper: Umbesetzung bei „Der Rosenkavalier“
Hiermit möchten wir Sie über folgende Umbesetzungen informieren:
In der Vorstellung von Der Rosenkavalier am 23. März 2025 übernimmt Diana Damrau die Partie der Feldmarschallin anstelle von Marlis Petersen. In den Vorstellungen am 26. und 29. März 2025 übernimmt Jacquelyn Wagner die Partie der Feldmarschallin.
Diana Damrau
Diana Damrau studierte Gesang an der Musikhochschule Würzburg. Sie ist regelmäßig u. a. an der Staatsoper Berlin, der Staatsoper Hamburg, der Semperoper in Dresden, der Oper Zürich, der Wiener Staatsoper, der Opéra national de Paris, dem Teatro alla Scala in Mailand, dem Teatro Real in Madrid, dem Royal Opera House Covent Garden in London und der Metropolitan Opera in New York sowie bei den Salzburger Festspielen zu Gast. 2007 wurde sie zur Bayerischen Kammersängerin ernannt, sie erhielt zudem das Bundesverdienstkreuz und den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Zu ihrem Repertoire gehören Partien wie Donna Anna (Don Giovanni), Contessa di Almaviva (Le nozze di Figaro), Amina (La sonnambula), Gilda (Rigoletto), Elvira (I puritani) und Leïla (Les Pêcheurs de perles) sowie die Titelpartien in Maria Stuarda, Anna Bolena, Roméo et Juliette, La fille du régiment, und Lucia di Lammermoor. Als erste Sängerin in der Geschichte der Metropolitan Opera sang sie Pamina und die Königin der Nacht in verschiedenen Aufführungen derselben Inszenierung. Seit ihrem Debüt an der Bayerischen Staatsoper 1999/2000 als Zerbinetta (Ariadne auf Naxos) sang sie hier u. a. die Königin der Nacht, Marzelline (Fidelio), Sophie (Der Rosenkavalier), Gilda (Rigoletto), Susanna und Contessa (Le nozze di Figaro), Gräfin (Capriccio) und gab mehrere Liederabende. 2023/24 gab sie hier ihr Rollendebüt als Rosalinde (Die Fledermaus), 2024/25 ist sie als Feldmarschallin (Der Rosenkavalier) zu erleben.
Jacquelyn Wagner
Jacquelyn Wagner studierte Gesang an der Manhattan School of Music und an der Oakland University of Michigan. Als ehemaliges Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin war sie dort u. a. als Violetta (La traviata), Pamina (Die Zauberflöte), Micaëla (Carmen), la Contessa di Almaviva (Le nozze di Figaro) und Gretel (Hänsel und Gretel) zu erleben. Ihr Repertoire umfasst zudem Partien wie Mimì (La bohème), Vitellia (La clemenza di Tito), Gutrune (Götterdämmerung) sowie die Titelpartien in Jenůfa, Norma, La rondine, Arabella und Giovanna d’Arco. Gastengagements führten sie etwa an die Semperoper in Dresden, die Deutsche Oper am Rhein, die Oper Frankfurt, die Wiener Staatsoper, die Staatsopern in Hamburg und Stuttgart, die Oper Zürich, die Opéra national de Paris, die De Nationale Opera in Amsterdam, das Gran Teatre del Liceu in Barcelona, das Teatro Real in Madrid, das Teatro alla Scala in Mailand, die Minnesota Opera sowie zu den Osterfestspielen in Salzburg und dem Festival in Aix-en-Provence. An der Bayerischen Staatsoper debütierte sie 2015/16 als Donna Anna (Don Giovanni). 2024/25 ist sie hier als Feldmarschallin (Der Rosenkavalier) zu erleben.
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Auch anderswo stinkt es. Ob die Wiener Oper mit ihrem Barbier-Bühnenbild als Vorbild gedient hat?
Vom 12. bis 16. März wird Vikersund zum Zentrum der Skisprungwelt, wenn dort die Raw-Air-Tour im Rahmen des Weltcups stattfindet. Doch nur wenige Wochen vor dem Skisprung-Event sorgt ein übler Geruch für Besorgnis bei Veranstaltern und Anwohnern. Der Gestank, der wohl den gesamten Ort überzieht, wird von den Bewohnern mit dem von „verwesenden Leichen“ verglichen.
W.H
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Opéra de Monte -Carlo Salle Garnier: DAS RHEINGOLD am 22.2.2025
Foto: Marco Borrelli
Wer Monaco hört, denkt nicht unbedingt an Oper und schon gar nicht an Richard Wagner. Aber 2009 überzeugte Der fliegende Holländer in der Inszenierung von Francesca Zambello, in Wien bekannt durch die erfolgreiche Produktion Rebecca im Raimund Theater , seit 2011 künstlerische Leiterin der Washington National Opera – wie lange noch ? Der Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt am Beginn seiner Karriere als berührender Eric und ein besonderes Erlebnis für das Publikum: Durch die großen Fenster im Saal hat es einen direkten Blick aufs das Mittelmeer , bevor sich die Vorhänge schließen und das Tosen der Wellen aus dem Orchestergraben erklingt. Jose Cura in der Titelrolle als Tannhäuser auf französisch mit der jetzt in Bayreuth so erfolgreichen Dirigentin Natalie Stutzmann folgte 2017.
Bereits im Jahre 2005 war der Orchestergraben tief unter die Bühne erweitert worden . Damit genug Platz für ein Wagner-Orchester , das durch die teilweise Abdeckung auch nie zu laut wird. Das ist nur eine Erklärung für die teils überraschenden Klänge an diesem Wagner- Abend . Es musiziert nicht das angestammte Orchestre Philharmonique de Monte Carlo sondern Les Musiciens du Prince – Monaco. Dirigent und Orchestervorstand ist seit März 2019 der Italiener Gianluca Capuano. Er feierte mit dem 2016 auf Anregung der aktuellen Intendantin Cecilia Bartoli gegründeten Klangkörper vorerst mit Werken aus dem Barock – Händel und Vivaldi- dann auch Mozart und Rossini im Fürstenstaat und auf Tourneen Erfolge . International , zu Pfingsten sowie im Sommer in Salzburg und zuletzt wieder 2024 an der Wiener Staatsoper . Heuer hat sich das im wahrsten Sinn des Wortes eingespielte Team , laut Programmheft 77 Musiker darunter 5 Wagner-Tuben, an ein Werk des deutschen Meisters gewagt.
Musiziert wird auf alten Instrumenten ,die Violinen mit Darmsaiten, die nicht nur in Vor- Wagner-Zeiten an Fürsten- und Königshöfen sondern bis zum ersten Weltkrieg verwendet wurden. Der Maestro versprach einen transparenten Ton, vielleicht auch rauer, aber radikal unterschiedlich zu dem” son wagnérien monumental” an den wir uns in den letzten hundert Jahren gewöhnt haben.
Monumentale Töne wären in dem vom damaligen Architekturstar Charles Garnier 1878 geplanten Saal, errichtet in acht Monaten und 16 Tagen !! mit nur 524 Sitzplätzen auch schwer zu genießen . Schon die Intimität des prunkvollen Raumes läßt Vergleiche mit den großen Wagnerorchestern an den großen Bühnen der Welt nicht zu. Aber der mutige Versuch als Vorausblick auf das Ring-Jubiläumsjahr 2026 ist gelungen. Die vier Vorstellungen sind vielleicht nicht das unbedingte Ziel von Wagner-Enthusiasten weltweit aber immer ausverkauft und lange, viel länger beklatscht als sonst in Monte Carlo üblich, wo meist im Anschluß an musikalische Genüsse ein fulminanten Mahl in einem der feinsten Restaurants wartet.
Überzeugt hat die Inszenierung des gebürtigen Turiner Allroundkünstlers Davide Livermore , der allein neun Berufsbezeichnungen aus der Welt der Klassk aufweist . Die Decors von Eleonora Peronetti, Kostüme mit sehr viel Pelz von Gianluca Fala und die Lichtgestaltung durch Antonio Castro werden unterstützt von einem beeindruckend personalintensivem Team hinter den Kulissen.
Es beginnt mit einem kleinen Jungen, der “nur spielen” will und kluge Sätze über Spieler und ihre unbegrenzten Möglichkeiten zu Papier bringt . Das faltet er auf Kinderart zu einem Flieger der sich in der Luft in eine Douglas DC3 aus den 30er Jahren verwandelt, das bis heute meist gebaute Passagier- oder Transportflugzeug. Berühmt vor allen als Rosinenbomber, die das eingekesselte Berlin mit Nahrungsmittel aus der Luft versorgten.
Auf der Bühne der Salle Garnier stürzt es zu den Tönen des Vorspiels in den tiefen Rhein.
Wie der Theaterkritiker André Peyregne in NICE MARTIN begeistert im Detail beschreibt, misst der sichtbare silberglänzende Rumpf ganze 8 Meter , der Flügel, teils abgerissen auch noch 7 Meter. Diese Szenerie mit Anklängen an den Festspielhaus-Lohengrin des Landestheater Salzburg 2019 bleibt gekonnt und wirkungsvoll eingesetzt die Hauptspielstätte , ergänzt durch Videoprojektionen im 3 D Verfahren mit Projektionswänden in beeindruckender Größe von 13 bzw 12 Meter Breite. Die Unterwasserszenen im Hintergrund wurden in der Therme Montegrotto bei Padua gedreht, wo mit 42 Meter eines der tiefsten Tauchbecken weltweit zur Verfügung steht. Eine Kulisse in einer Größenordnung die auch den Bayreuther Meister beeindruckt hätte. Wenn auch nicht angekündigt läßt doch der Einsatz so großer technischer Mittel auf eine Fortsetzung des Ring des Nibelungen in den nächsten Jahren schließen – sozusagen der Gral jeder Operndirektion, aber wohl auch in Monaco eine Frage des Geldes.
Foto: Marco Borrelli
Und der zur Verfügung stehende Besetzung : Mit Christopher Pulvers als Wotan und Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Loge stehen zwei solide Verteter ihres Faches auf der Bühne, Der Göttervater aus England konnte in seinem anscheinend ersten Wagner- Auftritt nur bedingt überzeugen und hat für nächste Aufgaben noch Luft nach oben. Für alle Sänger – Kollegen war es schwierig zu bestehen neben dem gesanglich und auch körperlich alle überragenden ungarischen Bassbariton Péter Kalman als Riesen-Zwerg Alberich. Die Regie wußte seine Darstellungskraft zu nutzen und konnte dadurch die wirksamsten Szenen gestalten. Schon mit den Rheintöchtern auf dem Grund des Flusses inmitten Gepäckstücken und im Wasser treibender toter Passagieren, aber auch als Gegenspieler zu Michael Laurenz als Mime im Nibelungenreich. Das Gold in einem strahlenden Gefäss gestohlen verteilt sich glänzend über die Bühne. Der Tarnhelm macht nicht nur unsichtbar sondern ist auch unsichtbar genauso wie es der Riesenwurm bleibt, dessen Größe und Zerstörungswut durch einstürzende Häuserzeilen erschreckend demonstriert wird. Die Überwältigung des auf einem Flugzeugsitz sich verkriechenden Zwerg ist dann ein leichtes Spiel. Erst um den Ring zu gewinnen müssen Loge und Wotan alle Kraft aufwenden. Die Übergabe an die zwei Riesen – Zottelungeheuer mit gewaltigen Hörnern- fällt schwer. Erst der aus dem Flugzeuginneren wirkungsvoll inszenierte Auftritt von Erda, Ekaterina Semenchuk , neben dem türkisch-deutschen Mezzosopran Deniz Uzun ( kurzfristig eingesprungen ) als Fricka und Melissa Petit als Freia gesanglich überzeugend, kann Wotan umstimmen. Der Brudermord aus von Loge gezielt angestachelter Gier taucht den ganzen Bühnenhintergrund in Blut, beeindruckender Hinweis auf weiter drohendes Unheil. Vorerst bietet aber der silberne Vogel als Zugang zu einem von den Riesen prunkvoll gestalteten Palast Zuflucht für das Göttergeschlecht mit Kartal Karagedik als Donner und Omer Kobiljak als Froh in strammen Militäruniformen, vielleicht der US-Piloten der abgestürzten Maschine. An Wotans Hand der kleine Junge aus den Bildern zwischen jedem Schauplatzwechsel, der zukünftige heiß ersehnte Held . Sein Papierflieger schwebt real über die Bühne, auf den letzten Zettel hat er geschrieben : Und was spielen wir jetzt?
Was Richard Wager betrifft, zunächst einmal TRISTAN UND ISOLDE 2. Akt in einer konzertanten Version am Sonntag, 2. März im Auditorium Rainier III mit den auch hierorts bewährten Titelhelden Andreas Schager und Anja Kampe . Im ersten Teil das Adagio der 10. Symphonie von Gustav Mahler. Am Pult Philippe Jordan , vor ihm das Ochestre philharmonique de Monte Carlo. Wer Spass und Spiel vereinen will, kann am gleichen Tag vorher noch den letzten Corso der Fête du Citron in der Nachbarstadt Menton genießen.
Foto: Marco Borrelli
Foto: Marco Borrelli
Foto: Marco Borrelli
Ulrike Messer-Krol
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